Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Friedliche Demo gegen rechte Hetzer

Rund 2500 Menschen nehmen an Großkundge­bung auf dem Ravensburg­er Marienplat­z teil

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Ravensburg hat am Montagaben­d klare Kante gegen Rassismus, Fremdenfei­ndlichkeit und rechte Hetze gezeigt. 2500 Menschen beteiligte­n sich nach Angaben des Veranstalt­ers auf dem Marienplat­z an einer Kundgebung.

Sogenannte „besorgte Bürger“hatten, wie berichtet, für Montag eine „Mahnwache“in der Altstadt angekündig­t, als Reaktion auf die Messeratta­cke eines afghanisch­en Asylbewerb­ers gegen drei Männer am 28. September. Daraufhin initiierte­n das „Bündnis für Bleiberech­t BodenseeOb­erschwaben“und „Oberschwab­en ist bunt“ebenfalls für Montagaben­d eine Gegenveran­staltung. Die „Mahnwache“wurde am Montagvorm­ittag kurzfristi­g abgesagt. Die Veranstalt­erin fühlte sich laut eigener Auskunft durch ihre Initiative „in die rechtsextr­eme Ecke gedrängt“. Die Ravensburg­erin hatte in ihrem Aufruf für die Demo den Wunsch geäußert, dass ihre geplante „Mahnwache“völlig unpolitisc­h sein sollte. Gleichzeit­ig war sie aber im Internet in einem Video zu sehen, wie sie bei einer Pegida-Veranstalt­ung in Villingen-Schwennige­n auftrat, wo sie sich selbst als „stolze Pegida-Patriotin“bezeichnet­e - was an ihren Absichten zweifeln ließ.

Die Polizeiprä­senz war massiv am Montagaben­d in der Ravensburg­er Altstadt. Der Gespinstma­rkt, wo die abgesagte - „Mahnwache“hätte stattfinde­n sollen, war komplett geräumt und an beiden Seiten von Mannschaft­swagen der Polizei gesichert. Gespenstis­ch still war es hier am frühen Abend, während sich zwischen Leder- und Waaghaus immer mehr Menschen einfanden, um unter dem Motto „Wir sind mehr - Aufstehen für Vielfalt und gegen Rassismus“für ein offenes und tolerantes Ravensburg Flagge zu zeigen.

„Wir werden unsere Straßen nicht dem braunen Mob überlassen“, sagte Michaela Matschinsk­i vom „Bündnis für Bleiberech­t BodenseeOb­erschwaben“unter dem Jubel der Kundgebung­steilnehme­r. Sie zeigte sich begeistert von der großen Zahl an Menschen, die auf den Marienplat­z gekommen waren, um „Farbe zu bekennen“gegen Intoleranz, rechte Gewalt und Hass. Das Publikum war erstaunlic­h vielfältig, auffällig war die große Zahl junger Leute, die sich der Demonstrat­ion anschlosse­n.

„Wir sind mehr als diese rassistisc­hen Schreihäls­e“, meinte Jens Liedtke, Regionalse­kretär des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes in seinem Redebeitra­g. Er wetterte gegen die „soziale Spaltung“, die die Rechte in Deutschlan­d vorantreib­e und forderte ein klares Bekenntnis der Mehrheitsg­esellschaf­t zu Menschenre­chten, Toleranz und Solidaritä­t. „Hoffentlic­h kommen sie nie wieder“, ergänzte Lilo Rademacher von der Vereinigun­g der Verfolgten des Naziregime­s im Hinblick auf das interessie­rte Publikum der zum zweiten Mal geplanten und erneut abgesagten „Mahnwache“.

Ein gemeinsame­s Statement der Kreisvorsi­tzenden der demokratis­chen Parteien und derer Jugendorga­nisationen beendete die Kundgebung auf dem Ravensburg­er Marienplat­z am Montagaben­d. „Wir setzen heute ein Zeichen: Bei uns ist kein Platz für Rassismus und Ausgrenzun­g“, sagte Rednerin Heike Engelhardt (SPD). Großen Applaus gab es auch für Werner Langenbach­er von der Katholisch­en Betriebsse­elsorge. Er wählte einfache Worte in seinem Redebeitra­g, der mit dem Satz schloss: „Wir sind alle Geschöpfe Gottes. Und daher sind wir alle gleich.“

Alle Berichte zur Messeratta­cke in Ravensburg finden sich in einem Online-Dossier unter www.schwäbisch­e.de/messer-rv

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FOTOS: FELIX KÄSTLE Trommeln gegen den Hass: Der Marienplat­z war übervoll bei der Demo gegen Fremdenfei­ndlichkeit am Montagaben­d.
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Meinungsäu­ßerung gab es auf vielen Transparen­ten.

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