Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
OSK muss mehr Pfleger einstellen
Bundesgesundheitsministerium schreibt ab 1. Januar 2019 Mindestgrenzen vor.
BAD WALDSEE/KREIS RAVENSBURG - Ab dem 1. Januar 2019 soll es eine Untergrenze für Pflegekräfte in allen deutschen Krankenhäusern geben. Das legt eine neue Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin fest. Die Mindestgrenzen sollen für besonders pflegeintensive Abteilungen gelten – also Intensivstationen, Kardiologie, Unfallchirurgie und Geriatrie. Für den OberschwabenklinikKrankenhausverbund (OSK) mit den drei Häusern in Bad Waldsee, Ravensburg und Wangen bedeutet dies nach aktuellen Berechnungen einen zusätzlichen Bedarf an vier bis sechs Vollzeitpflegekräften. Das teilte die OSK auf SZ-Anfrage mit.
Vier bis sechs Mitarbeiter fehlen
„Wir sind noch am Rechnen, da muss jede einzelne Schicht betrachtet werden“, erläutert OSK-Pressesprecher Winfried Leiprecht. Bisheriges Ergebnis: Die Oberschwabenkliniken liegen in allen drei Häusern unter der ab 2019 geforderten Personalmindestgrenze. Teilweise betrifft es nur die Tagesschichten, in manchen Abteilungen fehlen vor allem nachts Pflegekräfte. Die vier bis sechs fehlenden Mitarbeiter sollen spätestens bis 1. Januar eingestellt werden. „Bezogen auf die 1700 Vollzeitkräfte in unseren drei Häusern ist das nicht viel, aber es fehlen Mitarbeiter“, fasst Leiprecht die aktuellen Auswirkungen der Verordnung (die „Schwäbische Zeitung“berichtete) auf die OSK zusammen.
Die drei Kliniken sind von den Personalforderungen unterschiedlich betroffen: Auf den Intensivstationen am Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg und am Westallgäu-Klinikum in Wangen werden die Untergrenzen für Pflegepersonal laut Leiprecht jeweils „leicht“unterschritten, im Krankenhaus Bad Waldsee liege die Personalstärke in der Unfallchirurgie ebenfalls „leicht“unter der geforderten Mindestgrenze. Pro genannter Abteilung seien es ein bis zwei fehlende Vollzeitpflegekräfte. Falls die Mindestgrenzen ab 1. Januar nicht erreicht werden, drohen finanzielle Verluste. „Wir müssen dann keine Abteilungen schließen, aber für Nichterfüllen wird es Abschläge auf Vergütungen geben“, erläutert Leiprecht.
Die Intensivstation in der Waldseer Klinik sei von der Untergrenze für Pflegekräfte nicht betroffen, da die neue Verordnung nur für Abteilungen gelte, in denen sogenannte Intensiv-Komplexpauschalen abgerechnet würden. Das treffe auf das Krankenhaus in der Kurstadt mit den sechs Intensivbetten nicht zu. Für den Bereich Geriatrie müsse die OSK kein weiteres Personal einstellen, da diese Abteilung an keiner der Kliniken in der „geforderten Form“vorhanden sei.Ein großes Problem für Krankenhäuser stellt bei der Erfüllung der Mindestgrenzen der Fachkräftemangel dar. „Intensivpflegepersonal ist schon seit Jahren nur noch sehr schwer zu finden. Mittlerweile hat sich das auf den gesamten Pflegebereich ausgedehnt“, berichtet Leiprecht. So werden nach Auskunft des OSK-Pressesprechers die Zeiten, in denen Stellen (beispielsweise wegen Kündigung oder Krankheit) nicht nachbesetzt werden können, immer länger. Also würden immer häufiger Leihkräfte eingestellt, die jedoch um ein „Vielfaches teurer“seien als angestelltes Personal.
Verstärkt hauseigene Ausbildung
Die OSK setze daher verstärkt auf die hauseigene Ausbildung im Pflegebereich. So sei beispielsweise am Klinikum in Wangen ein neuer Krankenpflegerkurs dazugenommen worden. Die Auszubildendenzahlen bei der OSK lagen in den vergangenen Jahren konstant bei rund 230, im Jahr 2017 erstmals bei 245. „Wir haben die Ausbildung im Bereich Pflege ausgebaut“, so Leiprecht. Rund 190 der 245 Auszubildenden sind in der Pflege tätig.
Da keine Pflegekraft durchgehend an sieben Tagen rund um die Uhr arbeiten kann, sind nach Angaben der OSK insgesamt 5,2 Pfleger in Vollzeit im Schichtbetrieb nötig, um eine Vollzeitpflegeposition auf einer Station zu allen Tages- und Nachtzeiten besetzt zu haben.