Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorfer Genießerwochen starten
Es stehen Gerichte aus Acapulco bis Geblisberg auf dem Speiseplan.
AULENDORF - Zagreb, Acapulco, Hamburg, Geblisberg – das sind nur einige der Stationen, die die Aulendorfer Wirte bei den diesjährigen Genießerwochen umsetzen. Zwischen 26. Oktober und 11. November locken die Gastronomen mit Gerichten, die dem jeweiligen Stadtmotto entsprechen – und haben sich heuer auch beim Rahmenprogramm Extravagantes einfallen lassen.
„Es ist schön, dass die Wirte sich so zusammentun, das gibt es nicht überall“, freut sich Oliver Spähn vom Gasthaus zum Rad über die gemeinsame Aktion von in diesem Jahr acht Aulendorfer Gastronomen. Mit dabei sind das Bistro Kaktus, das Gasthaus Hasen, das Jägerhäusle, das Gasthaus zum Rad, das Irreal, der Heuboda, Engels Hotel&Diner und das Wirtshaus Schalander. Sich zusammenzutun und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, das sind die Aulendorfer gewohnt. Dass die Stadt nun nach Jahren der Haushaltskonsolidierung wieder anfängt, den Tourismus in der Stadt zu fördern, kommt bei den Wirten gut an.
Tourismusförderung gewünscht
Es gehe in die richtige Richtung, findet Spähn, sieht mit Blick auf die Kurtaxe, die er von seinen Übernachtungsgästen kassiere, die Stadt aber auch in der Pflicht, etwas zu tun, „damit wir wettbewerbsfähig sind“. Es sei ein Prozess, findet Florian Angele vom Wirtshaus Schalander. „Grundsätzlich ist es schön, dass es von der Stadt wieder mehr Engagement gibt.“Allerdings sei der Effekt noch nicht besonders deutlich spürbar. „Uns haftet immer noch das Image an: Aulendorf ist arm. Die Leute müssen erst sehen, was hier geboten ist.“
Im Falle der Genießerwochen ist das einiges. In die kroatische Hauptstadt Zagreb geht es etwa mit dem Hasen-Team. Gegrillte Fisch- und Fleischgerichte, aber auch herzhafte Eintöpfe und eine passende Getränkeauswahl stehen auf dem Speiseplan. Das Irreal indes verschreibt sich der Stadt Hamburg und verwandelt sich abwechselnd in eine Hafenkneipe, eine Bar auf St. Pauli oder einen Club im Schanzenviertel. Neben Fischbrötchen und Schnaps stehen in der Bar vor allem die Veranstaltungen im Fokus der Genießerwochen: vom Frühschoppen mit dem Marinechor Aulendorf über einen Fischmarkt bis zu einer Burlesque-Show. „Das ist sogar für unter 16-Jährige freigegeben, es ist also kein billiger Striptease, sondern eine ganz professionelle Show“, berichtet Bar-Inhaber Daniel Jöchle.
Im Jägerhäusle bleibt Elmar Christa dem Thema „Von München nach Wien“treu, „aber wir wollen Abwechslung reinbringen, darum haben wir uns schon lange Gedanken gemacht“. Noch stehe die Karte nicht ganz, aber „von Schweinshaxen – ausgelöst in dunkler Biersoße – bis Zwetschgenröster als Nachtisch“werde es gehen. „Wir haben uns Köln rausgesucht, weil München und Hamburg schon belegt waren“, scherzt Heuboda-Wirt Otto Degele und zeigt sich dann doch zufrieden mit seiner Wahl: „Als Bierlokal passt das gut zu uns.“Passenderweise gibt es zu den Genießerwochen dann auch Kölsch in der Stange und dazu typisch kölsche Snacks wie Halve Hahn oder Himmel un Äd – was sich jeweils dahinter verbirgt, können Genießer selbst herausfinden.
Die Besucher der Genießerwochen, das habe sich über das Gewinnspiel im Vorjahr gezeigt, kämen nicht nur aus Aulendorf und Umgebung, sondern tatsächlich auch aus der weiteren Region, berichtet Brigitte Engel. Auch aus Biberach oder gar aus Radolfzell seien Gäste da gewesen. Eine gemeinsame Verlosung wird es indes heuer nicht geben. „Das war uns zu heiß vom Datenschutz her“, begründet Engel.
Kulinarisch widmet sich das Engel Hotel&Diner der amerikanischen Stadt Dallas; Südstaatenküche mit Burger und Texassalat, aber auch Whiskey spielen eine Rolle. „Es lag nahe“, sagt Stefanie Engel, „weil wir in diese Richtung auch Musik machen.“Country, Folk und Bluegrass mit Peter Engel gibt es dazu an zwei Terminen. Im Bistro Kaktus hält Jusuf Berisha es stilecht: Acapulco und mexikanische Gerichte wie Fajitas mit Fleisch oder Gemüse stehen auf der Karte, „natürlich wie es sich gehört bunt, scharf und lebenslustig“.
Köche bestimmen Motto selbst
„Unsere Küche freut sich immer sehr auf die Genießerwochen, weil sie dann etwas ganz anderes kochen können“, sagt Oliver Spähn und hat seine Rad-Köche mitbestimmen lassen, wohin die kulinarische Reise führt – und deren Wahl fiel auf Südfrankreich: Mit Marseille kommen Lamm, viel Fisch und Meeresfrüchte sowie passende Rotweine auf den Tisch. In heimischen Gefilden fündig geworden ist Florian Angele; im Wirtshaus Schalander heißt das Motto diesmal Geblisberg und bleibt bei bewährtem Wild. „Alles, was unser Jäger Markus Sonntag dort vor die Flinte bekommt, wird bei uns gebruzzelt.“Zudem gibt es Rahmenprogramm von Musik bis Kabarett.
Wie viele Besucher und Umsatz mehr über die Genießerwochen ihren Weg in die Aulendorfer Gastronomie finden, sei schwer zu sagen, erklären die Wirte, da neben den kulinarischen auch die Kulturangebote Anziehungskraft hätten. Ein nicht zu unterschätzender Effekt in einer ansonsten gastronomisch eher schwachen Zeit.