Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Center Parcs bleibt weiter geschlossen
Ferienanlage von Center Parcs im Allgäu bleibt weiter geschlossen – Massiver Imageverlust
LEUTKIRCH (mws) - Der vom Konzern Center Parcs betriebene Ferienpark Allgäu in Leutkirch bleibt eine weitere Woche geschlossen. Es bestünden „immer noch technische Probleme“, teilte eine Unternehmenssprecherin am Freitag mit. Geplant war, dass ab 22. Oktober wieder Gäste anreisen können. Der Park war am 1. Oktober eröffnet und eine Woche später wegen Mängeln wieder geschlossen worden.
RAVENSBURG - Die Vorfreude ist riesig, als die dreiköpfige Familie Lange Anfang des Jahres ihren Urlaub im neuen Park Allgäu von Center Parcs (Landkreis Ravensburg) bucht. Besonders der siebenjährige Sohn sei ganz heiß auf das Erlebnisbad Aqua Mundo, erzählt Björn Lange aus Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis, NordrheinWestfalen). Seit gut fünf Jahren verbringen die drei gerne ihren Familienurlaub in den Anlagen der niederländischen Kette, die zur französischen Unternehmensgruppe Pierre Vacances gehört. In diesen Herbstferien wollten sie das Legoland bei Günzburg, die neue Anlage im Allgäu und die Therme Erding besuchen.
Doch seit der feierlichen Eröffnung des Park Allgäu von Center Parcs am ersten Oktober bangen Björn und Eva Lange um ihre Urlaubspläne. „Ich verbringe jeden Tag im Internet, um zu erfahren, ob wir am Montag, 22. Oktober, anreisen können oder nicht“, sagt der berufstätige Ehemann und Vater – und das, obwohl er eigentlich keine Zeit dazu hat so kurz vor dem lang ersehnten Familienurlaub. Zunächst seien er und seine Frau optimistisch gewesen, dass die Verantwortlichen bei Center Parcs die Probleme mit der Heizung, der Warmwasserversorgung und dem Internetempfang, wie angekündigt, bis zum 22. Oktober in den Griff bekommen.
Große Enttäuschung
Doch am Freitag ist die Enttäuschung groß. Das Management des Park Allgäu schreibt den Langes per E-Mail: „Aus technischen und betrieblichen Gründen (...) haben wir mit Bedauern beschlossen, alle Ankünfte für den 22.10.2018 abzusagen.“Kurz darauf teilt Center-Parcs-Sprecherin Sabine Huber der „Schwäbischen Zeitung“mit, dass „wir uns gezwungen sehen, die Ankunft neuer Gäste auf den 29. Oktober 2018 zu verschieben. Dieser Termin ist vorbehaltlich einer Bestätigung in der kommenden Woche.“
Bereits am Eröffnungstag der neuen Ferienanlage bei Leutkirch im Allgäu Anfang Oktober haben sich die Beschwerden der Premierengäste gehäuft – über fehlende Möbel und Einrichtungen, über kalte Heizkörper, über fehlerhaften WLANEmpfang. Nachdem die Mängel nicht kurzfristig behoben werden konnten, haben sich die Verantwortlichen von Center Parcs entschlossen, den Park Allgäu eine Woche nach Eröffnung dicht zu machen, zunächst nur für eine Woche, später dann für eine weitere Woche bis zum Montag, 22. Oktober.
Die Probleme mit der Warmwasserversorgung, an der auch die Heizkörper hängen, und den Glasfaserleitungen, über die der Internetempfang und somit auch der Fernsehempfang läuft, sind nach Angaben von Center Parcs erst während der Eröffnung aufgetreten, weshalb der Park zuvor auch für die Gäste freigegeben wurde. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“aus Handwerkerkreisen ist bei der Reparatur von Rohrbrüchen Luft in die Leitungen des Wärmesystems gelangt. Ein mit dem Wärmenetz Vertrauter bestätigt, dass diese Luft maßgeblich für die Probleme bei der Wärmeversorgung verantwortlich sei. Die Glasfaserleitungen befinden sich demnach in der Nähe dieser Rohre und sind ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.
Wie zudem ein Handwerker der „Schwäbischen Zeitung“sagt, sehe er auch ein Problem darin, dass kein vollumfänglicher Probelauf stattgefunden habe. Center Parcs hat sich auf Nachfrage nicht näher zu den Ursachen der „technischen und betrieblichen Gründe“für die mehrwöchige Schließung der Ferienanlage geäußert. Man führe „derzeit mehrere Tests als Teil einer ganzen Reihe von Standardqualitätsmessungen durch“, so Huber.
Wie groß der finanzielle Schaden für das Unternehmen durch die Probleme und die Schließung sei, beantwortete Huber mit: „Wir sind börsennotiert und sagen dazu nichts.“In der ersten Woche, als der Park noch offen gewesen ist, „hatten wir 800 Anreisen“, so Huber. Eine Anreise ist in der Regel eine Familie, die Hauptzielgruppe von Center Parcs – also oft drei oder mehr Personen. In den zwei Wochen darauf, seitdem der Park geschlossen ist, seien laut Huber 995 Anreisen vorgesehen gewesen. 700 der 1000 geplanten Häuser stehen bereits in der 350 Millionen Euro schweren Ferienanlage.
Langer Nachhall
Der erlittene Imageschaden jedenfalls ist immens, sagt Tourismusexperte Karl Born. Das ehemalige TuiVorstandsmitglied und Professor für Tourismusmanagement und Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz geht davon aus, dass die negativen Kommentare in den sozialen Medien und die Berichterstattung über die Probleme und die Schließung der Anlage in den Köpfen der Menschen „mindestens ein Jahr vorhalten wird“. „Die Leute erinnern sich auch gar nicht mehr daran, was genau war, nur dass was nicht geklappt hat“, erklärt er. Zudem sei „gerade bei einer Eröffnung die mediale Aufmerksamkeit sehr groß“. Aber Center Parcs sei eine starke Marke, die das aushalten könne.
Eine großzügige Entschädigung der Betroffenen sei das Mindeste, „trotzdem ist der angerichtete Imageschaden nicht wegzubekommen“, so Born. Laut Center-Parcs-Sprecherin Huber seien für die stornierten Reisen und die abreisenden Besucher Lösungen gefunden worden – je nach Wunsch von Umbuchungen auf eine andere Zeit oder einen anderen Park über Gutscheine bis hin zu finanziellen Entschädigungen.
„Unglaublich unhöflich und unsensibel“, findet Eva Lange die E-Mail von Center Parcs. „Dass uns eine kostenlose Stornierung angeboten wird und ich jetzt eine Antwort schreiben muss, geht gar nicht“, ärgert sie sich. Schließlich habe Center Parcs ja ihr abgesagt. Außerdem sei die Nachricht sehr kurzfristig gekommen. „So hatten wir uns die Herbstferien nicht vorgestellt“, sagt Eva Lange, der noch bevorsteht, ihren Sohn davon zu unterrichten, dass der Familienurlaub jetzt kürzer ausfällt – es geht nur noch ins Legoland. Dass Center Parcs von ihr eine zweite Chance erhält, ist eher unwahrscheinlich – „ich will von Center Parcs jetzt erstmal nichts mehr wissen“.