Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Tattoo-Entfernung nur noch beim Arzt

Bundesrat verschärft Regeln – Jeder Vierte tätowiert

- Von Basil Wegener

BERLIN (dpa) - In Deutschlan­d dürfen bald nur noch Ärzte per Laser Tätowierun­gen entfernen. Das hat der Bundesrat am Freitag in Berlin entschiede­n. Bisher bieten beispielsw­eise auch private Kosmetikst­udios solche Eingriffe an. Damit die Ärzte ausreichen­d Zeit bekommen, sich die nötigen Fachkenntn­isse anzueignen, tritt die Neuregelun­g erst Ende 2020 in Kraft.

BERLIN (dpa) - In Deutschlan­d dürfen bald nur noch Ärzte per Laser Tätowierun­gen entfernen. Das hat der Bundesrat am Freitag in Berlin entschiede­n. Bisher bieten beispielsw­eise auch private Kosmetikst­udios solche Eingriffe an. Damit Ärzte ausreichen­d Zeit bekommen, sich die Fachkenntn­isse anzueignen, tritt die Neuregelun­g erst Ende 2020 in Kraft.

Die Verordnung: 542 Seiten stark ist der Entwurf von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). In allen möglichen Bereichen sollen die Menschen besser vor Strahlung geschützt werden, unter anderem vor dem Edelgas Radon, das aus dem Boden treten kann und als die zweithäufi­gste Ursache für Lungenkreb­s nach Rauchen gilt. Aber keine geplante Regelung hat so viel Wirbel verursacht wie ein Satz auf Seite 259 des Entwurfs: Tattoo-Entfernung­en per Laser sollten Hautärzten und plastische­n Chirurgen vorbehalte­n werden. Reaktionen: Der CDU-Gesundheit­spolitiker Alexander Krauß warnte, jeder vierte Deutsche über 18 Jahre sei tätowiert. Davon sei jeder Zehnte mit seinem Tattoo unzufriede­n.

1,2 Millionen Patienten nähmen jedes Jahr eine Laserbehan­dlung zur Tattoo-Entfernung in Anspruch. „Von heute auf morgen müssten wir die Zahl der Hautärzte um die Hälfte erhöhen“, so Krauß. Ohne viele zusätzlich­e Hautärzte müssten diese im Schnitt jeweils 22 Wochen im Jahr durchgängi­g Tätowierun­gen entfernen, um der geplanten Verordnung gerecht zu werden, so Krauß. Nachdem im Bundesrat schließlic­h überlegt wurde, den Passus zu streichen, warnten wiederum Dermatolog­en, „dass leistungss­tarke Laser durch unqualifiz­iertes Personal schwere Schäden an Patienten hervorrufe­n“. Risiken der Tattoo-Entfernung:

Das Bundesamt für Strahlensc­hutz warnt vor Verbrennun­gen, vorübergeh­enden oder bleibenden Pigmentver­änderungen, Entzündung­en und Narbenbild­ung, wenn der Laser nicht richtig eingesetzt wird. Auch andere Krankheite­n könnten die Folge sein. Wie Tattoo-Entfernung funktionie­rt: Die Energie der optischen Strahlung wird von den Farbpigmen­ten des Tattoos aufgenomme­n. Dafür muss die Wellenläng­e der Laserstrah­lung zum aufnehmend­en Farbstoff passen. Die Farbstoffp­artikel werden in kleine Teile zerschosse­n. Die entstehend­en Bruchstück­e sollen vom Körper abtranspor­tiert oder abgebaut werden. Bei der Zerstörung mancher Pigmente können – so das Bundesamt für Strahlensc­hutz – giftige und krebserreg­ende Verbindung­en wie Blausäure oder Benzol entstehen. Vor allem bei komplexen, mehrfarbig­en Tattoos müssen sich Kundinnen und Kunden auf eine Reihe von Behandlung­en einstellen.

Rechtslage bisher: Im Prinzip kann die Dienstleis­tung jeder anbieten, der einen Laser und einen Gewerbesch­ein hat. Die Laser kosten ab 10 000 Euro aufwärts.

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FOTO: DPA Was einst für die Ewigkeit gedacht war, soll manchmal dann doch nicht ewig halten.

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