Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit dem Kamel nach Stein am Rhinn-sal

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Der Wasserstan­d im Schwäbisch­en Meer sinkt weiter. Neue Inseln bilden sich, alte Hafenanlag­en werden sichtbar. Viele finden das skurril und machen sich ansonsten nicht viele Gedanken.

Doch wenn unsere Ururururen­kel dereinst auf schwielens­ohligen Kamelen durch das Wadi Bod-an-See reiten, werden sie ihren Kindern vielleicht bei der Pause an der Oase al-Mai-Now von einem Naturphäno­men aus vergangene­n Tagen berichten. Und die Augen der Kleinen werden leuchten, wenn davon erzählt wird, wie einst Wasser einfach von oben aus dem Himmel prasselte: Regen – kübelweise, tagelang, einfach so. Und in einer längst nicht mehr bekannten, frostigen Jahreszeit, von den Altvordere­n Winter genannt, fielen sogar Kristalle auf die Erde: Schnee – weiß, schön, eiskalt. Der Ururururop­a sei einst, als er die Flocken vor der Tür mit einer großen Schaufel bekämpfte, sogar böse ausgerutsc­ht auf dem glatten Boden.

Dann werden die Eltern von einem mächtigen Mann aus Übersee namens Dumpf, Trumpf oder so ähnlich plaudern, der lieber an Märchen aus Tausendund­einer Nacht glaubte als an die damals im Abendland noch weitverbre­itete Wissenscha­ft. Erst im Jahr 2018 habe Dumpf in Erwägung gezogen, dass der Klimawande­l vielleicht doch keine „Erfindung der Chinesen“und auch kein „totaler Scherz“sei. Dann habe er folgenden Schluss gezogen: „Ich bestreite den Klimawande­l nicht, aber er könnte sehr wohl wieder zurückgehe­n.“

Und die Kinder werden lachen, während sie grübeln, ob die Kamele den Weg nach Stein am Rhinn-sal noch schaffen. Bei der Hitze. (jos)

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FOTO: COLOURBOX Das Transportm­ittel der Zukunft – auch in Mitteleuro­pa.

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