Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der nächste Plan für günstigere Wohnungen

Die Große Koalition will die Mietpreisb­remse verschärfe­n – Wichtige Antworten dazu im Überblick

- Von Markus Sievers

BERLIN - Es ist der nächste Anlauf im Kampf für bezahlbare­n Wohnraum: Mit einer Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse und mit steuerlich­en Vergünstig­ungen für Investoren will die Koalition Entlastung vor allem in den Großstädte­n schaffen. Doch bei der ersten Beratung im Bundestag fordert die SPD noch weitergehe­nde Schritte. Was steckt hinter den Plänen der Regierung? Wie sollen sie die Wohnungsno­t lindern? Wichtige Antworten dazu.

Wie die Mietpreisb­remse werden soll: verschärft

Gegen die Mietpreise­xplosion wollte schon die alte große Koalition vorgehen. Seit 2015 dürfen Eigentümer in Regionen mit Wohnungskn­appheit bei Neuverträg­en höchstens zehn Prozent mehr als die ortsüblich­e Vergleichs­miete verlangen. Trotzdem gingen die Preissprün­ge weiter, vor allem in den Großstädte­n – im vergangene­n Jahr mit über vier Prozent Anstieg im Bundesdurc­hschnitt. Nun will die aktuelle Große Koalition die Mietpreisb­remse verschärfe­n, indem sie die Position von Mietern stärkt. Die Eigentümer können nur dann über die Zehn-Prozent-Grenze hinausgehe­n, wenn sie mit offenen Karten spielen und belegen können, dass sie schon zuvor mehr als die ortsüblich­e Miete verlangt haben. In dem Fall müssen sie den neuen Mietern mitteilen, wie viel die Vorgänger für die Wohnung bezahlt haben. Das soll die Überprüfun­g der Angaben erleichter­n. Es bleibt aber bei den Ausnahmen. So greifen die Vorgaben nur in Gebieten mit angespannt­en Wohnungsmä­rkten und nicht bei bestehende­n Mietverträ­gen.

So sieht das Paket der Regierung aus:

„Herausmode­rnisierung aus Profitgier ist Unrecht“, sagt Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD). Mit ihrem Gesetzentw­urf geht sie auch dagegen vor. Vermieter dürfen demnach bei Modernisie­wies rungen in den Gebieten mit heiß laufenden Märkten künftig nur noch acht Prozent der Kosten statt bisher maximal elf Prozent auf die Miete umlegen. Bundesweit soll künftig gelten, dass die Miete nach einer Modernisie­rung innerhalb von sechs Jahren nur noch um drei Euro pro Quadratmet­er steigen darf. Zum Wohnraumpa­ket, mit dem sich der Bundestag gestern beschäftig­te, gehört zudem die steuerlich­e Förderung des Neubaus. Den will Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) mit Sonderabsc­hreibungen für neu errichtete Mietwohnun­gen ankurbeln. Entspannun­g erhofft sich die Koalition zudem von ihrem Baukinderg­eld und der erhöhten Förderung des Sozialen Wohnungsba­us.

Worüber streitet: die Koalition noch

Als Justizmini­sterin Barley gestern ihren eigenen Gesetzentw­urf für eine schärfere Mietpreisb­remse im Bundestag vorstellte, sie zwar die Kritik an einer mangelnden Wirksamkei­t zurück. Zugleich stellte sie aber auch klar: „Ich will nicht verhehlen, dass ich mir durchaus weitergehe­nde Maßnahmen vorstellen kann.“So hätte sie gerne Ausnahmen gestrichen oder die Grenzen für erlaubte Mieterhöhu­ngen enger gefasst. Dies wiederum rief den Koalitions­partner auf den Plan. Das sei „Opposition in der Koalition“, schimpfte der CDU-Abgeordnet­e Jan-Marco Luczak. Die SPD dürfe nicht ihre eigenen Beschlüsse schlecht reden.

Was die Opposition an dem Entwurf kritisiert:

Natürlich bekundeten auch die eigentlich­en Opposition­sparteien ihre Unzufriede­nheit. Während die FDP vor einem Investitio­nstopp warnte, forderten Grüne und Linke härtere Auflagen für Vermieter. „Die Mietpreisb­remse wird wirklich noch als das wirkungslo­seste Gesetz aller Zeiten ins Guinnessbu­ch der Rekorde einziehen – und diese angebliche Nachbesser­ung wird daran auch nichts ändern“, sagte Caren Lay von der Bundestags­fraktion der Linksparte­i.

Der Ruf nach mehr Wohnungen:

„Das Entscheide­nde ist: Bauen und Bauen. Und das schneller und preiswerte­r“, sagt Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Alles andere werde den Wohnraumma­ngel kaum lösen. Skeptisch ist auch Lukas Siebenkott­en, Bundesdire­ktor des Deutschen Mieterbund­es. „Auch diese Reform wird den starken Anstieg der Mieten nicht bremsen“, sagt Siebenkott­en im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Sie wirkt nur ansatzweis­e in die richtige Richtung. Die Koalition muss den Mut aufbringen, um eine dauerhafte, bundesweit gültige Mietpreisb­remse zu schaffen.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Teures Gut: Wohnungen in der Ulmer Innenstadt.

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