Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zeit für Neues

Gerhard Delling kündigt Abschied von der „Sportschau“an – Für die Zukunft denkt er über die Entwicklun­g einer Fußball-App nach

- Von Claas Hennig

HAMBURG (dpa) - Nach über 30 Jahren ist Schluss: Gerhard Delling wird nach dem Ende der Saison in der Fußball-Bundesliga die ARD verlassen. Kult wurde er im Duo mit Günter Netzer.

Prominent ist, wer parodiert wird – nach dieser Definition hat es Gerhard Delling zu einem Bekannthei­tsgrad gebracht, der weit über das übliche Maß selbst eines öffentlich­rechtliche­n TV-Sportmoder­ators hinausgeht. Die legendären Wortgeplän­kel mit seinem jahrelange­n Moderatore­n-Sidekick Günter Netzer lieferten unter anderen die Vorlage für die Radio-Comedy „Detzer & Nelling“bei Dellings Haussender NDR. Der wortgewand­te Delling und der einstige geniale Spielmache­r Netzer bildeten von 1998 bis 2010 bei den Fußball-Übertragun­gen der ARD ein Moderatore­n-Duo. 2000 erhielten sie den Adolf-Grimme-Preis, acht Jahre später den Medienprei­s für Sprachkult­ur.

Jetzt hat er via „Bild“-Zeitung seinen Abschied von der ARD nach dieser Bundesliga-Saison im Mai angekündig­t. „Ich will nach den vielen Jahren jetzt Neues kennenlern­en, will mich ausprobier­en, will noch viel lernen“, sagte der 59-Jährige.

Er war aber nicht nur 50 Prozent des Duos Delling/Netzer. Auch vor und nach der TV-Ehe hatte der gebürtige Rendsburge­r in seinen Beiträgen eine eigene Note eingebrach­t. In seinen Kommentare­n ist bei aller fachlicher Kompetenz häufig ein ironischer Unterton zu hören – ohne sich auf Kosten anderer lustig zu machen oder abzuwerten.

Seit 1987 steht er bei der TV-Institutio­n „Sportschau“vor der Kamera. Bei Olympische­n Spielen, FußballWel­tund Europameis­terschafte­n sowie anderen sportliche­n Großereign­issen gehörte und gehört er zum ARD-Stammperso­nal. Daneben wirkte er aber auch in anderen Sendungen mit. Er moderierte die NDRTalksho­w, und hatte mit „Dellings Woche“zeitweise sogar eine eigene Talkshow.

Jetzt will Delling noch einmal etwas Neues versuchen, wie er angekündig­t hat: Im April kommenden Jahres wird er 60. Digitale Angebote würden ihn reizen, sagte er der „Bild“. „Ich denke über die Entwicklun­g einer Fußball-App nach. Und ich will noch ein Buch schreiben, vielleicht sogar einen Roman“, beschrieb er seine Pläne.

Sein einstiger TV-Partner Netzer schickte Delling schon einmal einige nette Worte zum Abschied: „Er war das perfekte Glück, das ich beruflich gefunden habe“, sagte der 74-Jährige in der „Bild“. Er sei sich sicher, „dass die TV-Zuschauer meinen Freund, den Herrn Delling, niemals vergessen werden“.

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FOTO: WDR/HERBY SACHS Gerhard Delling wird im Mai 2019 seine letzte „Sportschau“moderieren.

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