Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Maskierte überfallen Geldtransp­orter

Spektakulä­re Flucht im Berufsverk­ehr – Schüsse auf Polizei – Täter entkommen

- Von Andreas Rabenstein und Oliver Beckhoff

BERLIN (dpa) - Polizei und Gangster rasen durch den Berliner Berufsverk­ehr, es fallen Schüsse. Dass am Ende niemand verletzt ist, scheint fast wie ein Wunder: Mehrere Maskierte haben am Freitagmor­gen am Berliner Alexanderp­latz einen Geldtransp­orter überfallen. Am Ende sucht die Polizei auch in sozialen Netzwerken nach Zeugen, um zu rekonstrui­eren, was sich im Zentrum der Hauptstadt ereignet hat. „Wer hat Fotos und Videos?“, twittert die Polizei – und richtet ein Portal zum Hochladen von Dateien ein.

Gegen 7.30 Uhr hatten die maskierten Täter, vermutlich Männer, den weißen Geldtransp­orter an der Ecke Schillings­traße und Alexanders­traße mit zwei Autos eingekeilt. „Es sieht so aus, als ob sich ein Fahrzeug von vorne und eines von hinten an den Geldtransp­orter gestellt hat“, sagte eine Polizeispr­echerin. Die hinteren Türen des Transporte­rs wurden aufgebroch­en, offenbar mit Hilfe eines schweren Spreizwerk­zeugs.

Niemand verletzt

Bei der anschließe­nden Flucht mit zwei Autos schießen die Täter auf einen Streifenwa­gen. Sie treffen. Der Wagen bleibt liegen – die unverletzt­e Besatzung bricht die Verfolgung ab. Die gefährlich­e Flucht treibt die Täter durch den Berliner Berufsverk­ehr – und dennoch wird niemand verletzt.

Ein Zeuge sagt der Zeitung „B.Z.“: „Es waren zwei schwarze Fahrzeuge. Einer der Räuber lehnte sich aus dem Fenster und schoss zurück auf den Polizeiwag­en.“Es sei wie in einem Hollywoodf­ilm gewesen.

Mit einem der Fluchtwage­n bauen die Verfolgten im Stadtteil Kreuzberg einen Unfall. Schnell steigen sie auf das zweite Fluchtauto um und entkommen unerkannt. Wie hoch die Summe ist, für die die Täter in Kauf nehmen, dass andere zu Schaden kommen, ist zunächst nicht bekannt. Mit welcher Rohheit die Täter vorgehen, zeigt sich auch am liegengebl­iebenen Fluchtwage­n, einem dunklen Mercedes: platte Reifen, mehrere Dellen in der Karosserie.

Über dem Stadtteil kreist nach dem Überfall ein Hubschraub­er. Die Polizei sperrt die Orte des Überfalls und der Schüsse sowie die Straße mit dem Fluchtwage­n stundenlan­g ab. Kriminalte­chniker untersuche­n die Tatorte, den Geldtransp­orter und den beschädigt­en Streifenwa­gen. Nach den Schüssen auf die Polizisten übernimmt eine Mordkommis­sion die Ermittlung­en. Auch ein Spürhund kommt zum Einsatz – zunächst aber ohne Erfolg.

Hauptstadt der Räuber

Die Hauptstadt erlebt an diesem Tag eine spektakulä­re Straftat – und doch reiht sie sich ein in das kriminelle Grundrausc­hen der Großstadt: Immer wieder verüben hier verschiede­ne Täterbande­n spektakulä­re Überfälle und Einbrüche: Im März 2010 stürmen vier maskierte und bewaffnete Männer ein Pokerturni­er in einem Luxushotel am Potsdamer Platz und erbeuten 240 000 Euro. Die Räuber werden gefasst und verurteilt. Im Dezember 2013 überfallen drei bewaffnete und maskierte Männer einen Geldtransp­orter auf der Tauentzien­straße und erbeuten eine sechsstell­ige Summe.

Im September 2014 wird ein Geldtransp­orter von drei Maskierten vor dem Apple-Laden am Kudamm überfallen. Im Weihnachts­trubel 2014 stürmen maskierte Räuber in die Uhrenund Schmuckabt­eilung des KaDeWe, zertrümmer­n Vitrinen und erbeuten Ware im Wert von mehr als 800 000 Euro. Die Täter werden verurteilt. Auch 2016 ist ein Jahr der Überfälle und spektakulä­ren Einbrüche: auf einen Geldtransp­orter neben dem KaDeWe, ein Geschäft für Luxusuhren am Kudamm, mehrere Juwelierge­schäfte in der Nähe und das Kaufhaus Karstadt. Im März 2017 folgt der aufsehener­regende Einbruch in das Bode-Museum mit dem Diebstahl der riesigen Goldmünze.

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FOTO: DPA Aufgebroch­ener Geldtransp­orter: Wie hoch die Beute ist, mit der die Täter entkamen, ist noch nicht bekannt.

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