Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Von Traktor zu Traktor
Am Wochenende sind wieder viele mit der Familie auf der Oberschwabenschau unterwegs. Rituale sind da wichtig.
RAVENSBURG – Jakob packt den Schalthebel beherzt mit beiden kleinen Händen und ruckelt von links nach rechts, von rechts nach links, von links nach rechts. Zuvor hat der Dreijährige sich eigenhändig angegurtet, er musste ein bisschen zerren, aber es ging. Jetzt greift er zum Lenkrad und strahlt selig. Seine Eltern lächeln auch, sehr geduldig. Das kann dauern. Dass der Fotograf Jakob nun ablichtet, stört ihn kein bisschen. Es ist heute erst Jakobs zweiter Traktor, ein blauer. Davor saß er auf einem orangefarbenen. Inzwischen schielt er nach einem noch größeren Modell, es ist grün. „Da! Den da!“, er zeigt rüber.
„Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit ist heute eher geht-so“, sagt die Mama, Isabell Rogg. „Mit Kinderwagen ist man ja eh nicht der Schnellste“, im Kinderwagen liegt die kleine Schwester Paula. Die Messe-Reisegruppe war vorhin sogar noch größer, die Oma war dabei und eine Tante von Jakob mit ihren Kindern. So viele Köpfe, das beschleunigt den familiären Messe-Rundgang auch nicht wirklich.
„Außerdem haben wir nicht die gleichen Interessen. Ich will dies, die anderen das“, analysiert Isabell Rogg. Suppen probieren, Thermomix gucken, Küchen gucken, das findet sie persönlich prima. Speziell die Küchen waren wichtig, denn da muss in absehbarer Zeit eine neue her. „Jakob haben wir die ganze Zeit versprochen: Zu den Traktoren gehen wir am Schluss“, berichtet der Vater Michael Stückle. Mit einem Zwischenstopp im Tierzelt ist es gelungen, Jakob bei Laune zu halten. Auch der acht Monate alten Paula hat es bei den Tieren gut gefallen: Sie hat Kühe gestreichelt, Esel gekrault und Ferkel angeschaut. Jetzt schläft sie. Isabell Rogg ist jedes Jahr auf der Oberschwabenschau. Das war sie auch schon als Kind, weil ihr Vater an einem Messestand gearbeitet hat. „Von mir gibt es natürlich auch solche Fotos, das kleine Kind auf dem großen Traktor.“Von Michael Stückle nicht, er ist ein „Reingeschmeckter“, zumindest messemäßig. Aber das Familienritual muss einfach sein. „Wir kommen jedes Jahr zweimal“, berichtet Isabell Rogg. „Beim zweiten Mal mit Freunden, da gehört immer noch ein Besuch des Mosterei-Stands mit dazu.“
Michael Stückle stellt sich mit Jakob schon mal in die Schlange vor dem nächsten Traktor. Es ist der große Grüne. Im Moment sitzen zwei andere Kinder drin, mit leuchtenden Augen. Und ihre Eltern knipsen ein Foto nach dem anderen.