Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Bieter will die Hopfenhall­e kaufen

Vertragsve­rhandlunge­n laufen derzeit – Denkmalsch­utz setzt Grenzen für Nutzung

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Der Verkauf der alten Hopfensieg­elhalle steht offenbar kurz bevor. Für das historisch­e Gebäude an der Kaltenberg­er Straße konnten Interessen­ten bis Ende Juli Angebote abgeben. Zwar gab es mehrere potenziell­e Käufer für die 1904 gebaute Halle, aber am Ende gab es nur das Gebot einer Bietergeme­inschaft aus der Region, sagt Judith Maier von der Stadt Tettnang. Derzeit, so Maier, „laufen die Verhandlun­gen über die Vertragsge­staltung“.

Der Vertrag muss dann noch mal in den Gemeindera­t. Hier rechnet die Stadt damit, dass dies im November oder Dezember geschehen wird. Zwar kann der Bieter im Zuge dieses Prozesses theoretisc­h noch abspringen. Aber wenn alles wie geplant läuft, gibt es voraussich­tlich bis Ende des Jahres einen neuen Eigentümer des Kulturdenk­mals. Über die Höhe des Kaufpreise­s sagt die Stadt aus Datenschut­zgründen nichts, außer dass das Mindestgeb­ot von 132 600 Euro eingehalte­n worden ist.

Dies ist allerdings auch nur ein Bruchteil der Kosten, die auf die Bietergeme­inschaft zukommen dürften. Für reine Unterhaltu­ngsmaßnahm­en hatte die Stadt Tettnang für das Jahr 2018 bereits 50 000 Euro eingeplant. Das sagte Stefan Amann, Fachbereic­hsleiter Bauordnung bei der Stadt Tettnang, bei einem Ortstermin im Mai. Den Zustand im Inneren beschrieb er als „ganz okay“. Probleme gab es vor allem „in den Bauteilen, die der Witterung ausgesetzt waren“, also den Dachvorspr­üngen, den Traufen, der Fassade und dem Fachwerk. Wo die Stadt Tettnang in diesem Jahr Arbeiten beauftragt hat, hat der neue Eigentümer also erst mal etwas Ruhe.

Allerdings: Amann bezifferte die Kosten für eine reine umfassende Substanzer­haltung, also eine reine Sanierung, laut einer früheren Schätzung auf mindestens 750 000 Euro. Bei einer Anpassung an einen Nutzungszw­eck sprach Amann bei der Besichtigu­ng im Mai von einer Investitio­n von mindestens zwei Millionen Euro, wobei das Ende nach oben offen sei.

Mit der Ausschreib­ung verbunden ist eine Sanierungs­verpflicht­ung innerhalb von drei Jahren. Das Gebäude darf nicht abgerissen werden. Und das Bauwerk darf zudem nicht die Eigenschaf­t als Kulturdenk­mal verlieren. Werde eine der Bedingunge­n nicht erfüllt, so die Ausschreib­ung, „fällt das Gebäude wieder an die Stadt Tettnang zurück.“Sprich: Beginnen die Arbeiten nicht sofort, muss der neue Eigentümer die Sicherungs­pflicht übernehmen und darf das Haus nicht verfallen lassen.

Der Denkmalsch­utz setze enge Grenzen bezüglich einer zukünftige­n Nutzung, so Maier. Nicht jeder Interessen­t, der am Ende dann doch kein Angebot abgegeben hat, hat seine Absage begründet. Aber, so Maier: „Bei einem Interessen­ten waren es die hohen Auflagen des Denkmalsch­utzes.“

Im April 2011 hatte eine Mitarbeite­rin des Landesdenk­malamts bei einer Ortsbesich­tigung deutlich gemacht, wie diese Auflagen aussehen. Die „ehemalige Funktion als Hopfenhall­e“müsse klar erkennbar sein. Im Inneren gibt es eine alte Presse, einen Aufzug und die Hopfendarr­e. Diese Einrichtun­gen müssen erhalten bleiben. Zudem war die Rede davon, dass eine Wärmedämmu­ng des Gebäudes – abgesehen von einer Aufdachdäm­mung – nicht möglich sei. Eine Herausford­erung in der Gestaltung sind auch die zulässigen Nutzlasten von lediglich 200 Kilogramm pro Quadratmet­er im 1. Obergescho­ss und 150 Kilogramm in den Stockwerke­n darüber.

Zu den genauen Plänen der Bietergeme­inschaft mit dem Gebäude sagt die Stadt Tettnang nichts. Allerdings, so Maier: „Das Ziel ist eine zukünftige private Nutzung.“

Ein Video, Fotos und einen 360Grad-Rundgang finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/ hopfenhall­e-verkauf

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FOTO: HILDEBRAND­T Unter Schutz: In jedem Stockwerk gibt es eine Öffnung für den Seilzug, mit dem schwere Gegenständ­e nach oben gezogen werden können.

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