Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
In Sigmaringen soll ein stationäres Hospiz entstehen
Aus dem Nachlass von Hermann Schwörer wird der Bau finanziert – Acht Plätze sind vorgesehen
SIGMARINGEN - In Sigmaringen soll ein stationäres Hospiz mit acht Plätzen entstehen. Der Kreistag soll die entsprechenden Pläne in seiner Sitzung am Montag auf den Weg bringen. Mit Geld aus dem Nachlass des im vergangenen Jahr verstorbenen früheren Bundestagsabgeordneten Hermann Schwörer wird das Gebäude erstellt und dem Hospiz übergeben. Dies hat die Witwe Sophie Schwörer dem Landkreis zugesagt. Wo das Hospiz entstehen wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Die Stadt hat dem Kreis ein Grundstück angeboten.
In der Vergangenheit hieß es immer, dass der Landkreis Sigmaringen für ein Hospiz zu klein sei. Aus diesem Grund mussten Menschen, wenn sie in einem Hospiz sterben wollten, ihre Heimat verlassen und beispielsweise in Biberach oder Ravensburg betreut werden. Durch die räumliche Distanz wurden die sozialen Kontakte in der Sterbephase erschwert. Aktuell gibt es im Land 39 stationäre Hospize, also Einrichtungen, in denen die Menschen rund um die Uhr betreut werden. Zwei weiße Flecken auf der Landkarte der Hospize sind der Kreis Sigmaringen und der Zollernalbkreis. Beide Kreise verfolgen die Planungen für das Hospiz in Sigmaringen gemeinsam. Erst müssen in beiden Kreistagen die Grundsatzbeschlüsse gefasst werden. „Danach wollen wir so schnell wie möglich in die Planungen einsteigen“, sagt Sozialdezernent Frank Veser.
Hospizgruppen unterstützen die Pläne
Im Vorfeld der Sitzung führte das Landratsamt eigenen Angaben zufolge Gespräche mit Vertretern der Hospizgruppen im Kreis und des Palliativnetzwerkes sowie kirchlichen Trägern, dem SRH-Krankenhaus, Krankenkassen und dem Pflegestützpunkt. „Alle Beteiligten sehen den Bedarf für eine stationäre Einrichtung und unterstützen das Projekt“, heißt es in der Sitzungsvorlage, die unserer Redaktion vorliegt.
Besonders wenn eine intensivere nächtliche Versorgung notwendig wird, würden Familienangehörige an ihre Grenzen kommen, da ein entsprechendes ambulantes Angebot im Landkreis fehle. Sterbende müssten deshalb in die Krankenhäuser oder in Pflegeheime ausweichen, um palliativ versorgt zu werden. Diese seien aufgrund ihrer Ausstattung und ihres Auftrages hierfür nur eingeschränkt geeignet. Statt um eine Sterbebegleitung gehe es in den bestehenden Einrichtungen vielmehr um eine aktivierende Pflege, schreibt das Landratsamt.
Es geht außerdem davon aus, dass im Landkreis der Anteil der Singlehaushalte und der Hochbetagten steigen wird. Da sich die familiären Strukturen ebenfalls ändern würden, sei ein nahegelegenes Hospiz wünschenswert. Der Zollernalbkreis hat den gemeinsamen Weg bereits vor zwei Jahren vorgeschlagen. Im April dieses Jahres habe der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger die Gespräche erneut ins Rollen gebracht. „Es ist wie eine Fügung, dass es nun gelingt, so etwas Gutes für die Menschen im Kreis darzustellen“, sagt Burger.
Laut Sitzungsvorlage tragen die Krankenkassen 95 Prozent der Betriebskosten. Der Rest müsste über Spenden finanziert werden. Erfahrungen würden zeigen, dass genügend Spendengeld zusammenkomme. Sollte dies nicht der Fall sein, müssten die beiden Landkreise den Abmangel finanzieren. Sie würden sich die Kosten je nach Belegung durch Einwohner aus ihren Gebieten teilen. Das Landratsamt Sigmaringen geht davon aus, dass der Abmangel jährlich im ungünstigen Fall zwischen 120 000 und 180 000 Euro betragen wird. Erste Gespräche mit möglichen Betreibern seien geführt worden, sie hätten ihr Interesse bekundet. Um das Hospiz in der Bevölkerung zu verankern, will das Landratsamt die Gründung eines Fördervereins unterstützen.
Wer das Hospiz betreiben und wo es gebaut wird, ist beides noch unklar. Das Landratsamt möchte mit einem freien Träger zusammenarbeiten. Dass das Hospiz in Sigmaringen gebaut wird, gilt als sicher. Ein anderer Standort im Kreis Sigmaringen wäre dem Zollernalbkreis nicht zu vermitteln. Wo genau das Hospiz gebaut wird, das wird derzeit geprüft. Der erste Beigeordnete der Stadt Sigmaringen, Bernt Aßfalg, sagt, die Stadt habe dem Kreis zwei Grundstück angeboten. Eines davon könne dann entweder verkauft oder auf Erbpachtbasis weitergegeben werden. Für welches Grundstück sich der Kreis entscheidet, ist noch unklar. „Der Weg zum Krankenhaus ist jeweils kurz“, sagt Sozialdezernent Frank Veser.