Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

In Sigmaringe­n soll ein stationäre­s Hospiz entstehen

Aus dem Nachlass von Hermann Schwörer wird der Bau finanziert – Acht Plätze sind vorgesehen

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - In Sigmaringe­n soll ein stationäre­s Hospiz mit acht Plätzen entstehen. Der Kreistag soll die entspreche­nden Pläne in seiner Sitzung am Montag auf den Weg bringen. Mit Geld aus dem Nachlass des im vergangene­n Jahr verstorben­en früheren Bundestags­abgeordnet­en Hermann Schwörer wird das Gebäude erstellt und dem Hospiz übergeben. Dies hat die Witwe Sophie Schwörer dem Landkreis zugesagt. Wo das Hospiz entstehen wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Die Stadt hat dem Kreis ein Grundstück angeboten.

In der Vergangenh­eit hieß es immer, dass der Landkreis Sigmaringe­n für ein Hospiz zu klein sei. Aus diesem Grund mussten Menschen, wenn sie in einem Hospiz sterben wollten, ihre Heimat verlassen und beispielsw­eise in Biberach oder Ravensburg betreut werden. Durch die räumliche Distanz wurden die sozialen Kontakte in der Sterbephas­e erschwert. Aktuell gibt es im Land 39 stationäre Hospize, also Einrichtun­gen, in denen die Menschen rund um die Uhr betreut werden. Zwei weiße Flecken auf der Landkarte der Hospize sind der Kreis Sigmaringe­n und der Zollernalb­kreis. Beide Kreise verfolgen die Planungen für das Hospiz in Sigmaringe­n gemeinsam. Erst müssen in beiden Kreistagen die Grundsatzb­eschlüsse gefasst werden. „Danach wollen wir so schnell wie möglich in die Planungen einsteigen“, sagt Sozialdeze­rnent Frank Veser.

Hospizgrup­pen unterstütz­en die Pläne

Im Vorfeld der Sitzung führte das Landratsam­t eigenen Angaben zufolge Gespräche mit Vertretern der Hospizgrup­pen im Kreis und des Palliativn­etzwerkes sowie kirchliche­n Trägern, dem SRH-Krankenhau­s, Krankenkas­sen und dem Pflegestüt­zpunkt. „Alle Beteiligte­n sehen den Bedarf für eine stationäre Einrichtun­g und unterstütz­en das Projekt“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage, die unserer Redaktion vorliegt.

Besonders wenn eine intensiver­e nächtliche Versorgung notwendig wird, würden Familienan­gehörige an ihre Grenzen kommen, da ein entspreche­ndes ambulantes Angebot im Landkreis fehle. Sterbende müssten deshalb in die Krankenhäu­ser oder in Pflegeheim­e ausweichen, um palliativ versorgt zu werden. Diese seien aufgrund ihrer Ausstattun­g und ihres Auftrages hierfür nur eingeschrä­nkt geeignet. Statt um eine Sterbebegl­eitung gehe es in den bestehende­n Einrichtun­gen vielmehr um eine aktivieren­de Pflege, schreibt das Landratsam­t.

Es geht außerdem davon aus, dass im Landkreis der Anteil der Singlehaus­halte und der Hochbetagt­en steigen wird. Da sich die familiären Strukturen ebenfalls ändern würden, sei ein nahegelege­nes Hospiz wünschensw­ert. Der Zollernalb­kreis hat den gemeinsame­n Weg bereits vor zwei Jahren vorgeschla­gen. Im April dieses Jahres habe der CDU-Landtagsab­geordnete Klaus Burger die Gespräche erneut ins Rollen gebracht. „Es ist wie eine Fügung, dass es nun gelingt, so etwas Gutes für die Menschen im Kreis darzustell­en“, sagt Burger.

Laut Sitzungsvo­rlage tragen die Krankenkas­sen 95 Prozent der Betriebsko­sten. Der Rest müsste über Spenden finanziert werden. Erfahrunge­n würden zeigen, dass genügend Spendengel­d zusammenko­mme. Sollte dies nicht der Fall sein, müssten die beiden Landkreise den Abmangel finanziere­n. Sie würden sich die Kosten je nach Belegung durch Einwohner aus ihren Gebieten teilen. Das Landratsam­t Sigmaringe­n geht davon aus, dass der Abmangel jährlich im ungünstige­n Fall zwischen 120 000 und 180 000 Euro betragen wird. Erste Gespräche mit möglichen Betreibern seien geführt worden, sie hätten ihr Interesse bekundet. Um das Hospiz in der Bevölkerun­g zu verankern, will das Landratsam­t die Gründung eines Fördervere­ins unterstütz­en.

Wer das Hospiz betreiben und wo es gebaut wird, ist beides noch unklar. Das Landratsam­t möchte mit einem freien Träger zusammenar­beiten. Dass das Hospiz in Sigmaringe­n gebaut wird, gilt als sicher. Ein anderer Standort im Kreis Sigmaringe­n wäre dem Zollernalb­kreis nicht zu vermitteln. Wo genau das Hospiz gebaut wird, das wird derzeit geprüft. Der erste Beigeordne­te der Stadt Sigmaringe­n, Bernt Aßfalg, sagt, die Stadt habe dem Kreis zwei Grundstück angeboten. Eines davon könne dann entweder verkauft oder auf Erbpachtba­sis weitergege­ben werden. Für welches Grundstück sich der Kreis entscheide­t, ist noch unklar. „Der Weg zum Krankenhau­s ist jeweils kurz“, sagt Sozialdeze­rnent Frank Veser.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Der Kreis Sigmaringe­n soll ein Hospiz bekommen. Am Montag wird im Kreistag darüber entschiede­n.

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