Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Richard Ringer kommt wieder in Tritt
Zwei Rennen ist der schnelle Mann seit seiner EM-Enttäuschung gelaufen - mit ordentlichem Erfolg
FRIEDRICHSHAFEN (gkr) - Die Europameisterschaften der Leichtathleten in Berlin sollten eigentlich für Richard Ringer der Höhepunkt des Jahres werden, vielleicht sogar der seiner bisherigen Karriere. Eine Erkältung im Vorfeld und Wadenprobleme haben für das Gegenteil gesorgt: Eine große Enttäuschung für seine Fans und wohl die größte für ihn selbst. Das Leben ging trotzdem weiter: Urlaub, Regeneration und Aufnahme des Trainings für das WM-Jahr 2019.
Inzwischen hat Ringer zwei Rennen bestritten: Beim 25. Erbe-Lauf in Tübingen wurde er Dritter hinter den Kenianern Kipngeno und Kiprono. „Es geht wieder aufwärts. Nach einer Woche Training bin ich auf der sehr hügeligen Strecke mit der Zeit von 30:16 Minuten sehr zufrieden“, sagte Ringer. Am vergangenen Sonntag war er beim „Great 10k Berlin“auf einer allerdings weniger profilierten Strecke fast eine Minute schneller. Ringer belegte in 29:22 Minuten wie im Vorjahr den siebten Rang und behauptete sich damit als bestplatzierter deutscher Läufer und zweitschnellster Europäer. Im schnellen Lauf machten wieder einmal die Kenianer die vorderen Plätze unter sich aus. Sieger Vincent Kibet erreichte nach 27:21 Minuten das Ziel, vier weitere Landsleute folgten. Platz sechs belegte der Brite Ross Millington in 29:04 Minuten.
Da passt es gut, dass aktuell gerade „leichtathletik.de“den Bundestrainer André Höhne befragt und ihren Disziplin-Check 2018 auf der Langstrecke veröffentlicht hat. Trotz der enttäuschenden EM ist Richard Ringer in Deutschland auf der Langstrecke immer noch das Maß der Dinge. Seine Jahresbestleistungen über 5000 Meter (13:22,48) und 10 000 Meter (27:36,52) sind national einsame Spitze. Bundestrainer Höhnes Kommentar: „Ganz zufriedenstellend war das Jahr nicht. Richard Ringer hat den 10 000-Meter-Europacup mit einer grandiosen Zeit gewonnen und das Rennen diktiert. Er hat sich damit einen Namen gemacht und konnte das Niveau halten. Leider hat er sich ausgerechnet zwei Wochen vor der EM einen Muskelfaserriss zugezogen. Es ist ihm danach nicht mehr gelungen, rechtzeitig fit zu werden. So wurde er in Berlin nicht belohnt.“
Seine beste Zeit des Jahres über 10 000 Meter hat Ringer bereits am 19. Mai in London bei seinem Sieg im Europacup erreicht und sie hat Bestand: Damit rückte er in der ewigen Deutschen Bestenliste – wie bereits über 5000 Meter – auf Platz vier vor, ist aktuell immer noch schnellster Europäer und in der Weltrangliste als Siebter platziert. Der Abstand zum führenden Ugander Joshua Cheptegei beträgt lediglich 16,9 Sekunden. So dicht war Richard Ringer noch nie an der Weltspitze dran.