Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Polizeiorchester mit rasanten Klängen
Zum energiegeladenen Benefizkonzert kommen 400 Besucher nach Reute.
REUTE-GAISBEUREN - Vor etwa 400 Zuschauern hat am Samstagabend in der Durlesbachhalle das Landespolizeiorchester (LPO) Baden-Württemberg sein Können bei einem Benefizkonzert zum Besten gegeben. Das Orchester spielte für einen guten Zweck. Eingeladen hatte der Musikverein Gaisbeuren-Reute. Und Musiker und Zuschauer genossen den Abend.
Zugunsten dreier Projekte
Zwei Erkenntnisse nimmt der geneigte Konzertbesucher mit nach Hause. Zum einen wird im Laufe des Abends im immer wieder aufflammenden, lockeren Geplänkel zwischen LPO-Chefdirigenten Stefan Halder und der Schirmherrin des Konzerts, der Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute, Sr Maria Hanna klar, dass die „das Hörnle“spielt. Und die gerne – „spätestens bei der Zugabe“– mit zum Orchester stoßen solle, wie Halder charmant anregt.
Und zum anderen zeigt sich, dass ein Landespolizeiorchester sich mitnichten aus musikalischen Polizisten zusammensetzt sondern aus amtlichen Berufsmusikern besteht. Die zwar einen nachtblauen, uniformähnlichen Dreiteiler tragen, samt offiziellem Polizeiwappen auf Weste und Jackett, aber allesamt hervorragende ausgebildete Musiker aus zehn Nationen sind.
Während vor Konzertbeginn noch Grußworte ausgetauscht und Honoratioren begrüßt werden und die Generaloberin Sr Maria Hanna die drei begünstigten Einrichtungen des Benefizkonzertes nennt (die Jugendarbeit des MV Reute-Gaisbeuren, die Klosterstüble-Suppenküche und das Nova-Esperanca-Projekt in Brasilien) steht der Rest des Abends selbstredend ganz im Zeichen der Musik. Mit viel Fingerspitzengefühl hat Dirigent Halder für seine Holz- und Blechbläserfraktionen, die drei Schlagwerker und den Cellisten ein Song-Paket geschnürt, das die Zuhörer für knapp zwei Stunden in lieblicher Wonne schwelgen lässt.
Beinahe fühlbar ist die rasante Fahrt im Auftaktstück „Orient Express“, man hört die Lok schnaufen, die Achsen rotieren, den Kamin dampfen und den Schaffner pfeifen. Einer Filmmusik würdig sind auch die schnelle Strauß Polka, die rumänischen Tänze und Aram Chatschaturjans weltbekannter „Säbeltanz“. Keine furchtlose Husarentruppe ist wohl je ohne diese dynamischen, treibenden Weisen in eine Zirkusmanege eingaloppiert. Dass sich der zweite Teil des Abends mehr den lateinamerikanischen und exotischen Rhythmen widmet, das tut der Stimmung im Saal keinen Abbruch. Im Gegenteil: „Danzon No 2“und „El Cumbachero“von Rafael Hernandez kommen mal zärtlich-schmeichelnd, mal leidenschaftlich-laut daher.
Virtuoser Klarinettist begeistert
Wer nun denkt, der Abend sei nur etwas für geschulte Musiker-Ohren, der täuscht sich. Selten wohl hat die Durlesbachhalle einen derart virtuosen „Ersten Geiger“gesehen, der im Fall des LPOs der Klarinettist Kmol Klamoff ist und offiziell „Konzertmeister“heißt. Der gibt sich während des gesamten Konzertes von den unsteten Füßen bis hinauf zu den wogenden Schultern so energetisch und versunken seinem Spiel hin, dass man manches Mal fürchtet, er könnte seinem Flügelmann versehentlich das Instrument ins Gesicht rammen. „Wir müssen die erste Klarinette genauso hinkriegen“, wünscht sich ein Musiker des gastgebenden Musikvereins in der Pause. „Bei was für einem Stückle?“, fragt ein Kollege stirnrunzelnd. „Egal. Der isch brutal!“, antwortet der Musikkenner. Und das gilt in Musikerkreisen durchaus aus Mords-Kompliment.