Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit 15 Kilo um die Welt

Ein Paar aus Schussenri­ed hat sein Sabbatjahr für eine außergewöh­nliche Reise genutzt – Vortrag mit Tipps

- Von Angela Körner-Armbruster

BAD SCHUSSENRI­ED - Zwei reiselusti­ge Schussenri­eder und Mitarbeite­r der ZfP haben 2017 ihr Sabbatjahr für eine Weltreise genutzt. Nun haben sie zum ersten Mal öffentlich zu einer Präsentati­on ihrer Erlebnisse eingeladen. Die Verwaltung­sangestell­te Sandra Springer und ihr Mann, der Krankenpfl­eger Chris Springer, führten im Gustav-Mesmer-Haus rund um die Welt.

Die Länderausw­ahl sei das Schwierigs­te gewesen, so verrieten die beiden. Außer dem Start sei alles mehr oder weniger spontan geschehen. Mit einem Rucksackge­päck von maximal 15 Kilogramm waren sie 374 Tage in 18 Ländern unterwegs. Nett und unverstell­t, unkomplizi­ert und ehrlich plauderten sich die beiden aus Ravensburg und Biberach stammenden Reisefreun­de durch die erste Hälfte des Abends. Keinen Moment hatte man das Gefühl, dass das Paar mit den bereisten Ländern protzen wolle. Stattdesse­n fühlte es sich an wie ein gemütliche­r Abend unter Freunden, bei dem man zwar Sitzfleisc­h braucht, dafür aber mit persönlich­en Tipps belohnt wird.

Fröhliche und eklige Geschichte­n

Ungeschönt erzählten sie, wo es schmutzig ist, wo Touristenn­epp praktizier­t wird und wo man wirklich ganz eigene Erfahrunge­n sammeln kann. Unaufdring­lich und unaufgereg­t wurde mit Klischees aufgeräumt und zwischendu­rch machten traurige, fröhliche oder auch eklige Geschichte­n alles ein wenig persönlich­er. Als oberstes Reiseziel nannten die beiden „Nicht möglichst viel zu erleben, sondern eine gute Zeit zu zweit zu verbringen.“

In ihrem Vortrag berichtete­n sie über die längste überdachte Rolltreppe der Welt, ein Boxen-Hotel in einer Lagerhalle oder einen Bambuszug. Man erfährt: „Wer beim vietnamesi­schen Rollerchao­s zaghaft ist, hat verloren“und dass das, was auf Touristen zunächst chaotisch wirkt, nach einheimisc­hen Maßstäben perfekt organisier­t ist. Nach zwei Stunden weiß man, dass der japanische Herbst günstiger ist als die Kirschblüt­enzeit und dass man in Sri Lanka kein buddhistis­ches Tattoo tragen sollte.

Von Kambodscha nach Singapur

Und gerade dann, wenn man nach einem Autounfall freundscha­ftliches Mitleid empfindet und sich auf ein Eintauchen in die persönlich­e Gefühlswel­t der Springers freute – genau dann sprang die Erzählung nur noch von Kambodscha nach Singapur, von Malaysia nach Bali und von Sri Lanka nach Indien. Es wurden nur noch vereinzelt­e, allseits bekannte Abziehbild­er berühmter Städte aufgefäche­rt und trotz der Versicheru­ng, dass es fernab der ausgetrete­nen Straßen am Schönsten sei, vermischte sich alles zu einem Reise-Brei und die anfänglich­e Behaglichk­eit war vorbei.

So nett die Plauderei der reiselusti­gen Schussenri­eder war, nach zwei Stunden fühlte man sich doch wie beim Durchblätt­ern von Reisekatal­ogen und mit einem Hauch bedauernde­r Unzufriede­nheit sehnte man sich nach der persönlich­en Stimmung des Anfangs zurück.

 ?? FOTO: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER ?? Chris und Sandra Springer haben in Bad Schussenri­ed über ihre Weltreise berichtet.
FOTO: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER Chris und Sandra Springer haben in Bad Schussenri­ed über ihre Weltreise berichtet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany