Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gehbehinde­rte kommen nur selten mit dem Bus zum Krankenhau­s

Haltestell­e an der Pforte wird nicht oft angefahren Steigung von der Haltestell­e in der Ravensburg­er Gartenstra­ße stellt Geschwächt­e vor Herausford­erung

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Das Ravensburg­er Krankenhau­s ist für geschwächt­e oder gehbehinde­rte Patienten nur schwierig zu erreichen. Wer sich angesichts der Parkplatzk­nappheit vor dem Eingang (die SZ berichtete) für die Fahrt mit dem Bus entscheide­t, muss gut planen: Der Bus der Linie 11 fährt nur sieben Mal pro Wochentag die Haltestell­e an der Pforte des Krankenhau­ses an, am Wochenende hält er dort sogar nur drei Mal täglich. Im Krankenhau­s wird der Wunsch nach einer besseren Anbindung geteilt. Die Stadtbusbe­treiber halten die Klinik aber für mitverantw­ortlich für die Problemati­k.

Eine Leserin schilderte der „Schwäbisch­en Zeitung“ihr Unverständ­nis: „Wir sind alle dankbar, dass wir ein Krankenhau­s wie das Elisabethe­n-Klinikum in Ravensburg haben. Was nicht zu verstehen ist: Warum ist das Krankenhau­s mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln so schlecht zu erreichen?“Bei dem teuren Umbau sei die Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr wohl vergessen worden, schreibt sie. Für 266 Millionen Euro wurde das Krankenhau­s in den vergangene­n Jahren umgebaut und zu einem Teil neu gebaut. Dass die Busanbindu­ng vergessen wurde, stimmt nicht ganz: Die Krankenhau­shaltestel­le an der Gartenstra­ße wird häufig von Bussen angefahren. Aber der Weg von der Haltestell­e zum Krankenhau­seingang ist steil. „Dies ist für ältere und kranke Menschen ein großes Problem und ein weiter Weg“, schreibt die Leserin. Sie schlägt vor, dass Busse der Linie 1 an der Gartenstra­ße abbiegen und einen Schlenker zum Haupteinga­ng des Krankenhau­ses fahren, damit häufiger ein ebenerdige­r Zugang ins Krankenhau­s möglich ist. Auch die Klinik wünscht sich nach Angaben des Pressespre­chers Winfried Leiprecht eine bessere Erreichbar­keit.

Der Wunsch wird aber wahrschein­lich unerfüllt bleiben. Weniger als zehn Gäste nutzen den Krankenhau­sbus pro Fahrt, wie die Stadtwerke mitteilen, die die Stadtbusse betreiben. Noch häufiger einen Bus zur Krankenhau­spforte fahren zu lassen, würde sich nicht lohnen, sagt der Leiter der Stadtwerke Andreas Thiel-Böhm.

Abgesehen davon sei die Idee, die Linie 1 eine Schlenker zur Krankenhau­s-Pforte fahren zu lassen, nicht umsetzbar. Die Straßen um das Krankenhau­s sei für Gelenkbuss­e zu schmal, die auf Linie 1 fahren. „Außerdem würde die Fahrzeitve­rlängerung von etwa vier bis fünf Minuten die Attraktivi­tät der Verbindung Richtung, Baindt, Baienfurt und Weingarten deutlich verschlech­tern“, sagt Thiel-Böhm. „Das heißt, der Zugewinn an Komfort für wenige Fahrgäste hinsichtli­ch der Erreichbar­keit des Krankenhau­ses steht in keinem Verhältnis zu den Verschlech­terungen für den Großteil der Fahrgäste.“

Thiel-Böhm will aber nicht, dass den Verkehrspl­anern Schuld an der schlechten Busanbindu­ng der Krankenhau­s-Pforte gegeben wird. Die Verkehrssi­tuation sei schon bekannt gewesen, als der Neubau des Krankenhau­ses geplant wurde. „Die Entfernung von der Bushaltest­elle zu den Gebäuden beträgt weniger als 100 Meter. Wenn man wirklich eine Anbindung an den ÖPNV gewollte hätte, wären entspreche­nde Vorgaben im Planungspr­ozess möglich gewesen“, sagt er.

Geplant hat der Landkreis Ravensburg. Die Schwierigk­eit, die Hanglage des Krankenhau­ses, lasse sich aber nicht ändern, sagt Krankenhau­ssprecher Leiprecht.

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FOTO: LENA MÜSSIGMANN Die Haltestell­e an der Krankenhau­spforte wird nur selten von einem Bus angefahren.

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