Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
So kann die Zukunft mit E-Autos aussehen
Autohaus Stützenberger plant an der Wangener Straße neu – Geschäftsführer glaubt an tiefgreifenden Wandel
KISSLEGG - Zunächst klingen die Pläne des Kißlegger Autohauses Stützenberger wie der vergleichsweise normale „Umzug“eines Unternehmens: Derzeit an der Raiffeisenstraße im Gewerbegebiet Zaisenhofen beheimatet, will es ab Ende 2020 quasi von der gegenüberliegenden Seite der Wangener Straße auf rund 10 000 Quadratmetern agieren. Doch hinter den Plänen steckt mehr: Für das Autohaus bedeutet die mit dem Umzug verbundene Erweiterung der Start in die Zukunft der E-Mobilität. Geschäftsführer Christof Stützenberger spricht dabei von einer „Vorreiterrolle“in der Region.
Die Sitzungsvorlage für die Kißlegger Gemeinderatssitzung am Mittwochabend ließ bereits aufhorchen: Ein Autohaus will neu bauen, um für den sich voraussichtlich stark wandelnden Automarkt gerüstet zu sein. Dahinter steckt das Unternehmen von Stützenberger – und der geht von einer fast revolutionären Entwicklung fest aus: „Das normale Autohaus, wie wir es heute kennen, wird es in 20 Jahren nicht mehr geben“, vermutet er.
Vor allem, weil der Geschäftsführer an die Zukunft von Fahrzeugen mit Elektroantrieb glaubt: „Wir werden rein elektrisch fahren.“Diese Einschätzung macht er unter anderem an der „rasanten Entwicklung“bei Akkus fest. Während eine Ladung heute im reellen Fahrbetrieb für etwa 220 Kilometer Reichweite lange (bei einem E-Golf), dürfte diese über kurz oder lang beim Zehnfachen liegen – also bei auch auf Sprit-Basis ungeahnten 2200 Kilometern. Und damit werde das Elektroauto auch auf dem Markt erfolgreich sein.
Zudem ist sich Stützenberger sicher: Der Besitz eines privaten Fahrzeugs dürfte künftig eine immer geringere Rolle spielen. Das macht er an der von ihm beobachteten Einstellung der jüngeren Generation fest: „Junge Menschen haben nicht mehr diese Eigentumsbeziehung“, sagt Stützenberger. Für sie komme es eher auf den Nutzen an.
Und der könne bei den Autos der Zukunft über „Upgrades“via Internet entsprechend des jeweiligen Bedarfs zubuch- oder abschaltbar sein. So brauche der Kunde beispielsweise eine Sitzheizung nur noch dann zu bezahlen, wenn er sie in den Wintermonaten auch wirklich benötigt. In diesem Zuge glaubt Stützenberger zudem an eine deutliche Weiterentwicklung der nach wie vor eher ein Nischendasein fristenden Car-Sharing-Modelle. Damit werde es nicht mehr nötig sein, dass jeder sein eigenes Auto hat.
Auf all dies will sich das Kißlegger Autohaus, das mit VW zusammenarbeitet, vorbereiten. 2019 sollen die konkreten Planungen für den neuen Standort reifen, 2020 soll gebaut und neu eröffnet werden. Bis dahin, davon
geht Christof Stützenberger aus, dürfte auch die Gesetzeslage für das teilautonome Fahren sattelfest sein. Entsprechend rüstet er sich doppelt: An den neuen Werkstattplätzen soll die Reparatur konventioneller wie elektrisch betriebener Autos möglich
sein. „Dafür brauche ich die Infrastruktur, sonst kann ich das nicht erledigen“, so der Geschäftsführer – und nennt Quarantäneräume für von Unfällen betroffene E-Fahrzeuge oder Hochvoltbereiche bei der Reparatur dieser Autos.
Dazu plant er unter anderem einen Waschpark. Und auch der soll auf die neuen Anforderungen zugeschnitten sein: Während die Fahrzeuge in Boxen gesäubert werden, könnten die Akkus zugleich an modernen und damit schnellen Säulen geladen werden, so die Vorstellung.
Einher gehen soll die Neuansiedlung mit einem Ausbau der derzeit 17 festen Arbeitsplätze – ebenfalls eine Anforderung durch die technische Weiterentwicklung. Und auf die Beschäftigten komme mit dem prognostizierten Siegeszug der E-Autos enormer Lernbedarf zu: Da gilt es zu „schulen, schulen und nochmals zu schulen“, so Stützenberger.
Der Geschäftsführer bekennt, sich auf diese automobile Zukunft zu freuen. Gleichwohl sieht er die Branche insgesamt aber auch unter Zugzwang: „Da kannst du dich nicht verwehren. Sonst ist die Gefahr sehr groß, dass du irgendwann vom Markt verschwindest.“