Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Selbst den Kindern ist es in der Kita zu laut
Zustand aller Kita-Gebäude in Bad Schussenried erfasst – Lange Liste mit Mängeln
BAD SCHUSSENRIED/STEINHAUSEN - Schimmel im Keller und eine enorme Lärmbelastung in den Gruppenräumen aufgrund fehlender Schallschutzdecken: In der Kita in Steinhausen besteht ein deutlicher Renovierungsbedarf. Das sagen nicht nur die betroffenen Kita-Eltern, sondern auch Architekt Klaus Schösser, der im Auftrag der Verwaltung alle städtischen und kirchlichen Einrichtungen in Bad Schussenried auf bauliche Mängel untersucht hat. Die Daten wurden von November 2017 bis Juli 2018 erhoben. Das vorläufige Fazit: Alle Gebäude sind deutlich in die Jahre gekommen und haben dementsprechend viele Mängel.
Eltern enttäuscht und verärgert
Andrea Dorn kann nicht nachvollziehen, warum der Gemeinderat seit Jahren über eine neue Kindergartenkonzeption redet, jedoch gefühlt nichts passiert. Ihre Tochter Leni besucht den Kindergarten in Steinhausen – und eigentlich geht die Vierjährige gern dorthin. „In den vergangenen Wochen hat sie jedoch mehrfach gesagt, sie möchte nicht gehen, weil es dort so laut ist“, berichtet die junge Mutter.
Mittlerweile gibt es ein zweites dringliches Problem: Der Keller, seit Jahren feucht, ist von Schimmel befallen. „Wenn es regnet, zieht der Geruch nach oben und ein Gruppenraum ist dann nicht mehr benutzbar“, sagt Andrea Dorn. Die Erzieherinnen würden versuchen, mit den Kindern so viel wie möglich rauszugehen.
Um ihrem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, kamen Andrea Dorn und ihre Mitstreiterinnen am Donnerstag in die öffentliche Gemeinderatssitzung, in der die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt wurden. Auf ihre dringendste Frage, wann denn zumindest die stärksten Mängel behoben werden, erhielten die Steinhauser an diesem Abend jedoch keine Antwort.
Stattdessen drehte sich die Diskussion im Gemeinderat primär darum, dass den Ratsmitgliedern die umfangreiche Präsentation vorab nicht vorlag. Bürgermeister Achim Deinet erinnerte daran, dass in der Verwaltung seit Monaten mehrere Personen krank sind – und es deswegen zu Verzögerungen komme. Die jetzige Analyse sei nur ein erster Schritt. Im November sei ein Gespräch mit allen Leiterinnen geplant, bei dem es um die künftige inhaltliche Ausrichtung der Kitas gehe.
Um dennoch im nächsten Jahr die wichtigsten Maßnahmen anzugehen, kam seitens der Verwaltung der Vorschlag, hierfür im Haushalt für 2019 475 000 Euro bereitzustellen. Für diesen Vorschlag fand sich jedoch keine Mehrheit. Es müsse darüber nachgedacht werden, ob wirklich jede Einrichtung eine Ganztagsgruppe brauche.
Hinzu kommt, dass nicht alle Einrichtungen städtisch sind. Der Kindergarten in Steinhausen ist eine kirchliche Einrichtung, und auch das Gebäude gehört der katholischen Kirchengemeinde. Die Stadt beteiligt sich in einem solchen Fall an den Kosten mit 80 Prozent. Wie schnell die Mängel in dieser Einrichtung behoben werden, müsse der Träger entscheiden, erläuterte Hauptamtsleiter Günter Bechinka.
Peter Vollmer hinterfragte, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass die Einrichtungen sich in so einem schlechten Zustand befänden. Klar sei, dass die gesundheitsschädlichen und brandschutztechnischen Mängel sofort behoben werden müssten.