Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Streit um Polizeiges­etz

Grüne halten Strobls Entwurf für verfassung­swidrig

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STUTTGART (tja) - Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hat gelassen auf Kritik der Grünen reagiert. Er will der Polizei neue Befugnisse einräumen, etwa die heimliche Durchsuchu­ng von PCs. Die Grünen lehnen den Vorstoß komplett ab und wollen nicht einmal darüber reden. „Wir sind nicht bereit, mit dem Innenminis­ter über diesen Entwurf zu verhandeln“, sagte Grünen-Innenexper­te HansUlrich Sckerl. Der Entwurf schränke die Freiheiten der Bürger massiv ein und garantiere mitnichten mehr Sicherheit.

Strobl sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“am Donnerstag, es gehöre zu seinen Aufgaben, Grundlagen der Polizeiarb­eit zu verbessern: „Darüber haben wir jetzt in der Koalition zu sprechen, und das werden wir in aller Sachlichke­it auch tun.“Bleiben die Grünen bei ihrem kategorisc­hen Nein, wäre Strobls Entwurf hinfällig.

STUTTGART (lsw) - Für ein knappes Jahr lang soll ein Mann 2014 Mitglied der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) gewesen sein – jetzt muss sich der Syrer vor dem Oberlandes­gericht Stuttgart verantwort­en. Der 26-Jährige war im Mai in Tübingen festgenomm­en worden und sitzt seither in Untersuchu­ngshaft. Laut Anklage war er von Frühjahr bis Ende 2014 Mitglied des IS in Syrien. In erster Linie wird ihm die Mitgliedsc­haft in einer Terrorvere­inigung vorgehalte­n. In der Region Tabka in Nordsyrien hat der Mann laut Anklage damals vom IS beschlagna­hmte Häuser von Christen und Kurden leer geräumt, damit dort IS-Kämpfer untergebra­cht werden konnten. Auch Spitzeldie­nste habe er für den IS erledigt.

Interessan­t ist, wie der 26-Jährige zum IS gekommen sein soll: Weil er in Verdacht geriet, für die Sicherheit­skräfte der syrischen Regierung zu arbeiten, steckten ihn IS-Terroriste­n 2013 laut Generalsta­atsanwalts­chaft Stuttgart drei Monate lang ins Gefängnis. Durch Einfluss seines zum IS gehörenden Bruders sei ihm ein „Verzeihen“angeboten worden – wenn er ein religiöses Umerziehun­gslager besuche und sich dem IS anschließe. Beides soll er getan haben.

Zum Auftakt des Prozesses am Donnerstag wollte sich der 26Jährige weder zu seinem Leben noch zu den Anschuldig­ungen äußern. Verteidige­r Giuseppe Olivo bat das Gericht in einer Erklärung, im Verfahren die „Komfortzon­e“Mitteleuro­pa zu verlassen, und zu bedenken, in welchem Umfeld von Angst und Terror sein Mandant damals in Syrien lebte. Ende 2014 soll der Angeklagte seine Heimat verlassen haben. Über die Türkei kam er später nach Deutschlan­d und stellte hier einen Asylantrag. Für den Prozess sind zunächst 20 Verhandlun­gstage angesetzt.

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