Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kläranlage kämpft mit Feuchttüchern
Sanierung in Aulendorf schreitet voran – Stromverbrauch steigt trotzdem.
AULENDORF - Wattestäbchen, Windeln, Feuchttücher – auch in der Aulendorfer Kanalisation landen Dinge, die dort nicht hingehören. Spätestens in der Kläranlage werden diese sogenannten Feststoffe zum tonnenschweren Problem. Die Stadt Aulendorf will ihre Einwohner deshalb über die Problematik aufklären. Auch, um Schaden von der Kläranlage abzuwenden, in deren Sanierung sie seit Jahren kräftig Steuergeld investiert.
„Egal ob für das Baby, das Gesicht oder die Reinigung im Haus: Für viele Menschen sind Feuchttücher eine schnelle Alternative. In der Entsorgung ergeben sich dadurch oft Probleme – besonders dann, wenn das Tuch über die Toilette entsorgt wird“, schreibt die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Landen die benutzten Tücher in der Kanalisation, komme es zu verstopften Rohren und beschädigten Pumpen. Mit hohem Personalaufwand werde in der Kläranlage die Störung behoben. Das Problem: „Feuchttücher bestehen aus einem Viskose-Kunstfaser-Gemisch und lösen sich nicht, wie Toilettenpapier, im Wasser auf. Deshalb belasten sie oft unnötig die Umwelt.“
Drei Lkw-Ladungen Müll
Die Kläranlage Aulendorf filtert jedes Jahr massenweise verschiedener Feststoffe aus den Abwässern, auch weil Feuchttücher statt im Mülleimer in der Toilette landen. Im vergangenen Jahr waren es 24 Tonnen, das entspricht etwa zwei bis drei Lkw-Ladungen Müll, den die Stadt gesondert entsorgen muss. Kostenpunkt rein für die Entsorgung: gut 2700 Euro. Eventuelle Schäden an Pumpen und zusätzliche Personalkosten noch nicht mit eingerechnet. Deshalb gilt, so schreibt die Stadt und verweist auf ihre Abwassersatzung: „Keine festen Stoffe in die Toilette. Sie belasten die Umwelt und verursachen hohe Kosten.“
Abgesehen davon geht es der Kläranlage soweit gut. Seit einigen Jahren lässt die Stadt sie Stück für Stück energetisch sanieren. Die Millioneninvestitionen haben sich gelohnt, die Anlage läuft verkehrssicher. Allerdings: Der Stromverbrauch ist gestiegen und es musste mehr Strom zugekauft werden, obwohl die Menge an Strom, die die Anlage selbst über ihr Blockheizkraftwerk und eine Solaranlage produziert, mehr geworden ist. Lieferte das alte BHKW im Jahr 2014 noch knapp 60 000 Kilowattstunden, werden heuer 160 000 Kilowattstunden erwartet. Das geht aus einem Statusbericht Energie der iatIngenieurberatung hervor, der jüngst im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt wurde.
Solaranlage kommt 2019
Demnach wird die Kläranlage in diesem Jahr voraussichtlich rund 580 000 Kilowattstunden Strom verbrauchen. Das sind 155 000 Kilowattstunden mehr als 2014, dem Vergleichsjahr des Statusberichts. Dass die Anlage trotz Sanierung mehr Energie verbraucht, liegt an einer massiven Steigerung im Bereich der Belüftung des Belebungsbeckens. Diese ist noch nicht erneuert und verliert zunehmend an Wirksamkeit, weshalb sie mittlerweile phasenweise im Dauerbetrieb arbeitet, wie es im Statusbericht hieß. Die Belüftung des Belebungsbeckens wird im kommenden Jahr saniert. Dann soll auch eine Überdachung des Containerstellplatzes mit einer Solaranlage gebaut werden.
Auch die Faulgasproduktion hat sich die Ingenieurberatung angesehen. Mit der Menge scheint man zufrieden, 73 316 Kubikmeter waren es 2017, das entspricht den Erwartungen und ist gegen über 2014 eine deutliche Steigerung (55 774 Kubikmeter). Während die Berater mit dem Methangehalt von 64,4 Prozent zufrieden sind, ist die Menge an SiliciumVerbindungen stark angestiegen. Der Wert liegt nur noch knapp unter der Grenze von 12 Milligramm pro Kubikmeter, bei der das Faulgas behandelt werden muss, um Schäden am Blockheizkraftwerk zu vermeiden. Dann müsste etwa ein Aktivkohlefilter vorgeschaltet werden. Warum der Wert gegenüber 2014 stark angestiegen ist, lässt sich nicht nachweisen. Allerdings können industrielle Einleitungen oder Löschwasser Ursachen sein. Die Faulgasproduktion wird nun engmaschiger überwacht und halbjährlich analysiert.
Im Bereich der Abwasserreinigung stellte die Ingenieurberatung der Aulendorfer Kläranlage ein gutes Zeugnis aus, die Grenzwerte werden im Wesentlichen konstant und gut eingehalten.