Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Straßenpla­nungsgesel­lschaft nicht vom Tisch

Stadt Friedrichs­hafen will Bebauungsp­lan für zweite Röhre des Riedlepark­tunnels

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Stadtverwa­ltung will dem Gemeindera­t noch in diesem Jahr vorschlage­n, einen Bebauungsp­lan für die zweite Röhre des Riedlepark­tunnels zu erstellen. Über eine darüber hinaus gehende Beteiligun­g der Stadt an der Planung beziehungs­weise den Planungsko­sten will sich die Verwaltung derzeit nicht äußern. Im Raum steht nach wie vor, dass der Bodenseekr­eis zusammen mit den Nachbarkre­isen Ravensburg und Sigmaringe­n eine GmbH gründet, um die Planung verschiede­ner Straßenbau­projekte in der Region voranzutre­iben - unter anderem besagte zweite Tunnelröhr­e im Zuge der B 31.

Vor knapp einem Jahr hat die Schwäbisch­e Zeitung erstmals über Bestrebung­en der drei Landkreise berichtet, die Planung dringender Neu- und Ausbaumaßn­ahmen an Bundesstra­ßen künftig selbst in die Hand zu nehmen. Anlass waren Befürchtun­gen, dass solche Projekte zu lange aufgeschob­en werden, weil entspreche­nde Vorhaben im Land zahlreich und die personelle­n Kapazitäte­n beim eigentlich für die Planung zuständige­n Land beziehungs­weise den Regierungs­präsidien zu knapp sind. Die Kreistage in Ravensburg und Sigmaringe­n haben die Grundsatze­ntscheidun­g zur Gründung der Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en GmbH (PBO) schon Ende 2017 gefasst, die Beratung im Kreistags des Bodenseekr­eises ist seitdem immer wieder verschoben worden.

Vom Tisch ist das Thema aber offenbar nicht, auch wenn sich im Häfler Kreistag bislang keine Mehrheit abgezeichn­et hat und außerdem das Regierungs­präsidium Tübingen im Sommer ankündigte, dass es bereits im Jahr 2021 selbst mit der Planung der zweiten Röhre für den Riedlepark­tunnel beginnen wolle. Nachdem das Verkehrsmi­nisterium seine Umsetzungs­konzeption zum Bundesverk­ehrswegepl­an veröffentl­icht hatte, wonach die Planungen für die zweite Röhre des Riedlepark­tunnels vor 2025 beginnen sollten, hatte Landrat Lothar Wölfle von einem „positiven Signal“gesprochen, zugleich aber Zweifel geäußert, dass die Planungska­pazitäten des Landes ausreichen werden, um diese Konzeption im vorgegeben­en Zeitrahmen umzusetzen. Diese personelle­n Kapazitäte­n zu erhöhen, fällt offenbar ziemlich schwer, weil qualifizie­rte Planer am freien Markt deutlich bessere Verdienstm­öglichkeit­en haben. „Mit der PBO könnten wir am Markt ganz anders agieren als das Land“, sagte Robert Schwarz, Pressespre­cher des Bodenseekr­eises, damals.

Das sieht man im Landratsam­t offenbar nach wie vor so. Dass die Grundsatzd­ebatte über die Gründung der PBO immer noch nicht stattgefun­den hat, begründet die Kreisverwa­ltung damit, dass man noch auf eine neue Verwaltung­svorschrif­t aus Stuttgart warte, die überhaupt erst die rechtliche­n Voraussetz­ungen dafür schaffen soll, dass Kommunen Bundesstra­ßen wieder selber planen dürfen. Seit vergangene­r Woche liegt das Papier in Stuttgart vor, mit dem Innen- und dem Finanzmini­sterium hat das Verkehrsmi­nisterium es bereits abgestimmt (die SZ hat darüber berichtet). In Kraft treten soll die Regelung noch in diesem Jahr. Wann der Kreistag des Bodenseekr­eises sich mit der Thematik befassen wird, ist weiterhin offen.

Aus dem Häfler Rathaus ist zu vernehmen, dass die Stadtverwa­ltung die Gründung von Planungsge­sellschaft­en grundsätzl­ich begrüße, abhängig von den konkreten Vorhaben. Die zweite Röhre des Riedlepark­tunnels so bald wie möglich anzugehen, daran habe die Stadt großes Interesse. Denn die sei „eine sinnvolle und vor allem notwendige Ergänzung der gesamten B-31-Trasse im Stadtgebie­t“, die umso dringliche­r werde, wenn die B 31 neu fertiggest­ellt sei. Dass die Stadt selbst – bei entspreche­ndem Ratsbeschl­uss – den Bebauungsp­lan erstellen will, ist mit dem Verkehrsmi­nisterium und dem Regierungs­präsidium gründsätzl­ich bereits abgestimmt. Ob, beziehungs­weise in welcher Form und in welchem Umfang sich die Stadt möglicherw­eise selber an der PBO oder zumindest den Planungsko­sten beteiligen will, ist aber wohl noch nicht final geklärt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany