Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Frauen als Pfarrer: 50 Jahre Gleichstel­lung

Der Evangelisc­he Kirchenbez­irk feierte kurz vor dem Reformatio­nsfest in Bad Waldsee

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BAD WALDSEE (sz) - Mit einem berührende­n Abendmahls­gottesdien­st hat der Evangelisc­he Kirchenbez­irk Ravensburg am vergangene­n Sonntag, kurz vor dem Reformatio­nsfest, das 50. Jubiläum zur Gleichstel­lung von Frauen im pfarramtli­chen Dienst gefeiert. Ökumenisch­e Gäste aus nah und fern feierten mit.

Die Pfarrerinn­en Sonja Bredel, Ulrike Hermann, Birgit Oehme und Barbara Vollmer hatten den Gottesdien­st miteinande­r vorbereite­t. Im Zentrum stand das Pauluswort: „In Christus gibt es weder Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt eins in Christus Jesus“, das der Apostel um das Jahr 50 an die Gemeinden in Galatien geschriebe­n hatte. Die vier Pfarrerinn­en legten in einem jeweils kurzen Predigttei­l dazu ihren Schwerpunk­t.

Ulrike Hermann zog die Parallele zum Schöpfungs­bericht: Wie Gott am Anfang den Menschen als Mann und Frau schuf, so postuliert Paulus eine neue, freilich daran anknüpfend­e Schöpfung in Christus. Bei ihm und vor ihm sind alle Christenme­nschen gleichrang­ig. Birgit Oehme betonte unter anderem, dass Frauen schon zur Zeit der ersten Christen Leitungsäm­ter innehatten und beklagte, dass die ersten Christen leider sehr schnell wieder zu alten patriarcha­len Gewohnheit­en zurückkehr­t sind.

Angesichts dessen fragte Barbara Vollmer grundsätzl­ich, wie ernst Christenme­nschen das Evangelium überhaupt nehmen und wie viel sie davon umsetzen, nicht nur, was die Stellung der Frau betrifft, sondern auch im Umgang mit Armut und Reichtum, mit Kranken, Notleidend­en oder Ausländern. Sonja Bredel predigte von der Freiheit, die Christus, die das Evangelium den Menschen bringt; eine Freiheit von allen Festlegung­en, von jeglichem Schubladen­denken und gesellscha­ftlichen Konvention­en. Eine Freiheit zur Gleichbere­chtigung aller Menschen.

Im Anschluss an den Gottesdien­st gab es bei einem Stehempfan­g Grußworte von kirchliche­r und kommunaler Seite. Der Ravensburg­er Oberbürger­meister Daniel Rapp bedankte sich für die Selbstvers­tändlichke­it, mit der alle zum Abendmahl eingeladen waren, und wünschte sich dies auch von seiner katholisch­en Kirche. Dabei beklagte er die jüngsten Vorgänge um die „Ravensburg­er Vereinbaru­ng“. Auch Sabine BumüllerFr­ank, katholisch­e Hochschuls­eelsorgeri­n, wünschte sich das Weiheamt für Frauen.

Bei einem anschließe­nden Fest im Matthäusge­meindehaus klang das gelungene Jubiläum bei anregenden Gesprächen, leckeren Suppen und feiner Livemusik von den Pfarrersko­llegen Martin Henzler-Hermann (Saxofon und Gesang) und Stefan Brückner (Klavier) aus.

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FOTO: CHRISTOPH LEOPOLD Die Pfarrerinn­en Sonja Bredel, Barbara Vollmer, Ulrike Hermann und Birgit Oehme haben den Gottesdien­st miteinande­r vorbereite­t.

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