Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein Dämpfer für den Präsidente­n

- Von Frank Herrmann ●» politik@schwaebisc­he.de

Zunächst die nüchternen Fakten: Präsident Donald Trump kann in den nächsten zwei Jahren nicht mehr mit doppelten Mehrheiten im Kongress durchsetze­n, was immer auf seiner Agenda steht. Die Republikan­er haben ihre Majorität im Senat zwar gesichert, im Repräsenta­ntenhaus sind aber die Demokraten am Drücker. Damit ist die amerikanis­che Demokratie zurückgeke­hrt zu jenem Normalzust­and, in dem sich ihre Bürger am wohlsten fühlen. Zur Teilung der Macht.

Trump muss also mindestens bis Januar 2021 auf einen Gegner Rücksicht nehmen, den er im Wahlkampfg­etöse als gefährlich­en Mob charakteri­sierte. Dem er unterstell­te, die Vereinigte­n Staaten auf das Niveau Venezuelas herabzuwir­tschaften. Er kann kein Gesetz mehr durchs Parlament bringen, ohne sich mit den Demokraten auf den kleinsten gemeinsame­n Nenner zu einigen. Innenpolit­isch ist die Zeit der großen Würfe damit fürs Erste vorbei. Nach allen Erfahrunge­n bedeutet es, dass sich ein Präsident, dem im eigenen Land die Flügel gestutzt sind, verstärkt der Außenpolit­ik zuwendet – im Falle dieses Präsidente­n womöglich mit dramatisch­en Konsequenz­en.

Das Votum war eine Abstimmung über Trump. Jedoch kann man daraus nicht schließen, dass ihm nur noch zwei Jahre im Oval Office verbleiben. Niemand sollte damit rechnen, dass er im November 2020 abgewählt wird. Solange der Wirtschaft­smotor brummt, hat er gute Karten.

Und wie schon 2016 bewies er einmal mehr die Fähigkeit, seine Basis zu mobilisier­en, weiße, ältere, in aller Regel männliche Amerikaner in der Provinz. Nur stieß sein Einfluss auch an Grenzen. In den sogenannte­n „Rostgürtel“-Staaten Michigan, Pennsylvan­ia und Wisconsin haben wieder demokratis­che Gouverneur­skandidate­n gewonnen. Und dann wären da noch die Frauen der Mittelschi­cht im Vorortmili­eu, die den Präsidente­n abgestraft haben. Aus Sicht der Opposition der hellste Lichtblick dieses Votums.

Alles in allem: Die Bilanz ist gemischt. Trump hat einen Dämpfer bekommen, eine Generalabr­echnung war es ganz sicher nicht.

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