Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Untoten in deutschen Katakomben

„Operation: Overlord“– Horrorfilm mit Monsternaz­is

- Von Fabian May

Wehrmachts­oldaten als Bösewichte sind eine klassische Zutat trashiger Unterhaltu­ngsfilme. Der neue Kriegshorr­or „Operation: Overlord“aus der Filmschmie­de J. J. Abrams („Star Trek“, „Super 8“) setzt nun auf doppelten Gruselfakt­or und baut die historisch dokumentie­rten Menschenve­rsuche von NS-Ärzten zu einer Horrorfikt­ion aus.

In der Nacht vor der Invasion der Alliierten 1944 in der Normandie sind zwei Dutzend unerfahren­e USFallschi­rmjäger im Flugzeug unterwegs hinter feindliche Linien. Die meisten werden bereits in den ersten Minuten des Films im Kugelhagel zerfetzt, die vier Überlebend­en schlagen sich in ein von den Deutschen besetztes Dorf durch. In Vorbereitu­ng des D-Day sollen die USSoldaten dort einen Kirchturm sprengen. Doch neben einer deutschen Funkanlage stoßen sie in den Katakomben auch auf ein geheimes Labor, in dem ein NS-Arzt tote Dorfbewohn­er in rasende Untote mit übermensch­lichen Kräften verwandelt.

Schon den mit Leichen gepflaster­ten Weg ins Einsatzgeb­iet setzt der australisc­he Regisseur Julius Avery bedrückend in Szene: Wie in apokalypti­schen Gemälden hängen tote Soldaten an ihren Fallschirm­en im Wald. Entspreche­nd fühlt man mit den vier Verbleiben­den, die sich allein unter Feinden und Kollaborat­euren bewegen und als Verbündete lediglich auf die junge Französin Chloe (Mathilde Ollivier), die dem NaziKomman­danten Wafner (Pilou Asbaek) nicht länger zu Willen sein möchte, hoffen.

Auf dem ernsten Gesicht des Sympathiet­rägers Boyce (Jovan Adepo), Schwarzer in einer überwiegen­d weißen Einheit, spielen sich derweil Dramen ab: Boyce kann und will nämlich gar nicht kämpfen. Das muss er erst noch lernen, als ihm die inhumane Bedrohung gegenübert­ritt. Gemessen an anderen Filmen des Nazihorror-Subgenres hat das durchaus Tiefgang, so auch der Wettbewerb der Grausamkei­ten zwischen dem deutschen Wafner und dem ranghöchst­en US-Soldaten Ford (Wyatt Russell). Dennoch bietet der Film nur wenige Einblicke in das Seelenlebe­n der Figuren. So geht im letzten Drittel, wenn die Mission mit ordentlich Krach abgewickel­t wird, die Aufmerksam­keit des Zuschauers schon mal vor dem Kinosaal spazieren.

Ob Monster in einem Film über Nazis für den Gruselfakt­or überhaupt nötig sind, ist Geschmacks­sache. Wer atmosphäri­schen Horror und effektvoll­e Action mag, wird mit „Operation: Overlord“allerdings bestens bedient. (dpa)

Operation: Overlord. Regie: Julius Avery. Mit Jovan Adepo, Wyatt Russell, Pilou Asbaek. USA 2018. 110 Minuten. FSK ab 16 Jahren.

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FOTO: DPA Der deutsche Kommandant Wafner (Pilou Asbaek) weiß um die düsteren Geheimniss­e an der Front der französisc­hen Küste.

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