Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hormonschä­digende Stoffe stärker im Visier

EU-Kommission will bestehende Regeln überprüfen – Umweltverb­ände warnen vor Pestiziden in Kosmetik

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BRÜSSEL (dpa) - Die EU-Kommission will die Auswirkung­en von hormonschä­digenden Chemikalie­n stärker berücksich­tigen. In den kommenden Wochen und Monaten solle die diesbezügl­iche EU-Gesetzgebu­ng auf Schlupflöc­her hin untersucht werden, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Eine öffentlich­e Umfrage sei ebenfalls geplant.

Hormonell wirksame Stoffe, sogenannte endokrine Disruptore­n, finden sich etwa in Kunststoff­en und Körperpfle­geprodukte­n. Sie werden mit hormonbedi­ngten Krebserkra­nkungen sowie Fortpflanz­ungs- und Fruchtbark­eitsstörun­gen in Verbindung gebracht. In der EU sind sie derzeit in verschiede­nsten Gesetzesbe­reichen reguliert, etwa bei der Nahrungsmi­ttelsicher­heit und bei Umweltvorg­aben.

Europäisch­e Umwelt- und Verbrauche­rschutzorg­anisatione­n hatten zuletzt eine umfassende­re EUStrategi­e gefordert. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte nun, vor neuen Gesetzesin­itiativen sei erst noch ein umfassende­r „FitnessChe­ck“ der bestehende­n Regeln notwendig.

Die Grünen im Europaparl­ament fordern strengere Prüfverfah­ren, da hormonell wirksame Stoffe auch schon in sehr geringer Dosis Menschen schaden könnten. Außerdem pocht die Fraktion auf einen offenen Zugang zu allen Studien, die solche Stoffe untersuche­n.

Eine von den Grünen selbst in Auftrag gegebene Studie ergab: Die Ablagerung von Pestiziden, die endokrine Disruptore­n enthalten, lässt sich im menschlich­en Körper häufig nachweisen. Ein französisc­hes Forschungs­institut untersucht­e dafür rund 150 Haarproben aus sechs EULändern. Rund 60 Prozent der Haare wiesen mindestens ein Pestizid auf. Am häufigsten kam der Stoff Fipronil vor, der vor allem durch einen Skandal mit verseuchte­n Eiern bekannt wurde. „Die Ergebnisse müssen ein Weckruf sein“, sagte der Grünen-Europapoli­tiker Sven Giegold. Denn niemand könne sich selbst vor den giftigen Stoffen schützen, da sie in vielen Alltagspro­dukten enthalten seien.

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FOTO: DPA In rohen Eiern wurde Fipronil bereits nachgewies­en. Nun wurde das Pestizid auch in Kosmetikpr­odukten gefunden.

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