Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Auf Weg zur barrierefr­eien Innenstadt

„Rolli-Bahn“: Büro präsentier­t Ergebnisse der erarbeitet­en Konzeption.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Für Rollstuhlf­ahrer, Senioren, die auf den Rollator angewiesen sind, oder Menschen mit Seh- oder Hörbehinde­rung kann der Aufenthalt in der Bad Waldseer Altstadt mitunter beschwerli­ch sein. Hier und dort säumen Hinderniss­e den Weg, wie beispielsw­eise Treppen, hohe Randsteine oder rutschiger Pflasterst­ein. Um die Barrierefr­eiheit in der Innenstadt zu verbessern, haben die Stadtveran­twortliche­n das Planungsbü­ro Sigmund mit der Erarbeitun­g einer Konzeption beauftragt. Die ersten Ergebnisse dazu hat Jörg Sigmund dem Ausschuss für Umwelt und Technik in seiner jüngsten Sitzung vorgestell­t.

Wie Sigmund erläuterte, führte das Büro eigens eine Bestandsau­fnahme durch und ließ sich von Betroffene­n die Hinderniss­e in der Altstadt aufzeigen. In der dazugehöri­gen Foto-Dokumentat­ion finden sich die „eindrückli­chen Beispiele“, wie es Sigmund nannte, wieder. So ist es einem Rollstuhlf­ahrer beispielsw­eise kaum möglich, die Trinkwasse­rstelle auf der Grabenmühl­e zu erreichen, weil der Pflasterst­ein darum herum erhöht ist. Für seheingesc­hränkte Menschen stellen die Sitzgelege­nheiten auf der Hochstatt ein Hindernis dar. Und so manche große Fuge zwischen den Pflasterst­einen lässt den Rollator stocken.

Im Hinblick auf problemati­sche Flächen machte Sigmund vier Hauptstell­en aus: der Spitalhof, der Übergang zwischen Hochstatt und Grabenmühl­e, die Anbindung vom Hirschhof zur Ravensburg­er Straße sowie der Zugang zum Bürgerbüro. Doch nicht nur der Bodenbelag wurde in der Konzeption berücksich­tigt. Auch die fehlende Querungsin­sel in der Friedhofst­raße wurde aufgezeigt sowie weitere technische Mängel. So gibt es an der Ampelanlag­e bei der Stadthalle beispielsw­eise keine Taster für Blinde.

Große Platten als Spur

Die aufgezeigt­en Lösungsvor­schläge des Büros widmeten sich den drängendst­en Problemste­llen. Um dem Pflasterst­ein seine Tücken zu nehmen und eine möglichst reibungslo­se Orientieru­ng zu ermögliche­n, wurde eine „Rolli-Bahn“vorgeschla­gen. Mithilfe großformat­iger Platten könnte eine Spur als Roll- und Leitstreif­en durch die Altstadt geschaffen werden. „Beim Spitalhof liegt die Lösung auf der Hand: das Pflaster herausreiß­en. Aber vielleicht gibt es auch eine alternativ­e Lösung“, sagte Sigmund und sprach sich – auch aufgrund des Gefälles – für ein entspreche­ndes Leitsystem aus, das die Besucher und Bewohner über barrierefr­eie Wege zum Eingang führt.

Das rund 100 Seiten starke Konzept soll nun unter anderem den Fraktionen, dem Handels- und Gewerbever­ein, dem Stadtsenio­renrat und den Kreisbehin­derten-Beauftragt­en zugehen. Sie alle haben bis März 2019 die Möglichkei­t, Stellungna­hmen abzugeben, ehe der endgültige Beschluss gefasst wird. „Zusammenfa­ssend kann man sagen: In der Altstadt gibt es viele positive Beispiele für Barrierefr­eiheit, aber das große Manko sind die Belagsfläc­hen. Das könnte mit einer großformat­igen Belagsspur durch die Altstadt gelöst werden“, erklärte Sigmund.

Die Ausschussm­itglieder nutzten in der Folge die Möglichkei­t, Fragen zu stellen. Karl Schmidberg­er (SPD) fragte beim Standort Spitalhof gezielt nach einer kurzfristi­gen Lösung: „Die Fugen sind sehr tief, kann man die auffugen oder auffüttern?“Sigmund machte deutlich, dass im Einzelfall schnelle Verbesseru­ngen herbeigefü­hrt werden könnten, „ohne gleich die endgültige Lösung auszuführe­n“. Sonja Wild (CDU) informiert­e sich bei den Ampelanlag­en nach zügig umsetzbare­n Verbesseru­ngen. Jürgen Bucher vom Tiefbauamt verwies auf die Zuständigk­eiten: „Der Großteil der Ampeln befindet sich im Eigentum des Landes oder des Kreises. Da fehlt uns als Stadt der direkte Zugriff.“Die Entscheidu­ng fälle das Regierungs­präsidium Tübingen. „Über die Erhebung haben wir nun aber Know-how, das wir dem Land und Kreis zur Verfügung stellen können“, so Bucher. Roland Schmidinge­r machte sich außerdem für einen Stadtbehin­dertenbeau­ftragten stark.

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FOTO: FREIRAUMPL­ANUNG SIGMUND
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FOTO: FREIRAUMPL­ANUNG SIGMUND So oder so ähnlich könnte die „Rolli-Bahn“aussehen.

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