Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kritik an Aulendorfs schnellem Wachstumskurs
Sorgen bei Stadtrat und Bürgern wegen des geplanten Baugebiets „Buchwald“– Bauamtsleiterin entschärft Bedenken
AULENDORF - Das geplante Baugebiet „Buchwald“am westlichen Stadtrand, das in der jüngsten Gemeinderatssitzung für volle Zuschauerreihen gesorgt hatte, stößt nicht bei allen Aulendorfern auf Begeisterung. „Wir wachsen zu schnell“, fasst FWV-Stadtrat Oliver Jöchle seine Bedenken zusammen, die er zuletzt auch von einigen Bürgern bestätigt bekommen habe. Besonders der im Rat diskutierte Anschluss an die Ebisweiler Straße steht in der Kritik. Nach Auskunft des städtischen Bauamts ist die Straßenanbindung im Bebauungsplan jedoch gar nicht vorgesehen.
Wegen des geplanten rund 3,4 Hektar großen Baugebiets, das die Stadt mittels des Sonderbauparagraphen 13b im beschleunigten Verfahren planen will, gibt es laut Jöchle „Unmut und Ängste“in der Bevölkerung. „Viele befürchten, dass Richtung Buchwald alles zugebaut wird.“Dabei sei das Naherholungsgebiet wichtig für die Frischluftzufuhr in die Innenstadt. Insgesamt wachse Aulendorf derzeit vielen Bürgern zu schnell (zahlreiche Bauvorhaben werden aktuell umgesetzt oder sind in Planung), während es in der Stadt in Sachen Infrastruktur noch viele Baustellen gebe.
Verkehrsüberlastung befürchtet
Als Stichwort nannte Jöchle den zunehmenden Verkehr, der zu einem „großen Problem“in der Stadt geworden sei und sich durch das neue Baugebiet noch weiter erhöhe. „Nach vier Jahren sind wir mit der Verkehrsplanung für die Stadt quasi ohne Ergebnis. Der Kreisverkehr an der Kreuzung ist in weite Ferne gerückt“, bemängelt Jöchle. Auch den dringend notwendigen Ausbau von Schulen und Kindergärten sprach er hinsichtlich Aulendorfs Wachstumskurs an. „Wir kommen nicht hinterher und können jetzt schon nicht allen Kindern einen Betreuungsplatz anbieten.“
Dass Aulendorf wächst und mit dem Wohngebiet „Buchwald“ein neues Bauprojekt in Angriff genommen werde, ist laut Jöchle prinzipiell richtig und wichtig. Auch der vom Architekturbüro Kasten vorgelegte Entwurf für das neue Wohngebiet „Buchwald“sei grundsätzlich okay. Wie in der Gemeinderatssitzung bereits geäußert, kritisiert er allerdings die Fläche, die im verbindlich beschlossenen „Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK“deutlich kleiner eingezeichnet sei.
Was Jöchle vor allem stört, ist der mögliche Anschluss an die Ebisweiler Straße, der bereits in der Sitzung thematisiert wurde. Wie berichtet, beinhaltet der Kasten-Entwurf eine Anbindung der nordöstlichen Wohnstraße des neuen Baugebiets an die Ebisweiler Straße, sodass bei Bedarf eine Verbindung des neuen Wohngebiets an das Schulzentrum und den geplanten Kindergarten geschaffen werden kann. Jöchle befürchtet dadurch stark zunehmenden Verkehr. Vor allem Bewohner des südwestlichen Teil Aulendorfs würden die Schleichwege durch die Wohngebiete dann nutzen.
Keine weitere Bebauung geplant
Zudem sei im ISEK beschlossen worden, eine angrenzende Bau-Entwicklungsfläche neben dem Gebiet „Laurenbühl II“im Gegenzug für das neue Gebiet „Buchwald“zu streichen. „Wenn eine Verbindung an die Ebisweiler Straße vorgesehen wird, dann wird früher oder später eben doch auch diese Fläche bebaut werden. Denn wozu braucht man sonst diesen Anschluss?“, kritisiert Jöchle. Bürgermeister Matthias Burth hatte in der Sitzung bestätigt, dass an einer Straße natürlich auch gebaut werde. „Mir fehlt das klare Statement der Stadt, dass nach dem Wohngebiet ,Buchwald’ dort oben Schluss ist mit Bauen“, so Jöchle.
Aulendorfs Bauamtsleiterin Karin Schellhorn hat auf SZ-Nachfrage die Kritik entschärft. Der Bebauungsplan für das Wohngebiet „Buchwald“werde ohne den Anschluss an die Ebisweiler Straße aufgestellt. An dieser Stelle ende die Wohnstraße dann in einer Wendeplatte. Der Straßenanschluss sei zwar Vorgabe für den Entwurf gewesen. Es sei aber lediglich darum gegangen, die Option für eine Verbindung an die Ebisweiler Straße für künftige Generationen zu ermöglichen und an diese Stelle daher kein Haus zu bauen. „Der Anschluss wird aber nicht in den Geltungsbereich für das neue Wohngebiet aufgenommen“, erläutert Schellhorn. Es sei auch nicht vorgesehen, in den kommenden 20 bis 30 Jahren weitere Flächen rund um das Gebiet „Buchwald“zu bebauen, die Fläche neben dem Gebiet „Laurenbühl II“wird laut Schellhorn daher wie geplant als Entwicklungsfläche gestrichen. Dadurch werde auch die Frischluftschneise bewahrt.
Schellhorn nahm auch Stellung zur Fläche des geplanten Wohngebiets „Buchwald“. Es sei richtig, dass es im ISEK als kleinere Fläche ausgewiesen sei. Allerdings unter dem Stichwort „Ziele und Maßnahmen“. Wie die Bauamtsleiterin ausführt, sei das Gebiet unter dem Punkt „Entwicklung neuer Wohnbauflächen“jedoch genau in der Größe abgebildet, wie im Entwurf vorgestellt. „Bis auf einen minimalen Streifen in Richtung Wald“. Dafür habe der Kasten-Entwurf in Richtung Westen wieder Fläche eingespart.
Zum Vorwurf, dass Aulendorf zu schnell wachse, sagte die Bauamtsleiterin: „Wir werden überrannt von jungen Leuten, die bauen wollen. Der Druck auf dem Bau- und Wohnungsmarkt ist enorm hoch.“Zur Forderung Jöchles, einen Fußweg vom Park weiter am nordöstlichen Rand des neuen Wohngebiets entlang zum Buchwald zu schaffen, sagte Schellhorn: „Dieser Fußweg ist geplant.“