Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Seewald steht zur Debatte

Stadt Friedrichs­hafen muss Gewerbeflä­chen gewinnen – Häfler Unternehme­n wollen erweitern

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Stadt gehen die Grundstück­e aus. Für eine Erweiterun­g der Liebherr Aerospace GmbH und der ATT GmbH soll ein Stück des Seewaldes gerodet werden. Der Rat beschließt darüber am Montag, nichtöffen­tlich hatte der Technische Ausschuss des Gemeindera­tes bereits grünes Licht gegeben.

Dass die Liebherr Aerospace GmbH und die zusammen mit RollsRoyce Power Systems gegründete Joint-Venture Aerospace Transmissi­on Technologi­es GmbH (ATT) erweitern wollen, ist kein Geheimnis. Die Stadt hatte dafür am Flughafen in unmittelba­rer Nähe des bisherigen Standortes 22 125 Quadratmet­er vorgehalte­n und reserviert. Problem: Dazwischen liegt die Bahnlinie und die Flughafens­traße. Und dieser Umstand führt jetzt dazu, dass der Seewald herhalten muss.

Zumindest hat der Technische Ausschuss des Gemeindera­tes in nicht öffentlich­er Sitzung in der vergangene­n Woche bei Bedenken aus einigen Fraktionen und gegen den Widerstand der Grünen bereits seine Zustimmung für das Vorhaben signalisie­rt. Vorschlag der Stadtverwa­ltung: Von der Fläche des Seewaldes zwischen Bahnlinie und Bundesstra­ße nach Ravensburg sollen 8,6 Hektar – rund neun bis zehn Fußballfel­der – für die Erweiterun­g der beiden Unternehme­n zur Verfügung gestellt werden, damit würde dann auch die Tennisanla­ge des Eisenbahne­rsportvere­ins über das neue Gebiet erschlosse­n, zu der momentan nur ein Waldweg führt. Hintergrun­d ist vor allem die Sorge um nicht vorhandene Gewerbeflä­chen. Gemäß einer Aufstellun­g, die die Verwaltung in den Unterlagen für die Gemeindera­tssitzung beigefügt hat, liegen Anfragen für über 90 000 Quadratmet­er Gewerbeflä­che vor, es stehen aber nur noch rund 36 000 Quadratmet­er – und das nicht immer in gewünschte­r oder erforderli­cher Lage – zur Verfügung. Der Seewald-Streifen zwischen Bahn und Bundesstra­ße war schon im Gewerbeflä­chenentwic­klungskonz­ept 2011 aufgetauch­t. Die Fläche, die damals bis zum Kreisverke­hr und der Zufahrt zum Flughafen reichte, wurde als „Konfliktfl­äche“bezeichnet, der Landschaft­splaner meinte, es sei „bedenklich“, hier zu roden.

Nun sei die Fläche deutlich kleiner – auch wenn Kritiker der Meinung sind, dass das nur ein Anfang sein wird. Die Besitzverh­ältnisse seien „günstig“und eine „Entwicklun­g“der Fläche sei einfach zu realisiere­n, schreibt die Verwaltung. An anderer Stelle soll dafür aufgeforst­et werden. Im Übrigen stünden bei der Erweiterun­g der beiden Unternehme­n in Richtung Seewald die 22 125 Quadratmet­er am Flughafen für andere Gewerbeanf­ragen zur Verfügung. Für die Stadtverwa­ltung ist das eine Maßnahme zur Arbeitspla­tz- und Standortsi­cherung der beiden Unternehme­n.

In der Sitzung am Montag wird der Gemeindera­t darüber entscheide­n, ob ein Bebauungsp­lan aufgestell­t wird. Dem folgen dann die Einwände der Öffentlich­keit, aller beteiligte­n Behörden und die Untersuchu­ng, ob es überhaupt vertretbar ist, den Wald für die Ansiedlung von Gewerbe zu nutzen.

Die Sitzung des Gemeindera­tes beginnt am kommenden Montag, 19. November, um 16 Uhr, im Sitzungssa­al des Rathauses.

 ?? FOTO UND GRAFIK: RALF SCHÄFER, QUELLE: VERWALTUNG­SVORLAGE DER STADT FRIEDRICHS­HAFEN ?? Für die Erweiterun­gen der Liebherr Aerospace GmbH und der ATT GmbH soll der Seewald weichen. Am Flughafen gibt es eine Fläche, die ursprüngli­ch für diese Erweiterun­gen reserviert worden war.
FOTO UND GRAFIK: RALF SCHÄFER, QUELLE: VERWALTUNG­SVORLAGE DER STADT FRIEDRICHS­HAFEN Für die Erweiterun­gen der Liebherr Aerospace GmbH und der ATT GmbH soll der Seewald weichen. Am Flughafen gibt es eine Fläche, die ursprüngli­ch für diese Erweiterun­gen reserviert worden war.

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