Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vetter zieht zwei Neubauten hoch
Projekt liegt im Zeitplan – Ravensburgs größter Arbeitgeber investiert 280 Millionen Euro
RAVENSBURG - Ravensburgs größter Arbeitgeber baut, was das Zeug hält: Vetter breitet sich im Kammerbrühl aus. Unter dem Stichwort „Kapazitätsoffensive“wachsen zwischen Im Kammerbrühl, Schützenund Ulmer Straße momentan rasant etliche Gebäude in die Höhe. Insgesamt investiert der Pharma-Dienstleister auf dem Areal 280 Millionen Euro. Mit den Arbeiten liegt man gut im Zeitplan, sagt Thomas Rübekeil, Vice President Technisches Projektmanagement bei Vetter.
Hat die Vetter-„Keimzelle“– das ursprüngliche Produktionsgebäude an der Schützenstraße – einst alle anderen Häuser in der Umgebung überragt, so verschwindet es inzwischen fast unter all den Neubauten drum herum, die zwischen 24 und 26 Meter hoch werden. Eine Hauptrolle in diesem Mammutprojekt spielt unter anderem der mit 85 Metern Höhe und 80 Metern Ausladung höchste Kran Oberschwabens. Ob seiner imposanten Ausmaße musste er gar bei der Flugsicherung angemeldet werden, damit er den Rettungshubschraubern der Oberschwabenklinik nicht in die Quere kommt.
Mit seiner Hilfe wird das bestehende Produktionsgebäude für 160 Millionen Euro komplett saniert – vor allem auch innen, wie Rübekeil deutlich macht. Die gesamte Technik wird erneuert, und zwar parallel zum laufenden Betrieb. Bis 2022 sollen sämtliche Reinräume auf dem modernsten Stand sein.
Das allein genügt aber nicht, um all die Aufträge der größtenteils internationalen Kunden abzuarbeiten: Gleich nebenan in Richtung Norden wurde daher seit 2016 ein weiteres Produktionsgebäude erstellt. Kostenpunkt: 70 Millionen Euro. Es soll bereits im ersten Quartal 2019 fertig werden. Was aber noch lange nicht bedeutet, dass dann dort die Spritzen auch wirklich vom Band gehen. Ehe ein Produkt tatsächlich auf den Markt kommt, werden sämtliche Anlagen ein Jahr lang getestet. „Um zu gewährleisten, dass alles gut und sicher läuft und die Qualitätsstandards stimmen“, erläutert Rübekeil dieses Prozedere.
Damit noch nicht genug der Bauten: An der Ulmer Straße entsteht seit vergangenem Jahr ein neues, 30 Meter hohes Verwaltungsgebäude; der Rohbau ist so gut wie fertig. In diesen Komplex ziehen ab 2020 dann nicht etwa die Mitarbeiter aus dem Wald-Gebäude in der Eywiesenstraße oder dem Vetter-Standort im Wiesental ein, sondern lauter neue Leute – er wird zusätzlich gebraucht. Ausgelegt ist der neue Bürokomplex, in dem es auch 36 Besprechungsräume geben wird, für 1000 Mitarbeiter. Rund die Hälfte des Platzes ist fürs Unternehmenswachstum eingeplant. Außerdem leistet sich Vetter dort seine erste Kantine mit rund 500 Sitzplätzen.
Auch an Parkplätze wurde gedacht: 540 neue Stellplätze werden neben dem neuen Verwaltungsbau angelegt. Damit finden zwar noch immer nicht alle der später mal rund 2000 am Standort Schützenstraße Beschäftigten einen Parkplatz – „aber das Problem ist gemildert“, findet Rübekeil. Der generell infrage stellt, ob ein Unternehmen wirklich für alle Mitarbeiter fußläufig Stellplätze zur Verfügung stellen müsse – zumal bei Vetter geschichtet werde.
In Zeiten, in denen viele Handwerker bis oben hin ausgelastet sind, hat Vetter dank langfristiger Planung gute Karten. „Der Markt ist momentan nicht einfach“, räumt Rübekeil ein. Man habe aber vorgesorgt und frühzeitig Rahmenverträge mit Firmen abgeschlossen. Sofern möglich, mit Firmen aus der Region.
Der Vice President Technisches Projektmanagement ist nicht nur mit den Baufortschritten zufrieden. Er ist zudem überzeugt, dass das Mammutprojekt „die gesamte Ravensburger Nordstadt aufwerten wird“.
Vetter hat 2017 einen unternehmensweiten Umsatz von 562 Millionen Euro gemacht und 140 Millionen Euro investiert. Weltweit beschäftigt das Ravensburger Unternehmen 4400 Mitarbeiter, die meisten davon in Ravensburg und Langenargen. Mitarbeiter werden vor Ort nach wie vor händeringend gesucht: „Wir haben permanent 100 offene Stellen ausgeschrieben, vor allem in der Produktion“, sagt Unternehmenssprecher Markus Kirchner.