Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Macht die Digitalisierung Touristinfos überflüssig?
Die Antwortet lautet: Nein – Walter Gschwind zeigt der „Schwäbischen Zeitung“den Einfluss des Internets auf
BAD WALDSEE - In Zeiten, in denen sämtliche Informationen zu jeder Tages- und Nachtzeit über das Internet verfügbar und nur wenige Klicks entfernt sind, hat es so manche Branche schwer, mit der Digitalisierung mitzuhalten. Wie wirkt sich die Entwicklung auf Touristinformationen und im Speziellen auf die Kur- und Gästeinformation in Bad Waldsee aus? Sterben die Touristinfos aus? Die „Schwäbische Zeitung“hat bei der Stadt nachgefragt.
Nutzerzahl bleibt konstant
Wie viele Besucher die Kur- und Gästeinformationen in den vergangenen Jahren aufgesucht haben, kann Walter Gschwind, Fachbereichsleiter für Wirtschaft- und Kulturraum, nicht exakt benennen. Eine detaillierte Erfassung der Anzahl der zu Beratenden liegt nicht vor. Ob es also ein zu- oder abnehmendes Interesse gegeben hat, ist rein statistisch nicht klar. „Tendenziell hat sich die Zahl aber nicht nach unten entwickelt“, erklärt Gschwind. Die konstante Anzahl an Touristen an der Theke der Gästeinformation ist für den Experten auf die individuelle Beratung zurückzuführen. So würden sich zwar viele Gäste vorab im Internet informieren, suchten dann aber doch noch das persönliche Gespräch vor Ort.
„Gleich verhält es sich mit dem Ticketverkauf in der Touristinformation. Im Internet wird geschaut, aber gut zwei Drittel der Karten werden dann doch vor Ort gekauft“, verdeutlicht Gschwind die immer noch hohe Schlagkraft der Einrichtung.
Obgleich alle Informationen im Internet abrufbar sind, schätzen die Stadtbesucher also noch das persönliche Gespräch. Ein Credo lautet außerdem: Nicht alle Gäste ticken gleich. „Wer im Wettbewerb bestehen will, muss dem Gast die Wahl lassen, auf welchem Wege er sich lieber informieren möchte. Der Gast will nicht nur von Automaten bedient werden, er will auch als Person wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Das kann eine Maschine nicht leisten“, hebt der Fachbereichsleiter den großen Vorteil der Touristinfo hervor.
Aus Gschwinds Sicht lohnt sich ein Besuch in der Touristinfo aus mehreren Gründen. Einerseits, weil die geschulten Servicekräfte individuell auf die Bedürfnisse der Gäste eingehen könnten. Die Gäste würden mit ihren Fragen nicht alleingelassen. Das schaffe Zufriedenheit und Gästebindung. „Außerdem arbeiten wir sehr partnerschaftlich mit den Vermietern zusammen. Insbesondere die nichtgewerblichen Anbieter von Ferienwohnungen und Ferienzimmern suchen für ihre Anliegen und Fragen immer noch das persönliche Gespräch. Dieser Austausch kommt letztlich auch dem Wohl der Gäste zugute“, so Gschwind.
Die Digitalisierung sieht Gschwind nicht als Gegenspieler, sondern vielmehr als Mehrwert an. Positiv hebt er hervor, dass Informationen rund um die Uhr verfügbar sind und Zimmerreservierungen und Ticketkäufe zu jeder Zeit und an jedem Ort vorgenommen werden können. „Dennoch ist nicht absehbar, dass ein klassisches Dienstleistungsgewerbe ohne gut geschulte Personen auskommt. Neben der klassischen Beratertätigkeit im sogenannten Frontoffice müssen die Servicekräfte heute immer mehr Systempflege im Backoffice übernehmen, um die Informations- und Reservierungssysteme auf dem Laufenden zu halten. Insofern wird die Arbeit sicher nicht weniger“, beschreibt er den doch nicht so übermächtigen Einfluss der Digitalisierung auf die Branche.
„Wir sind so weit gut aufgestellt“
Inwiefern dennoch Veränderungen in Bad Waldsee anstehen, ist für Gschwind leicht zu beantworten. „Wir sind so weit gut aufgestellt“, bilanziert er und ergänzt, dass Bad Waldsee mit den Informations- und Reservierungssystemen auf der städtischen Internetseite, der elektronischen Informationsanlage am Eingangsbereich und dem freiem WLAN in der Innenstadt auch außerhalb der Öffnungszeiten gut gerüstet sei. Zuletzt teilt Gschwind noch mit, dass die Begriffe Kurverwaltung sowie Kur- und Gästeinformation peu à peu durch die Bezeichnung Touristinformation ersetzt werden.