Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Volkstrauertag hat keinen Platz für Kriegshelden-Romantik
Der Volkstrauertag am kommenden Sonntag erinnert an die gefallenen Soldaten sowie die damaligen Opfer der damaligen Gewaltherrschaft aller Länder. Nach der ersten Gedenkstunde 1922 im Reichstag wird seit 1926 jährlich, zwei Sonntage vor dem 1. Advent, an das Leid und Übel des Krieges erinnert und der gefallenen Soldaten gedacht. Kein Heldengedenktag also. Und so ist es doch zumindest sehr befremdlich und aus der Zeit gefallen, dass der hiesige AUT just in diesen Tagen erneut mehrheitlich Rittmeister und Baron Manfred v. Richthofen im geplanten Neubaugebiet Pfändle ein Denkmal setzt. Nicht nur, dass immer noch eine Waldseer Straße seinen Namen trägt, auch ein weiteres, längeres Stück soll nun nach ihm benannt werden. „Kämpfen bis zum letzten Blutstropfen“, „Der Feind muss nicht nur vernichtet werden, er muss in Flammen aufgehen“, „Der Himmel ist eine einzige große Medaillenrepublik“, so der Führer der Fliegerstaffel „Fliegender Circus“.
24-jährig im Ersten Weltkrieg wie ein Popstar gefeiert, kannte seine Eitelkeit keine Grenzen. Nicht nur mit 80 Abschüssen für die damalige Militärführung eine Idealbesetzung, ein „Teufelskerl“, der sein Flugzeug selbstverliebt rot anmalte, damit ihn auch jeder sah. Er landete auch noch neben dem von ihm gerade abgeschossenen feindlichen Flugzeug, schnitt ein Stück aus der Verspannung heraus und schickte es seiner Mutter, die es als Trophäe an die Wand hing. Mit 25 Jahren starb der „Rote Baron“und Hermann Göring übernahm das Kommando der Richthofen-Staffel. 1917 betrug die Lebenserwartung eines Piloten übrigens drei bis sechs Wochen. Der Volkstrauertag hat zu Recht keinen Platz für „Legenden des Ersten Weltkriegs“oder jedweder KriegsheldenRomantik. Bad Waldseer Straßen aber auch nicht. Noch sind die neuen Straßenschilder nicht montiert, eine Korrektur ist nötig und möglich.
Mittelurbach