Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hotelbesit­zer tauschen Baindt gegen Sansibar

Nun hat die Gemeinde kein Hotel mehr – Neuer Besitzer will Baindter Hof anders nutzen

- Von Katrin Neef

BAINDT - Dass sie ihr Alter nicht in Deutschlan­d verbringen wollen, stand für Susanne und Michael Schmidt, Betreiber des Baindter Hofs, schon lange fest. Dass es mit dem Auswandern nun doch recht schnell ging, hat mit einem Zufall zu tun. Denn eigentlich wollte Susanne Schmidt nur den nächsten Urlaub buchen. Doch dann stolperte sie im Internet über ein zum Kauf angebotene­s Hotel auf Sansibar. Jetzt startet das Ehepaar ein neues Leben in Ostafrika.

„Das ist unser Strand“, sagt Susanne Schmidt und zeigt ein Handyfoto mit Palmen und türkisblau­em Meer. „Und das ist unser Hotel – ein Haupthaus und drei Bungalows.“Denn zur Ruhe setzen wollen sich die beiden Mittfünfzi­ger noch nicht. Sie bleiben Hotelbetre­iber, allerdings rund 11 000 Kilometer vom Baindter Hof entfernt.

Dort, in Pwan Mchangani, gebe es deutlich weniger Hektik und Stress, sagen sie – während die Bedingunge­n in Deutschlan­d immer schlechter würden: „Die Steuern fressen Kleinunter­nehmer auf“, sagt Michael Schmidt, und die „ständigen Kontrollen“seien übertriebe­n. „Es macht keinen Spaß mehr.“Die neuen Datenschut­zvorgaben seien außerdem kaum umsetzbar, fügt seine Frau hinzu: „Demnach müsste eigentlich jeder unserer Gäste unterschre­iben, dass seine Daten im Computer gespeicher­t werden dürfen.“

Fast sechs Jahre lang haben Susanne und Michael Schmidt den Baindter Hof geführt. „Wir haben das Hotel im Januar 2013 von meinen Eltern übernommen, die es 1994 gegründet hatten“, sagt Susanne Schmidt. Das Hotel am Ortseingan­g in der Nähe des Sportplatz­es verfügt über 18 Zimmer mit insgesamt 27 Betten und sei „sehr gut ausgelaste­t“gewesen, wie das Ehepaar berichtet. Dank der nahen B 30 und der Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr sei das Haus für Besucher von Messen in Friedrichs­hafen attraktiv gewesen, aber auch Monteure zählten zu den Stammgäste­n.

Der Standort wäre daher nach wie vor interessan­t für einen Hotelbetre­iber. Es habe auch zwei Interessen­ten gegeben, die das Hotel weiterführ­en wollten, berichtet das Ehepaar – diese Projekte seien jedoch gescheiter­t. Der dritte Interessen­t, der das Haus schließlic­h kaufte, habe aber keine Hotelpläne, sondern wolle das Gebäude anders nutzen.

All das kümmert Susanne und Michael Schmidt nicht mehr. Sie haben abgeschlos­sen mit dem Leben in Deutschlan­d. „Wir haben keinen Abschiedss­chmerz. Wir setzen uns in den Flieger und sind weg“, sagen sie. Der Hund reist mit, und ein Container transporti­ert noch ein paar Dinge wie zum Beispiel Werkzeug oder die Kaffeemasc­hine nach Sansibar.

Das Leben auf der Insel, die zu Tansania gehört, haben die beiden bei einem Urlaub schon kennengele­rnt. „Die Leute dort sind wahnsinnig freundlich“, sagt Susanne Schmidt, die Atmosphäre sei sehr friedlich. Die Temperatur liege beständig bei rund 30 Grad, „und es hat immer Wind, das ist sehr angenehm“. Wenn im April, Mai die Regenzeit komme, werde es allerdings sehr feucht.

Armut und Fünf-Sterne-Schuppen

„Wir haben uns von Anfang an zu Hause gefühlt“, berichten die beiden, die auch schon Kontakte zu Einheimisc­hen geknüpft haben. „Es gibt sehr arme Familien und direkt daneben sieht man Fünf-Sterne-Schuppen“, erzählt Susanne Schmidt.

In seinem Bed-and-Breakfast-Betrieb mit dem Namen „Moonshine Villa“will das Paar deshalb nur Bewohner des benachbart­en 5000-EinwohnerD­orfs einstellen. Und Susanne Schmidt möchte Familien, die Schulkinde­r haben, mit Spenden unterstütz­en, „denn der Schulbesuc­h kostet dort Geld“. Sansibar ist eine zu Tansania gehörende Inselgrupp­e vor der Küste Ostafrikas, sie ist auch bei Urlaubern aus Europa sehr beliebt. Die Bewohner sind unterschie­dlicher ethnischer Herkunft, mehr als 99 Prozent der Bevölkerun­g sind Muslime.

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FOTO: KATRIN NEEF Michael und Susanne Schmidt lassen Deutschlan­d hinter sich und sind auf dem Weg nach Afrika.

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