Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hotelbesitzer tauschen Baindt gegen Sansibar
Nun hat die Gemeinde kein Hotel mehr – Neuer Besitzer will Baindter Hof anders nutzen
BAINDT - Dass sie ihr Alter nicht in Deutschland verbringen wollen, stand für Susanne und Michael Schmidt, Betreiber des Baindter Hofs, schon lange fest. Dass es mit dem Auswandern nun doch recht schnell ging, hat mit einem Zufall zu tun. Denn eigentlich wollte Susanne Schmidt nur den nächsten Urlaub buchen. Doch dann stolperte sie im Internet über ein zum Kauf angebotenes Hotel auf Sansibar. Jetzt startet das Ehepaar ein neues Leben in Ostafrika.
„Das ist unser Strand“, sagt Susanne Schmidt und zeigt ein Handyfoto mit Palmen und türkisblauem Meer. „Und das ist unser Hotel – ein Haupthaus und drei Bungalows.“Denn zur Ruhe setzen wollen sich die beiden Mittfünfziger noch nicht. Sie bleiben Hotelbetreiber, allerdings rund 11 000 Kilometer vom Baindter Hof entfernt.
Dort, in Pwan Mchangani, gebe es deutlich weniger Hektik und Stress, sagen sie – während die Bedingungen in Deutschland immer schlechter würden: „Die Steuern fressen Kleinunternehmer auf“, sagt Michael Schmidt, und die „ständigen Kontrollen“seien übertrieben. „Es macht keinen Spaß mehr.“Die neuen Datenschutzvorgaben seien außerdem kaum umsetzbar, fügt seine Frau hinzu: „Demnach müsste eigentlich jeder unserer Gäste unterschreiben, dass seine Daten im Computer gespeichert werden dürfen.“
Fast sechs Jahre lang haben Susanne und Michael Schmidt den Baindter Hof geführt. „Wir haben das Hotel im Januar 2013 von meinen Eltern übernommen, die es 1994 gegründet hatten“, sagt Susanne Schmidt. Das Hotel am Ortseingang in der Nähe des Sportplatzes verfügt über 18 Zimmer mit insgesamt 27 Betten und sei „sehr gut ausgelastet“gewesen, wie das Ehepaar berichtet. Dank der nahen B 30 und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei das Haus für Besucher von Messen in Friedrichshafen attraktiv gewesen, aber auch Monteure zählten zu den Stammgästen.
Der Standort wäre daher nach wie vor interessant für einen Hotelbetreiber. Es habe auch zwei Interessenten gegeben, die das Hotel weiterführen wollten, berichtet das Ehepaar – diese Projekte seien jedoch gescheitert. Der dritte Interessent, der das Haus schließlich kaufte, habe aber keine Hotelpläne, sondern wolle das Gebäude anders nutzen.
All das kümmert Susanne und Michael Schmidt nicht mehr. Sie haben abgeschlossen mit dem Leben in Deutschland. „Wir haben keinen Abschiedsschmerz. Wir setzen uns in den Flieger und sind weg“, sagen sie. Der Hund reist mit, und ein Container transportiert noch ein paar Dinge wie zum Beispiel Werkzeug oder die Kaffeemaschine nach Sansibar.
Das Leben auf der Insel, die zu Tansania gehört, haben die beiden bei einem Urlaub schon kennengelernt. „Die Leute dort sind wahnsinnig freundlich“, sagt Susanne Schmidt, die Atmosphäre sei sehr friedlich. Die Temperatur liege beständig bei rund 30 Grad, „und es hat immer Wind, das ist sehr angenehm“. Wenn im April, Mai die Regenzeit komme, werde es allerdings sehr feucht.
Armut und Fünf-Sterne-Schuppen
„Wir haben uns von Anfang an zu Hause gefühlt“, berichten die beiden, die auch schon Kontakte zu Einheimischen geknüpft haben. „Es gibt sehr arme Familien und direkt daneben sieht man Fünf-Sterne-Schuppen“, erzählt Susanne Schmidt.
In seinem Bed-and-Breakfast-Betrieb mit dem Namen „Moonshine Villa“will das Paar deshalb nur Bewohner des benachbarten 5000-EinwohnerDorfs einstellen. Und Susanne Schmidt möchte Familien, die Schulkinder haben, mit Spenden unterstützen, „denn der Schulbesuch kostet dort Geld“. Sansibar ist eine zu Tansania gehörende Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas, sie ist auch bei Urlaubern aus Europa sehr beliebt. Die Bewohner sind unterschiedlicher ethnischer Herkunft, mehr als 99 Prozent der Bevölkerung sind Muslime.