Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weingarten: Vorzeigemodell in Sachen Feuerwehr-Ehrenamt
Städtische Lösung mit Feuerwehrkommandant Horst Romer ist optimal – Andere Kommunen zeigen Interesse
WEINGARTEN - Jahrelang war es eines der Hauptprobleme der Freiwilligen Feuerwehr Weingarten: die Überlastung des ehrenamtlichen Feuerwehrkommandanten Horst Romer. Doch seit Juli vergangenen Jahres scheint das Problem gelöst. Durch eine Anstellung bei der Stadt und der Kombination zweier Aufgabengebiete konnte die „perfekte Lösung“gefunden werden, wie es Romer bezeichnet. Die funktioniert so gut, dass er von einer „Win-WinWin-Situation“spricht – und sich längst auch andere Kommunen für das „Weingartener Modell“interessieren.
„Das Thema gibt es landauf, landab und unsere Lösung hat einige Aufmerksamkeit erregt. Ich bin von dem ein oder anderen Kommandanten gefragt worden, wie das funktioniert“, erzählt Romer. Denn das Konstrukt ist etwas kompliziert. Seit vielen Jahren ist Romer ehrenamtlicher Feuerwerkommandant in Weingarten. Doch durch die steigende Zahl an Einsätzen nahm die Belastung immer weiter zu, war mit Romers eigentlichem Beruf kaum mehr zu vereinbaren. Daher ging er auf die Stadt Weingarten zu, um gemeinsam eine Lösung zu finden. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wieder für das Amt zur Verfügung gestellt hätte. Auf Dauer war das nicht mehr tragbar, das komplett im Ehrenamt zu machen“, erinnert sich Romer.
Doch stieß er bei der Stadtverwaltung auf offene Ohren, die sich Romers Wert bewusst waren und ohnehin im Bereich von Sicherheit und Katastrophenschutz nachbessern wollte. Also wurde eine Stelle für einen „Sachbearbeiter für Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz“in Vollzeit geschaffen. Allerdings legte die Stadtverwaltung stets Wert darauf, dass die Stelle nicht extra für Romer geschaffen worden sei und auch offiziell ausgeschrieben wurde. Romer habe sich aufgrund seiner Qualifikationen aber dann durchgesetzt. Sein Aufgabengebiet ist dabei weit gesetzt. Neben Sicherheitsfragen rund um Großveranstaltungen wie den Blutritt oder die Fasnet kümmert sich Romer auch um viele Feuerwehrthemen, wie beispielsweise den Neubau des Feuerwehrgerätehauses (die SZ berichtete).
Da aber auch die Erstellung von Dienst-, Bedarfs- und Budgetplänen zu seinen Aufgaben gehören, kann er in seiner Funktion als Sachbearbeiter Verwaltungsaufgaben aus dem Feuerwehrbereich abarbeiten. „Meine Entlastung findet hauptsächlich im Bereich der Verwaltung statt. Ich entlaste mich quasi selbst“, sagt Romer hinsichtlich seiner Aufgaben als Kommandant. „Dadurch habe ich im Ehrenamt wieder mehr Zeit für die Arbeit des Kommandanten. Die ist früher oftmals zu kurz gekommen, weil die Verwaltungsarbeit entsprechend viel war.“
Doch auch die Stadt profitiert von dem Konstrukt. So kümmert sich Romer nicht nur um das Thema Sicherheit. Auch für andere Bereiche der Verwaltung, insbesondere das Ordnungsamt, ist Romer wichtiger und gefragter Ansprechpartner. „Das wird als sehr gut empfunden, dass sich das nun auf eine Person konzentriert. Gerade weil ich die Erfahrung von verschiedenen Veranstaltungen und Fachwissen aus 35 Jahren einbringen kann“, sagt Romer. Das sieht auch Oberbürgermeister Markus Ewald ähnlich. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir vor gut anderthalb Jahren diese Lösung gefunden haben. Das Modell hat sich bestens bewährt und ist für andere Kommunen inzwischen ein Musterbeispiel, wie eine Stadtverwaltung dem Problem der Überlastung begegnen kann“, sagt er und fügt an: „Außerdem profitieren wir sehr stark vom Wissen und von der Expertise Herrn Romers bei der Erarbeitung der leider inzwischen notwendig gewordenen Sicherheitskonzepte für die öffentlichen Veranstaltungen in unserer Stadt.“
Doch sind sich die beiden auch bewusst, dass das Modell nicht ganz so einfach auf andere Kommunen übertragbar ist. Schließlich ist die Kombination von Haupt- und Ehrenamt der Schlüssel. Denn so könne man die Motivation der übrigen Feuerwehrleute hoch halten. Denn letztlich wäre es schwer vermittelbar, dass die Kameraden all die Arbeit und die Risiken ehrenamtlich und damit ohne Bezahlung übernehmen, während der Feuerkommandant dafür bezahlt wird. Daher hat Romer diesbezüglich eine klare Meinung, auch wenn es andernorts hauptamtliche Kommandanten gibt: „Solange man das Amt des Kommandanten im Ehrenamt halten kann, sollte man das tun. Als Kommandant kann man so auch immer noch als Vorbild vorangehen.“
Nicht ganz unwichtig ist aber auch der private Aspekt. Schließlich hatte Romer vor der Lösung fast keine Freizeit und kaum mehr Zeit für sich und seine Familie. Das hat sich nun merklich geändert. „Ich habe endlich wieder mehr Freizeit zur Verfügung – für die Familie, aber auch für mich“, sagt Romer sichtlich zufrieden.