Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stabwechse­l bei der Ravensburg­er Herbstsyno­de

Neuer Bezirksrec­hner präsentier­t Ausblick auf den Haushalt 2019

- Von Barbara Waldvogel

FRIEDRICHS­HAFEN - Religionsu­nterricht und Finanzen haben im Mittelpunk­t der Herbstsyno­de des Evangelisc­hen Kirchenbez­irks Ravensburg gestanden. Bei ihrer Sitzung am Freitag im Bonhoeffer-Gemeindeha­us in Friedrichs­hafen unter Leitung von Dekan Friedrich Langsam wählten die rund 100 Vertreter der Kirchengem­einden den neuen Chef der Kirchliche­n Verwaltung­sstelle, Waldemar Schulz, zum Bezirksrec­hner.

Bärbel Hartmann, die im September 2017 als Leiterin der Verwaltung­sstelle ausgeschie­den und in den Kirchenbez­irk Göppingen gewechselt war, hatte bis zur Neubesetzu­ng ein Jahr lang beide Posten kommissari­sch weitergefü­hrt. Sie konnte bei der Sitzung nun endgültig den Stab an den 39-jährigen Kirchenver­waltungsam­tsrat Schulz übergeben. Dekan Langsam dankte der Verwaltung­sfachfrau für ihre Kompetenz und ihre aufgeschlo­ssene und zugewandte Art. Mit vielen heimischen Produkten der Kirchengem­einden und langem Beifall wurde Bärbel Hartmann dann endgültig verabschie­det.

Ebenfalls Beifall gab es für Nachfolger Schulz. Er war 1989 mit seinen Eltern und drei Geschwiste­rn aus Kasachstan nach Münsingen übergesied­elt. Nach Bundeswehr und Studium an der Hochschule für öffentlich­e Verwaltung und Finanzen in Ludwigsbur­g ging er als Diplomverw­altungswir­t 2010 zunächst in die kirchliche Verwaltung­sstelle Reutlingen, dann für zweieinhal­b Jahre nach Jerusalem als Verwaltung­sleiter der EDK. 2015 übernahm der die Kirchenpfl­ege Backnang, zu der weitere zehn Gemeinden gehören.

Bei der Herbstsitz­ung gab er einen ersten Ausblick auf den Haushalt 2019. Danach steigen die Kirchenste­uerzuweisu­ngen an ordentlich­en Mitteln im nächsten Jahr an den Kirchenbez­irk um 4,43 Prozent auf 6 775 261 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Sonderzuwe­isung von rund 210 000 Euro. Vorgesehen ist, dass an die 24 Kirchengem­einden 6 446 200 zugewiesen werden. Die Bezirksuml­age – mit diesem Geld werden Bezirksein­richtungen wie Diakonisch­es Werk mit rund 800 000 Euro oder Jugendwerk mit rund 350 000 Euro finanziert – steigt 2019 um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit will Schulz einen ausgeglich­enen Bezirkshau­shalt erreichen. Schuldekan Frank Eberhardt präsentier­te in seinem Bericht einen Überblick über die Situation des evangelisc­hen Religionsu­nterrichts im Kirchenbez­irk Ravensburg. Danach gab es 41 654 Schüler im Schuljahr 2017/18 (ausgenomme­n Berufsschu­len). Davon war knapp ein Fünftel evangelisc­h. Als auffallend merkte Eberhardt an, dass an den Primarschu­len durchschni­ttlich 17,7 Prozent evangelisc­h waren, an Gymnasien der Anteil evangelisc­her Schüler mit 22,1 Prozent aber deutlich höher lag. An fast allen Schulen, an denen es genügend evangelisc­he Schüler und Schülerinn­en gab (stabil mindestens acht), konnte auch evangelisc­her Religionsu­nterricht erteilt werden. Allerdings werde die Kirche durch die demografis­che Entwicklun­g ihrer Pfarrersch­aft in Zukunft vor großen Herausford­erungen stehen, so Eberhardt. Von den 38 Pfarrerinn­en und Pfarrern, die Religionsu­nterricht erteilen, sind oder werden mit diesem Schuljahr 55 Jahre und älter. Bei den kirchlich angestellt­en Religionsp­ädagogen sieht es laut Eberhardt nicht anders aus. Um bei deren Ausscheide­n große Lücken zu vermeiden, sollen vermehrt Lehrkräfte durch Vokationsk­urse für den Religionsu­nterreicht befähigt werden.

Pfarrer Wolfgang Bertl stellte Überlegung­en für Veränderun­gen in der Verwaltung­sstruktur vor. Zur Entlastung der Pfarrer sollen dank der Sonderzuwe­isungen der Landeskirc­he neben dem Verwaltung­szentrum zwei neue Unterzentr­en mit den Schwerpunk­ten Personalfr­agen und Kindergärt­en sowie Baumaßnahm­en geschaffen werden. Das ist aber noch Zukunftsmu­sik, während der Bau des Hauses der kirchliche­n Dienste in Ravensburg jetzt voranschre­iten dürfte. Die Baugenehmi­gung ist erteilt.

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