Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Konzentrat­ion von Treibhausg­as so hoch wie nie

Klimaforsc­her messen Rekordwert­e – UN warnt vor illegaler Produktion der Ozonkiller

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GENF (dpa) - Die Konzentrat­ion der klimaschäd­lichen Treibhausg­ase in der Atmosphäre hat nach den Messungen der Klimaforsc­her Rekordwert­e erreicht. „Es gibt keine Anzeichen für eine Umkehrung des Trends, der zu langfristi­gem Klimawande­l, dem Meeresspie­gelanstieg, der Versauerun­g der Meere und mehr extremen Wettersitu­ationen beiträgt“, warnte die Weltwetter­organisati­on (WMO) am Donnerstag in ihrem jährlichen Treibhausg­asBulletin.

„Ohne rapide Verringeru­ngen von CO2 und anderen Treibhausg­asen wird der Klimawande­l immer stärkere zerstöreri­sche und unumkehrba­re Folgen für die Erde haben“, warnte WMOGeneral­sekretär Petteri Taalas. „Die Chance, noch einzugreif­en, WMO-Generalsek­retär Petteri Taalas zum Klimawande­l

ist fast vertan.“

Illegale Produktion von CFC-11

Außer dem neuen Rekordnive­au des bedeutends­ten Treibhausg­ases Kohlendiox­id (CO2) macht den Forschern auch ein Ozonkiller Sorgen: das längst verbotene Kühlmittel CFC-11 oder Trichlorfl­uormethan. Es zerstört die Ozonschich­t, die das Leben auf der Erde vor Schäden durch aggressive­s Sonnenlich­t schützt und wirkt als Treibhausg­as.

CFC-11 war im Rahmen des internatio­nalen Ozonabkomm­ens, des Montrealer Protokolls, verboten worden. Sein Anteil in der Atmosphäre sank seit Mitte der 1990erJahr­e zunächst kontinuier­lich. Der Rückgang habe sich aber seit 2012 deutlich verlangsam­t, was auf neue illegale Produktion des Stoffs hindeute. Die WMO erwähnt nur „Produktion in Ostasien“, aber die Umweltschu­tzorganisa­tion Environmen­tal Investigat­ion Agency (EIA) nannte vor Kurzem in diesem Zusammenha­ng die Schaumstof­findustrie Chinas.

Die CO2-Konzentrat­ion in der Atmosphäre stieg nach Angaben der WMO 2017 von 403,3 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf 405,5. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennun­g von Kohle, Öl und Gas, die Zementprod­uktion und andere Industriep­rozesse. Die CO2-Konzentrat­ion lag 46 Prozent höher als in vorindustr­ieller Zeit, also vor 1750.

Seit 1990 sei der Strahlungs­antrieb durch langlebige Treibhausg­ase um 41 Prozent gestiegen, so die WMO. Der Strahlungs­antrieb misst die Energiebil­anz der Erde und umfasst alle Kräfte, die die Erde erwärmen oder abkühlen. CO2 trug nach WMO-Angaben 66 Prozent dazu bei.

Anstieg bei Methan

Methan ist das zweitwicht­igste Treibhausg­as und trug 17 Prozent bei. Die Methan-Konzentrat­ion stieg auf 1859 Teilchen pro Milliarde Teilchen (ppb) und erreichte 257 Prozent des vorindustr­iellen Niveaus. Es entsteht vor allem bei der Rinderhalt­ung und im Reisanbau.

„Das letzte Mal, als die Erde ähnlich hohe CO2-Konzentrat­ionen erlebte, war vor drei bis fünf Millionen Jahren“, sagte Taalas. „Damals war es zwei bis drei Grad wärmer und der Meeresspie­gel lag 10 bis 20 Meter höher als heute.“Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrung­en in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen. So abrupt wie in den vergangene­n 70 Jahren ist die CO2Konzent­ration nach Angaben der Forscher noch nie gestiegen. Am Ende der letzten Eiszeit erstreckte sich ein ähnlicher Anstieg über 3000 Jahre.

„Die Chance, noch einzugreif­en, ist fast vertan.“

Temperatur­anstieg ungebremst

Seit 1750 ist die Durchschni­ttstempera­tur bereits um rund ein Grad gestiegen. Der Weltklimar­at (IPCC) rät dringend, den Anstieg bei 1,5 Grad zu begrenzen, um schwerste Folgen für Millionen Menschen auf der Welt abzuwenden. „Wir sind nicht auf Kurs, das zu schaffen“, sagte Taalas Stellvertr­eterin Elena Manaenkova in Genf. „Wir können 1,5 Grad nur schaffen, wenn die CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 gesenkt werden.“

Vom 2. bis 14. Dezember findet in Katowice in Polen die UN-Klimakonfe­renz zur Umsetzung des 2015 in Paris beschlosse­nen Weltklimaa­bkommens statt.

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