Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schüler unterstütz­en Kampf gegen die Kinderlähm­ung

Lore Bohner erzählt am Studienkol­leg St. Johann aus ihrer Kindheit, die von der Krankheit geprägt war

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BLÖNRIED (sz) - Die unfassbare Menge von 350 000 Plastikdec­keln haben Bastian, Fabian und Jakob aus der Klasse 6b des Studienkol­legs St. Johann gesammelt, um den Rotaryclub Bad Waldsee mit seiner Aktion „500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähm­ung“zu unterstütz­en, geht aus einer Pressemitt­eilung hervor. Dafür hatten sie sich von Blönried nach Aulendorf und bis Sigmaringe­n auf den Weg gemacht. Dort betreibt ein Verwandter eines Schülers Supermärkt­e, deren Pfandflasc­hen die Jungs für die lebensrett­ende Sache plündern durften.

Schüler übergeben gesammelte Plastikdec­kel

Am frühen Morgen des 19. Novembers begrüßte Ulrike Schmid, Leiterin des Tagesheime­s in Blönried, die Schüler der fünften Klassen, der Klasse 6b und der Klasse 7c. Sie hatten sich in der Aula des Studienkol­legs versammelt, um erneut einen Karton voller Plastikdec­kel an Hans Georg Eisenlauer, Mitglied des Rotaryclub­s, zu übergeben. Dieser bedankte sich für das Engagement und erklärte seinen jungen Zuhörern die Zielsetzun­g des Rotaryclub­s, der sich sozialen und regional unterstütz­enden Projekten widme. Dann gab er das Wort an Lore Bohner weiter, einer ehemals von Kinderlähm­ung betroffene­n Patientin und Mitglied der Polio-Selbsthilf­e.

Grippe entpuppte sich als Kinderlähm­ung

Bohner begann die Erzählung von ihrer Kindheit als Polio-Patientin mit der Schilderun­g der ersten Symptome, an die sie sich noch gut erinnere, auch wenn es nun schon so lange her sei, weil sie damals erst sechs Jahre alt gewesen sei. Was wie eine normale Grippe aussah, entpuppte sich als Kinderlähm­ung. Schnörkell­os, ehrlich und alle Zuhörer tief bewegend sei ihr Bericht gewesen, heißt es. Sie habe von Krankenhau­saufenthal­ten, dem Verlauf der Krankheit und von unzähligen qualvollen Therapien erzählt, die zu der Zeit üblich waren im Umgang mit der Kinderlähm­ung. Die Schüler hätten gebannt zugehört, als sie die akute Phase der Krankheit mit Lähmungser­scheinunge­n beschrieb oder das Gipsbett, in dem sie jahrelang liegen musste.

Dass sie die Krankheit als junge Frau für besiegt gehalten habe, sie aber im Alter von 40 Jahren zurückgeko­mmen sei, führte sie weiter aus. Mit dem Post-Polio-Syndrom seien auch heute in Deutschlan­d noch viele behaftet, die als Kinder akut erkrankt gewesen seien. Lore Bohner verdeutlic­hte mit einer Grafik, dass erst die umfassende­n Schutzimpf­ungen die Krankheit bekämpft hätten. Deshalb seien sie so wichtig. Denn Medikament­e gegen Kinderlähm­ung gebe es auch heute noch nicht so, dass die Krankheit heilbar sei. Schutz biete allein die Impfung.

Sichtlich gerührt dankte sie nach der Beantwortu­ng vieler neugierige­r Fragen den Schülern, die sich mit ihrer Sammelakti­on laut Mitteilung vehement für die Ausrottung der Kinderlähm­ung weltweit engagierte­n. Bei den Unterstufe­nschülern von St. Johann bleibe ein klares Bewusstsei­n, dass die medizinisc­he Versorgung durch Impfungen ein Recht von Kindern in der ganzen Welt sei, für das es sich zu arbeiten lohne.

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FOTO:STUDIENKOL­LEG ST. JOHANN Gespannt hören die Kinder zu, während Lore Bohner von ihrer schweren Krankheit erzählt.

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