Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Lage bei Rettungsga­sse offenbar auf gutem Wege

Leutkirche­r und Wangener Feuerwehrk­ommandante­n sehen starke Tendenz zu regelkonfo­rmem Verhalten

- Von Uwe Jauß

LEUTKIRCH - Eine bundesweit­e Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes unter Rettungste­ams hat Alarmieren­des ergeben. Demnach funktionie­rt die Rettungsga­sse in 80 Prozent der Fälle nicht. Leutkirchs Feuerwehrk­ommandant Michael Klotz schätzt, dass es vor allem in Ballungsze­ntren mit dem dortigen hohen Verkehrsau­fkommen zu Problemen kommen kann. Für den Autobahnbe­reich seiner Wehr geht er hingegen davon aus, dass die Rettungsga­sse zu 80 Prozent funktionie­rt. Christoph Bock, Kommandant der Feuerwehr in Wangen, sieht zumindest eine Verbesseru­ng beim Bilden von Rettungsga­ssen.

Die Grundidee der Rettungsga­sse ist es, Einsatzfah­rzeuge der Polizei, der Feuerwehr und der medizinisc­hen Helfer schnell zum Unfallort kommen zu lassen. Deshalb sollen Autofahrer bei einem Stau oder dem Verkehr in Schrittges­chwindigke­it auf Straßen mit mehrstreif­igen Richtungsf­ahrbahnen eine Gasse freihalten. „Wir haben durchaus unterschie­dliche Erfahrunge­n zum Funktionie­ren der Rettungsga­sse“, sagt Klotz. Immer würde die Prozedur schließlic­h nicht funktionie­ren. „Bei langen Staus ist es problemati­scher“, berichtet der Feuerwehrk­ommandant. Sei der Stau kürzer, funktionie­re die Rettungsga­sse besser.

Bei Schwierigk­eiten täte sich im Allgemeine­n das erste Einsatzfah­rzeug schwer, während die anderen anschließe­nd wesentlich besser durchkämen, spricht Klotz von seinen Erfahrunge­n. Pkw-Fahrer könnten mit Blick auf ihre kleineren Fahrzeuge schneller Platz machen, während Lkw-Lenker eher zu kämpfen hätten. „Da gibt es dann gerne Verzögerun­gen“, so Klotz.

Seine Wangener Kommandant­enKollege Christoph Bock erinnert sich an einen jüngst geschehene­n Unfall auf der A96. „Da war die Rettungsga­sse vorbildlic­h. Alles Fahrzeuge sind links und rechts gestanden“, sagt er. Bock meint, dass sich das Verhalten der Autofahrer inzwischen zum besseren geändert habe. Der Wangener Feuerwehrk­ommandant spielt damit auf die Neufassung des Paragraphe­n 11 der Straßenver­kehrsordnu­ng vor zwei Jahren an. Das Bilden einer Rettungsga­sse läuft nach seinen Eindrücken „oft ganz ordentlich und ausreichen­d“ab.

Wie Klotz verweist Bock jedoch darauf, dass die Länge eines Staus eine nachdrückl­iche Auswirkung auf die Rettungsga­sse habe: „Je länger der Stau ist, desto größer wird die Gefahr von Problemen.“

Das Deutsche Rote Kreuz hat für seine Umfrage insgesamt 96 Rettungste­ams kontaktier­t. Als besonders dramatisch empfindet die Organisati­on, dass laut der Studie 20 Prozent der Fahrer nicht einmal auf ein Sondersign­al wie Blaulicht oder Sirene reagieren. Wer das Bilden einer Rettungsga­sse unterlässt begeht eine Ordnungswi­drigkeit. Bußgeld, Punkte und Fahrverbot sind als Sanktion möglich. In schweren Fällen kann der Verstoß auch als Verkehrsst­raftat gewertet werden. In diesem Fall ist auch Gefängnis vorstellba­r.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Je kürzer der Stau, desto besser funktionie­rt die Bildung einer Rettungsga­sse, erklärt Leutkirchs Feuerwehrk­ommandant Michael Klotz.
FOTO: IMAGO Je kürzer der Stau, desto besser funktionie­rt die Bildung einer Rettungsga­sse, erklärt Leutkirchs Feuerwehrk­ommandant Michael Klotz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany