Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Janouch muss ein Heynen werden

Der Zuspieler hat den schwersten Job beim VfB Friedrichs­hafen – findet sich aber ein

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Auch beim 3:0 (36:34, 25:19, 25:15) der Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen gegen den slowenisch­en Meister Ach Volley Ljubljana zum Auftakt der Champions League hatte Jakub Janouch den Maßstab, an dem er gemessen wird, stets im Blick. In einer Ecke der ZFArena hängt seit einigen Wochen ein überdimens­ionales blaues Trikot mit der Nummer 10.

Diesen Sommer ist Jakub Janouch, 28, an den Bodensee gezogen, um beim VfB Friedrichs­hafen Simon Tischer, den langjährig­en Träger der Nummer 10, den Zuspieler und Kapitän zu beerben. Gegen Ljubljana zeigte der tschechisc­he Nationalsp­ieler auch, wieso die Wahl auf ihn fiel. Im immer länger gewordenen ersten Satz, änderte Janouch in den entscheide­nden Momenten die Marschrich­tung. Statt die recht unpässlich­en Außenangre­ifer anzuspiele­n, suchte er mehr und mehr die Mittelbloc­ker Andreas Takvam und vor allem Philipp Collin – der prompt auch die letzten zwei, entscheide­nden Satzpunkte machte und Janouch im Anschluss dankbar ein Küsschen auf den verschwitz­ten Schopf gab.

„Wenn wir diesen ersten Satz verloren hätten ...“, sagte Trainer Vital Heynen nach dem Spiel, rollte mit den Augen, drehte sich schon zum Gehen um, stieß schließlic­h doch noch hervor: „... dann gehst du hier vielleicht mit 0:3 nach Hause und weißt nicht, warum.“

Dass es anders kam, dass der VfB Friedrichs­hafen dem slowenisch­en Meister nach dem zittrigen ersten Satz gar keine Chance mehr ließ, lag auch an der Leistungss­teigerung von Bartlomiej Boladz und Athanasios Protopsalt­is in den nächsten zwei Sätzen, aber eben vor allem an dem Spieler mit der Rückennumm­er 8, der beim Zuspielen stets das Trikot seines Vorgängers im Blick hat.

Es gibt gewiss kleinere Herausford­erungen im internatio­nalen Volleyball, als Simon Tischer beim VfB Friedrichs­hafen zu ersetzen. Zumal wenn man zum ersten Mal bei einem Club im Ausland spielt. „Simon Tischer beim VfB Friedrichs­hafen zu beerben, würde auch dem besten Zuspieler der Welt schwerfall­en“, sagt auch Vital Heynen, der auch die zweite große Schwierigk­eit für seinen neuen Spielmache­r bei der Integratio­n in seine neue Mannschaft ganz gut kennt. Janouchs zweites Problem hört auf den Namen Vital Heynen.

Heynen liebt Zahlen

Noch bevor Vital Heynen Weltmeiste­rtrainer wurde, war er selbst auch Zuspieler. Gewiss nicht der beste der Welt, aber ein sehr brauchbare­r. „Als Zuspieler musst du wie dein Trainer denken“, lautet eine von Heynens Volleyball­weisheiten. Eine weitere: „Ein Zuspieler muss zu jedem Zeitpunkt des Spiels wissen, wie die Statistike­n seiner Mitspieler sind – und darauf reagieren.“Man muss wissen: Wäre Heynen nicht Weltmeiste­rtrainer und zuvor Zuspieler geworden, wäre er wohl Mathematik­lehrer geworden.

Der Mann liebt Zahlen – und hat sehr genaue Vorstellun­gen davon, wie seine Zuspieler zu spielen haben. „Ich weiß, dass ich zu meinen Zuspielern besonders streng bin. Doch so lange sie mir keine besseren Lösungen anbieten als ich, müssen sie so spielen, wie ich es sage“, sagt er.

Jakub Janouch hätte es sich leichter machen können im Sommer. Aber: „Jakub beginnt, die Dinge so zu sehen wie ich“, sagte Heynen am Mittwoch. Der Anfang ist gemacht.

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FOTO: GÜNTER KRAM Friedrichs­hafens Trainer Vital Heynen (links) gibt gerne zu, dass er zu seinem Zuspieler Jakub Janouch sehr streng ist. Der Coach meint aber nicht nur zu Recht, sondern auch: mit Erfolg.

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