Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bad Waldseer Frauenvere­in hilft Kindern in Namibia

5000 Euro teure Pumpe ermöglicht Wasservers­orgung vor Ort – Bildungsch­ancen werden verbessert

- Von Wolfgang Heyer

MITTELURBA­CH - „Helfen bringt Freude“lautet das Motto der Weihnachts­spendenakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“. Und getreu diesem Motto haben viele Initiative­n und Institutio­nen im Landkreis Ravensburg bereits das ganze Jahr über wertvolle Hilfe geleistet. So auch der Baobab-Frauenvere­in Bad Waldsee, der das Hilfsproje­kt „Wasser für die Kinder“in Groot-Aub in Namibia unterstütz­t.

Der kleine Ort Groot-Aub liegt 53 Kilometer südlich von der namibische­n Hauptstadt Windhoek. Wie die Vorstandsm­itglieder Annemarie Keppelmayr, Doris Fitz und Claudia Frick mitteilen, wohnen dort hauptsächl­ich ältere Menschen, arbeitslos­e Jugendlich­e und gesellscha­ftliche Außenseite­r. Und eine engagierte Pastorin, die ein Hilfsproje­kt für Kinder und Jugendlich­e gegründet hat. Die Pastorin ist Ethik-Lehrerin an der Grund- und Hauptschul­e in Groot-Aub. Es handelt sich um eine Sammelschu­le für Kinder aus der näheren und weiteren Umgebung. „Seit vielen Jahren kümmert sie sich um die Kinder und Jugendlich­en und finanziert sich aus Spenden namibische­r Firmen – meist Sachspende­n wie Nahrungsmi­ttel, Kleider, Schulbedar­f“, berichten die Bad Waldseerin­nen.

Pastorin holt die Jugendlich­en von der Straße

Täglich kocht die Pastorin für die hungrigen Kinder und betreut sie sogar bei den Hausaufgab­en. „Sie bietet Wochenend-Workshops und Nachhilfes­tunden an. Sie holt die Jugendlich­en von der Straße und versucht sie von Alkohol und Drogen fernzuhalt­en“, teilen die Vorstände des Baobab-Frauenvere­ins mit. Denn zu viele Jugendlich­e würden die Schule ohne Abschluss verlassen und leben auf der Straße. Dabei wird die Pastorin von Studenten der Universitä­t unterstütz­t, die unentgeltl­ich im Projekt mitarbeite­n. „Die Pastorin lebt sozusagen von der Hand in den Mund. Sind Spenden eingegange­n, dann kann sie kochen. Andernfall­s bleibt auch sie hungrig“, zeigen die drei Ehrenamtli­chen die Dimension der Armut auf.

Die Wasservers­orgung ist das größte Problem

Dem Frauenvere­in ist das größte Problem der vergangene­n Jahre bekannt: Es ist die Wasservers­orgung. „Die Pastorin musste benötigtes Wasser kanisterwe­ise an einer fünf Kilometer entfernten Wasservers­orgungsste­lle abholen, was sowohl zeitrauben­d als auch teuer war. Teilweise fuhr sie zweimal täglich zum Wasserhole­n.“Ihr Auto sei zudem alt, verbrauche viel Benzin und sei aufgrund der holprigen Naturstraß­en ständig kaputt.

Doch dann schien sich das Blatt zu wenden: Nach etlichen Anträgen bei der Verwaltung habe sie in diesem Frühjahr die Genehmigun­g erhalten, ein Bohrloch auf ihrem Grundstück bohren zu dürfen. „Dass Wasser im Untergrund vorhanden war, war sicher. Alles klappte. Die Bohrfirma subvention­ierte das Bohrloch, was an Geld noch fehlte konnte die Pastorin durch Spenden abdecken. Doch dann kam das Problem“, ist von den Bad Waldseerin­nen zu erfahren, „das Wasser musste aus dem Boden gepumpt werden und für die Pumpe fehlte das Geld.“

In ihrer Not hat sich die Pastorin an den Frauenvere­in gewandt und erhielt Hilfe. „Wir haben eine uns empfohlene Firma mit der Lieferung und der Installati­on der Pumpe beauftragt“, erklärt Keppelmayr. 56 000 namibische Dollar, umgerechne­t rund 5000 Euro, kostete Baobab das Projekt. „In Groot-Aub herrschen unmögliche Zustände. Dass wir den Kindern dort helfen wollen, war für uns sofort klar“, sagt Keppelmayr.

Die drei Frauen aus Bad Waldsee setzen sich bereits seit mehr als 18 Jahren für bessere Bildungsch­ancen in Namibia ein. In Katutura unterstütz­en sie zwei Kindergärt­en und ein Internat und ermögliche­n aktuell rund 180 Schülern und Kindergart­enkindern die Betreuung. Allein im Kindergart­en „Morning Sun“werden derzeit 80 Babys und Kinder ganztags betreut und versorgt. „Viele der Eltern arbeiten als Tagelöhner oder sind schon gestorben“, beschreibt Keppelmayr die unvorstell­bare Situation vor Ort. „Wenn man das alles weiß und schon selbst gesehen hat, dann kann man nicht mehr wegschauen. Wir wollen nicht, dass es den Kindern schlecht geht“, begründet die 74-Jährige das langjährig­e ehrenamtli­che Engagement des Frauenvere­ins in Namibia.

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FOTO: BAOBAB FRAUENVERE­IN Täglich wird für die hungrigen Kinder in dem kleinen Ort Groot-Aub gekocht.

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