Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ex-Minister
Der ehemalige griechische Finanzminister Gianis Varoufakis will in Deutschland für die Europawahl 2019 kandidieren. Es gehe darum, dass transnationale Demokratie Wirklichkeit werde, sagte der Linkspolitiker am Sonntag in Berlin. In einer Versammlung der Partei „Demokratie in Europa“wurde er auf den ersten Platz einer Liste für die Wahlen zum Europaparlament im Mai kommenden Jahres gesetzt. Die Partei ist den Angaben zufolge ein deutscher Ableger von Varoufakis’ Bewegung „Democracy in Europe Movement 2025“. Varoufakis sagte, er habe die Voraussetzungen für eine Kandidatur erfüllt – dazu gehört für Bürger anderer EU-Länder, einen Wohnsitz in Deutschland zu haben.
Der 57-Jährige war 2015 nach rund einem halben Jahr als Minister zurückgetreten. Er hatte in der Links-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras versucht, die Gläubiger Griechenlands zu einem Schuldenschnitt zu bewegen und soziale Kürzungen zu vermeiden. Bekannt wurde er für seine markigen Sprüche und seine rebellische Art. So nannte er seinen damaligen Kollegen Wolfgang Schäuble „Zuchtmeister“. Der Professor für Wirtschaftswissenschaften setzt lieber auf Lederjacke als auf Anzug. Ein Video, in dem Varoufakis der deutschen Politik den Mittelfinger zeigt, sorgte damals für Aufruhr.
Nun sagte Varoufakis am Wochenende, er wolle in den nächsten Monaten in Deutschland Wahlkampf machen, aber auch in Griechenland und anderen EU-Ländern präsent sein. Es gelte, dem giftigen Mythos ein Ende zu bereiten, dass es einen Kampf zwischen Nord und Süd, Ost und West gebe. Der einzige Kampf sei der zwischen fortschrittlichen Europäern und Autoritären. (sz/dpa)