Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Uli Hoeneß wird endlich bühnenreif
Am Theater seiner Heimatstadt Ulm ist „Aufstieg und Fall des Uli H.“zu sehen
ULM (dpa) - Der Sohn eines Metzgers arbeitet sich empor bis an die Spitze des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins – und stürzt vom Fußball-Olymp tief hinab: Er landet im Knast. Die Biografie von Uli Hoeneß hat das Zeug zur Tragödie im klassischen Sinn. Das Theater in seiner Geburtsstadt Ulm zeigt „Aufstieg und Fall des Uli H. – eine deutsche Wurstiade“.
Doch auch wenn der Titel große Schicksalswendungen verheißt, die Brüche im Leben des Uli H. kommen als launige Musikrevue daher. Zwischen Stadiongesängen und Schlagern zeichnen die sechs Darsteller ein kabarettistisches Porträt vom Präsidenten des FC Bayern respektive Wurstfabrikanten. „Wir zitieren wohlgemerkt nur“, sagt einer der Darsteller am Anfang. Denn alles gesagt werden dürfe nicht. Im Spiel mit den Zitaten fallen trotzdem deutliche Worte. Zwei Monate hat Autorin Sarah Kohrs sich in ein halbes Dutzend Biografien eingelesen und „sensationelle Auftritte in der Sportschau“angesehen. Sie stöberte nach Wendepunkten, die sich auf die Bühne bringen lassen: „Die Nacht von Belgrad – Hoeneß’ verschossener Elfmeter – lässt sich schwer zeigen. Wie der FC Bayern beim jungen Uli in Ulm an die Tür klopft, hingegen schon.“
Eher leichtgewichtig
Ab da begann eine einmalige Fußballkarriere, die die erste Hälfte der zweimal 45 Minuten dauernden Aufführung bestimmt: Europameister mit 20, Weltmeister mit 22, Sportinvalide mit gerade 27. Doch der wirkliche Aufstieg des Uli H. ging bekanntermaßen aus seinem sportlichen Tiefpunkt hervor: 1979 wird er Manager des FC Bayern und formt den klammen Verein in den kommenden Jahrzehnten zur Weltmarke.
Ganz oben angekommen. Bei einer klassischen Tragödie müssten die Zuschauer nun mit der Katastrophe rechnen. Und auch in der heiteren Revue verdüstert sich die Stimmung in der zweiten Halbzeit zunehmend: Unter anderem Hoeneß, der die Koks-Affäre um Christoph Daum anstößt. Den Vorwurf der Doppelmoral muss sich der Theater-Hoeneß ebenso wie sein Vorbild gefallen lassen.
Ganz allein steht der Titelheld nun auf dunkler Bühne. Es ist März 2014 und Hoeneß wegen mindestens 28,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Doch das Licht geht wieder an, die übrigen Schauspieler kommen zurück – die Geschichte des Uli H. ist auch an diesem Tiefpunkt noch nicht zu Ende erzählt. Während der Proben habe der ins Amt zurückgekehrte Präsident fortwährend für neue Schlagzeilen gesorgt, heißt es auf der sechseckigen, im Fußballmuster gestalteten Bühne; zwei riesige Würste bilden die Kulisse. „Alles hat ein Ende, nur der Wurstfabrikant hat zwei.“
Auf eine Einladung ins Theater habe Hoeneß (66) übrigens bislang nicht reagiert, erzählt der Regisseur,. Stephan Dorn. „Ich stelle mir manchmal vor, dass er hier steht.“Und dann habe Uli Hoeneß hoffentlich ein bisschen Selbstironie dabei.
Das Stück wird bis Februar im Podium des Theaters Ulm gespielt.
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