Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Souveräne Show von Delta Q
Die vier Berliner singen sich vor 200 Gästen durch alle Stilrichtungen der Musik
BAD WALDSEE - Mit mehr als 200 Besuchern war das freitagabendliche Kulturevent im Haus am Stadtsee sehr gut besucht. Zu Gast waren die vier Berliner Jungs von Delta Q , die bereits vor ein paar Jahren schon einmal das Waldseer Publikum begeisterten und sich jetzt auf gut deutsch als Vokalband bezeichnen. Eigentlich eine treffende Bezeichnung, obwohl in den letzten Jahrzehnten derartige Formationen ausschließlich als A cappella Bands firmierten.
Mit Delta Q , konkret mit Sean Haifeli, Thorsten Engels, Martin Lorenz und Sebastian Hengst, standen vier Profis auf der Bühne, die dem Publikum eine perfekte Show und eine hohe gesangliche Qualität boten. Eigentlich hätte man mit diesen Worten schon fast alles gesagt, aber vielleicht lohnt es sich doch, das musikalische Repertoire etwas näher zu betrachten. Im Zentrum des Programms „Ohrwärmer“standen Lieder die den Winter, die Kälte und die Weihnachtszeit in verschiedenster Art thematisierten. Um mal ganz nahe am Thema zu bleiben, gab es da den „Cold song“, eine Interpretation die ursprünglich von dem Counter Tenor Klaus Nomi stammt und eine Bass Arie aus Henry Purcell´s Oper King Arthur neu interpretiert. Was Martin Lorenz hier stimmlich leistete war beachtenswert, ob es aber unbedingt sein muss, ist eine andere Frage. Ganz süß und lieblich auf jeden Fall aber das „Schneeflöckchen“das melodisch durch den Saal schwebte.
Immer wieder beeindruckend ist es, wenn eine Vocalband im Stile der neuen Deutschen Härte à la Rammstein ein Lied präsentiert. Schaurig monumental wurde der „Winterjammer“besungen. Groß und kalt ist er, mit markigen Arien wurde ihm gehuldigt und von einer gruselig schönen Lightshow begleitet. Den Ohren war nach diesem Opus schon warm, den Händen vom Applaus auch, doch für das Gemüt brauchte es noch ein paar andere Lieder. Mit „Adeste Fidelis“kam ein äußerst populäres und schönes Weihnachtslied ins Programm. Das unter dem deutschen Titel „Nun freut euch ihr Christen“bekannte Stück bot genug Potential um verschiedene Musikstile auszuprobieren. Vom klassischen Choral, über Pop- und Rockinterpretationen bis hin zum Calypso reichte das wohltuende Spektrum. Fröhlich mit lebendiger, ansteckender Freude kam „Rudolf“, das rotnasige Rentier daher.
Nicht jedes Lied an diesem Abend drehte sich um Winter, Weihnacht und Wärme. Mit dem „Tanztag“erzählte Delta Q eine Parabel eines miesen Tages, in dem vom Stress mit dem Chef bis hin zum Laufpass durch die Freundin so ziemlich alles schief geht. Doch Delta Q hat ein Rezept dagegen parat, denn „wer sowas zu Herzen nimmt, lässt zu, dass der gewinnt, der sich rüpelhaft benimmt“und deshalb motivierte Tänzer Martin das Publikum, dem Tagesfrust ein Cha-Cha-Charme Tanz entgegenzusetzen.
Lebendig und bunt ging es auch im „Farben Medley“zu, das sich aus einem Streitgespräch zwischen Thorsten und Sebastian entwickelte und mit 20 Hits durch das bunte Popuniversum führte; vielfarbig war es mit „Yellow submarine“, „Blue“, „Für mich soll´s rote Rosen regnen“oder „Men in black“. Nostalgische Erinnerungen hingegen wurden beim „Fernseh Medley“stimuliert. Die Erkennungsmelodien der Biene Maja, der Gummibärenbande, von Zott und Erdinger bis hin zu Merci konnte jeder gleich zuordnen und beim Alpenmärchen Heidi übernahm sogar kurzerhand das Publikum den Gesang und zeigte sich äußerst textund melodiesicher.
Delta Q boten einen in jeder Hinsicht perfekten Auftritt, aber genau diese Perfektion wirkte auch ein bisschen ein- und festgefahren. Da ist es vielleicht kein Fehler, dass sich die Band im kommenden Jahr neu firmiert, um vielleicht bei einem dritten Besuch in Bad Waldsee mit neuen Impulsen und Ideen das Publikum zu begeistern.