Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kulturpreis geht an Günther und Gropper
Shakespeare-Übersetzer aus Rot und Erolzheimer Komponist in Bad Schussenried gewürdigt
BAD SCHUSSENRIED - Für ihr kulturelles Schaffen haben Frank Günther und Konstantin Gropper den diesjährigen Kulturpreis des Landkreises Biberach erhalten. Die feierliche Verleihung fand am Wochenende im Bibliothekssaal im Kloster Bad Schussenried statt.
Landrat Heiko Schmid verwies in seiner Begrüßung auf den Kunstreichtum hierzulande: „Der Landkreis Biberach ist reich an Kunst und Kultur, allenthalben begegnen wir Zeugnissen früherer Jahrhunderte, in denen sich die Kunstsinnigkeit von Äbten, Adeligen und Bürgern widerspiegeln.“Und weiter: „Für unseren Kulturpreis haben wir den Begriff eng gefasst. Gewürdigt werden Persönlichkeiten für herausragende Leistungen im Bereich der bildenden Kunst, Musik, Literatur, von darstellender Kunst oder im Kulturaustausch.“Schmid nannte einige Preisträger der vier vorangegangenen Preisverleihungen wie Hermann Schenkel, Cornelia Lanz, Siegfried Assfalg, Linus Roth und andere.
Eine fünfköpfige Jury wählte dieses Jahr den Shakespeare-Übersetzer Frank Günther, der aus Freiburg stammt und in Rot an der Rot lebt; er erhielt 10 000 Euro. Schmid: „Frank Günther hat in über vier Jahrzehnten den gesamten Shakespeare übersetzt, eine Herkulesleistung.“Bereits 2001 hatte Frank Günther in Biberach den Christoph-Martin-WielandÜbersetzerpreis erhalten.
Kerstin Bönsch, Geschäftsführerin der Wieland-Stiftung und Laudatorin, erzählte, dass die Deutschen in ihrer Shakespeare-Faszination versuchten, den englischen Dichter zu adoptieren. Shakespeare-Übersetzer Schlegel meinte gar, der Dichter sei ein „in der Ferne geborener Landsmann.“Aber dieser „Landsmann“musste übersetzt werden. Abgesehen von einigen unbedeutenden Versuchen war es Christoph Martin Wieland, der mit seinen Übertragungen die Werke des Engländers einem größeren Publikum erlebbar machte. Dessen letztes Werk, „The Tempest“– der „Sturm“– war im Biberacher Komödienhaus 1761 der erste deutschsprachige Shakespeare der Literaturgeschichte. Die Laudatorin zeigte dann beispielhaft an einem Satz aus „Romeo und Julia“, wie unterschiedlich Wieland, Schlegel und Günther das in Deutsch formuliert hatten, und sie erläuterte fesselnd die eindrucksvollen Unterschiede. Sie endet dichterisch lyrisch: „Unser Günther! O du einzigartiger Übersetzer, Wortakrobat, du Wieland-Übersetzungs-Überbieter, du neue Metapher-Suchender, der du mehr bist als eine Übersetzung.“
Frank Günther sprach in seiner Dankesrede über die „Werkstatt eines Übersetzers“, erzählte, wie in Gesprächen immer wieder auf seinen Beruf reagiert wird: „Sie übersetzen Shakespeare, aber das ist doch alles schon übersetzt!?“Er antwortet dann mit der Bibel, von der es nach Luther 35 Übersetzungen gab. Günther erzählt über Schlegels und Wielands Übersetzungen, erläutert Unterschiede zwischen Vers- und Prosa-Übersetzungen. Sehr spannend die Erklärungen Günthers, wie abseits der direkten Wortaussage die sinnhafte Bedeutung des vom Dichter Geschriebenen erarbeitet werden muss. Seine Darstellungen sind rhetorisch spannend, sind faktenreich wie auch exzellentes Entertainment.
„Pop-Philosoph, Rockromantiker“
Der Direktor der Landesakademie in Ochsenhausen, Professor Klaus Weigele, hielt die Laudatio auf den Förderpreisträger, den Musiker Konstantin Gropper, der 1000 Euro erhielt. Weigele: „Er wird als Pop-Philosoph, Orchesterpop-Genie und Rockromantiker bezeichnet. Die Zeitung „La France“sieht ihn als einen „würdigen Erben in der ruhmreichen Linie der großen Dichter und Denker Deutschlands.“Der Sohn eines gymnasialen Schulmusikers aus Erolzheim erhielt eine klassische instrumentenreiche Musikausbildung. Nach anfänglichem Germanistikund Philosophie-Studium wechselte er zur Pop-Akademie nach Mannheim.
Weigele: „Der Komponist Gropper liebt die große Melodie, unterlegt mit berückender Harmonik, liebt den orchestralen Klang. Seine Musik ist nachdenklich, kritisch, ist melancholische und düstere Rockromantik.“
Gropper zeigte das in drei ruhig elegischen Songs, zu denen er sich selbst auf der Gitarre begleitete. Weigele schließt mit einem Zitat der „Stuttgarter Zeitung“vom vergangenen Oktober: „Er stammt aus Oberschwaben, lebt in Mannheim, ist 36 Jahre alt und vielleicht das ungewöhnlichste Phänomen, das die deutsche Popmusik in jüngster Zeit hervorgebracht hat.“