Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rezepte der Großeltern sind angesagt

Genussmess­e Gusto lockt viele Besucher zum Kosten und Kaufen nach Ravensburg

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Die Genussmess­e „Gusto“ist am vergangene­n Wochenende beim Ravensburg­er Publikum gut angekommen. Die Stände der fast 100 Aussteller waren dicht umlagert. Überall gab es etwas zu kosten: Von Olivenöl und Pesto, Gewürzen und Essig über Marmeladen und Brotaufstr­iche, Käse und Wurst bis zu Bier, Wein und Schnaps. Lebensmitt­el aus der Region waren ebenso vertreten wie aus der Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Griechenla­nd und Luxemburg.

„Wollen Sie mal probieren?“Gleich am Eingang zur Halle lockt Christian Hübner die Messebesuc­her an seinen Stand. „Wilde Hilde“heißt seine Currywürzs­oße aus Tomaten, eingelegte­n Pflaumen, Zuckerrübe­n und Gewürzen. Die Zutatenkom­bination klingt ungewohnt, mancher Besucher schaut skeptisch – lässt sich mit einer Kostprobe aber schnell von der sämigen Soße mit fruchtigpf­laumiger Süße überzeugen. „Wenn Sie die Soße als Dip nehmen, machen Sie sie vorher warm“, rät der Soßenkoch aus Burgrieden bei Laupheim. „Das Aroma kommt über die Temperatur.“Zur heißen Currywurst sei das nicht nötig, da erwärme sich die Soße auf der Wurst. Das Rezept stamme von seiner Oma Hildegard, der „Wilden Hilde“. ANZEIGE

Überliefer­te Rezepte von den Großeltern liegen offenbar im Trend. Daniel Lubos setzt mit seinem Startup auf „den Ingwer“, den es immer bei seinem Opa gab. Heute nennt er das Getränk „Pearlins“und spricht von einer „Edel-Spirituose“: Nach dem Zuckergeha­lt sei es ein Likör, nach dem Alkoholgeh­alt ein Schnaps. Im März hat Lubos in Garching seine Firma gegründet, der Auftritt auf der Gusto ist sein erster Messestand. Ebenfalls aus der Nähe von München kommt der rote Basilikum-Blüten-Sirup der Firma „Blütenrein“. Wie der bekannte Holunder-Blüten-Sirup eignet er sich vor allem für Limonaden und Cocktails. Hergestell­t wird der Sirup aus rotem Basilikum der Sorte „African Blue“.

„Kräutertee vom Bodensee“heißt es am Stand der Lebens- und Arbeitsgem­einschaft Lautenbach aus Herdwangen-Schönach. Passend zur Jahreszeit gibt es den „Sauwettert­ee“mit neun Kräutern aus Demeter-Anbau. Lange Schlangen bilden sich immer wieder vor dem Stand der Hohenstein­er Hofkäserei: Die Messebesuc­her wollen Käse aus Büffelmilc­h probieren und einkaufen. Die Käserei bei Ödenwaldst­etten auf der Schwäbisch­en Alb hat sich auf Rohmilchkä­se aus Kuh- und Wasserbüff­elmilch spezialisi­ert.

Ölkooperat­ive ist mit dabei

„Was ist denn Leindotter?“will eine Messebesuc­herin am Stand der Ravensburg­er Ölkooperat­ive wissen. Neben Hanf-, Haselnuss- und Leinöl aus kalter Pressung gibt es auch Leindotter­öl zu kosten. „Das Öl der Kelten“, erklärt Claus Reutter von der Ölkooperat­ive. Die altbewährt­e Pflanze werde gerade erst wieder entdeckt. Der Name komme zum einen vom Lein, der der rankenden Pflanze auf dem Acker als Stütze dient. Zum anderen von der gelben, eidotterar­tigen Farbe.

Geschmackl­ich weiter in die Ferne schweifen die Aromen, die die Messebesuc­her am Stand der Firma Physi probieren: griechisch­es Olivenöl, Granatapfe­lund Mandarinen­saft sowie BergOregan­o aus Kreta. Was besonders gut ankommt, sind die Marmeladen: Konstantin­os Nottas empfiehlt eine Mirabellen-Marmelade mit griechisch­em Bergtee. Zum Süßen enthält sie Traubensaf­t.

Worauf es beim genussvoll­en Essen ankommt, darüber informiere­n die Mitglieder der Organisati­on Slow Food an ihrem Stand. Wichtig sei, sich saisonal, regional und bewusst zu ernähren. Dazu gehöre auch, dem Landwirt seine Produkte fair zu bezahlen, sagt Claus Rehm vom Slow Food-Convivium Oberschwab­en. „Dann muss er nicht das Tierwohl umgehen.“

Lokale Lebensmitt­el und Gerichte, die vom Aussterben bedroht sind, nimmt Slow Food symbolisch in die „Arche des Geschmacks“auf. Solche Arche-Passagiere sind zum Beispiel das Spitzkraut von den Fildern bei Stuttgart, der Würchwitze­r Milbenkäse aus Thüringen und die Albschneck­e von der Schwäbisch­en Alb. Neuerdings zählen auch die oberschwäb­ischen Seelen dazu.

Den Kopf gefüllt mit Informatio­nen und Anregungen, den Bauch voller leckerer Kostproben verlassen die Messebesuc­her oft schwer bepackt mit Einkäufen die Oberschwab­enhalle in Ravensburg. Viele haben die Gelegenhei­t genutzt, Spezialitä­ten einzukaufe­n, die es vor Ort nicht gibt. Bis zur nächsten Gusto sind sie nun wieder bei vielen Leckereien auf den Onlinehand­el angewiesen.

Wir haben vom Eröffnungs­nachmittag der Messe Gusto live berichtet. Alle Fotos, Videos und Eindrücke gibt es zum Nachschaue­n auf www.schwäbisch­e.de/messe-gusto

 ?? FOTO: ELKE OBERLÄNDER ?? Helmut Rauscher kommt mit dem Verkauf kaum nach: Der Büffelmilc­h-Käse von der Hohenstein­er Hofkäserei findet reißenden Absatz.
FOTO: ELKE OBERLÄNDER Helmut Rauscher kommt mit dem Verkauf kaum nach: Der Büffelmilc­h-Käse von der Hohenstein­er Hofkäserei findet reißenden Absatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany