Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Land investiert in Ravensburger Polizeirevier
Neue Zellen und bessere Arbeitsbedingungen in der Seestraße – Umzug erst in acht bis zehn Jahren
RAVENSBURG - Das neue Polizeipräsidium Ravensburg wird schon in gut einem Jahr seine Arbeit aufnehmen. Die Zentrale in Konstanz Folge der Reform im Jahr 2014 - ist dann für Oberschwaben Geschichte. Weil zum 1. Januar 2020 in der Gartenstraße 97 aber bei Weitem nicht der komplette Neubau fertig sein wird, braucht es Interimslösungen. Eine davon: Das Land nimmt für die seit Jahren geforderte Renovierung des Polizeireviers in der Seestraße doch noch Geld in die Hand: Für 1,2 Millionen Euro wird das „marodeste Dienstgebäude“Baden-Württembergs saniert.
Auf den ersten Blick scheint es ein Widerspruch, dass die Sanierung nach einer schier unendlichen Hängepartie ausgerechnet jetzt angegangen wird, wo der Bau einer mustergültigen neuen Polizeizentrale beginnt, die auch das Revier aufnehmen wird. Doch bis in der Gartenstraße alles an seinem endgültigen Platz ist, werden noch acht bis zehn Jahre vergehen. „Zu lange aus unserer Sicht, um das den Polizisten und auch den Besuchern in der Seestraße noch zumuten zu können“, sagte am Dienstag Hermann Zettler, Leiter des Ravensburger Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg.
Arbeiten beginnen im Dezember
Schon nächsten Monat beginnen deshalb die Arbeiten, die zumindest die schlimmsten Missstände in der Seestraße, aber auch in der Rudolfstraße beseitigen sollen: Die Dächer werden gerichtet, die Fassaden gereinigt, Wände und Decken gestrichen. Der Brandschutz wird verbessert, Umkleiden, Duschen und WC sollen auf einen modernen Stand gebracht werden. Die Elektrik wird neu gemacht, Fenster werden ersetzt und bekommen einen Sonnenschutz. Auch in die Sicherheit fließt Geld: Die Zellen werden vom Keller in das Erdgeschoss verlegt, der Eingang mit Wartebereich wird neu gestaltet. „Das ist auch für die Bürger, die mit der Polizei zu tun haben, ein wichtiges Signal“, sagte Gerold Sigg, derzeitiger Leiter des Polizeipräsidiums Konstanz.
Bis Mitte 2020 soll das renovierte Revier fertig sein, zur Freude von dessen Leiter Stefan Besenfelder und gut 120 betroffenen Kollegen. Uwe Stürmer, der das neue Präsidium plant: „Ich bin dem Land dankbar für diesen Schritt. 2020 haben wir dann nicht nur in der Gartenstraße eine neue Situation, sondern endlich auch im Revier eine deutlich bessere Lage.“Stürmer hatte 2010, damals noch als Leiter der Ravensburger Polizeidirektion, die zweifelhafte Auszeichnung für das „marodeste Dienstgebäude in Baden-Württemberg“entgegennehmen dürfen.
Derweil laufen schon die Vorbereitungen für den Start in der Gartenstraße. Bereits nächste Woche wird der Großteil der an diesem Standort verbliebenen Beamten in ein Gebäude in der Brielmayerstraße 2 in Weingarten umziehen. Dadurch können im Januar die Arbeiten am neuen Führungs- und Lagezentrum im künftigen Polizeipräsidium Ravensburg beginnen, das für die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee zuständig sein wird.
In einem ersten Bauabschnitt wird am Standort der früheren Polizeidirektion ein Neubau erstellt. Im zweiten Abschnitt wird der Bestand ANZEIGE abgerissen, im letzten Teil entsteht ein weiterer Neubau und erfolgt der Umzug des Reviers.
Forderungen aus der Kommunalpolitik, nach der Messerattacke Ende September künftig auch eine Wache zentral auf dem Marienplatz einzurichten, erteilte die Polizeiführung am Dienstag eine Absage zumindest vorerst: „Solange wir das Revier fußläufig in der Seestraße haben, ist das überflüssig“, so Gerold Sigg und Uwe Stürmer. Wenn alle Einheiten in die Gartenstraße umgezogen sind, müsse man aber neu über diese Frage nachdenken.