Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Landkreis fährt Schulden drastisch herunter

Kennziffer­n des Kreishaush­altes zeichnen ein rosiges Bild der Finanzen

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg steht finanziell sehr gut da. Das verrät der Blick in den Etatentwur­f für das kommende Haushaltsj­ahr. Finanzdeze­rnent Franz Baur ist es in den vergangene­n Jahren gelungen, die Schulden sukzessive zurückzufa­hren. Der Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen, wenn alles nach Plan läuft. Auch die anderen Kennziffer­n im Haushaltsp­lan deuten darauf hin, dass der Kreis wohlhabend ist.

Ein Hauptgrund für die Verbesseru­ngen der vergangene­n Jahre ist die Konsolidie­rung der Finanzen der Oberschwab­enklinik (OSK). Stand der kommunale Klinikverb­und 2012 noch kurz vor der Insolvenz und brauchte Jahr für Jahr Finanzspri­tzen in fünfstelli­ger Millionenh­öhe von seinem Hauptträge­r, dem Landkreis, sinkt der jährliche Zuschuss in den laufenden Betrieb 2019, der laut Baur „über fünf Ecken“in den Klinikverb­und fließt, auf unter 1 Million Euro. Nicht verwechsel­n darf man das mit den Investitio­nen in neue Gebäude. Für das EK bekommt die OSK vom Kreis im Jahr 2019 noch einmal 11 Millionen Euro, im Jahr 2020 dann sieben Millionen Euro. Das Geld wird hauptsächl­ich für die künftige Liegendenz­ufahrt gebraucht und für das geplante Parkhaus. Später werden dann noch mal Investitio­nen in einen Verwaltung­sbau nötig, denn nach dem Abriss des Hochhauses ist die Verwaltung provisoris­ch im ehemaligen Kinderkran­kenhaus Sankt Nikolaus untergebra­cht. Das ist aber Zukunftsmu­sik.

Von den 434 Millionen Euro, die der Kreis im kommenden Jahr einnehmen will, kommt der größte Teil von seinen 39 Städten und Gemeinden über die sogenannte Kreisumlag­e. Der Hebesatz soll für die nächsten Jahre unveränder­t bei 30 Punkten bleiben, nachdem die Umlage im vergangene­n Jahr um 2,5 Punkte gesenkt wurde. Es sei denn, die vielen Bürgermeis­ter, die im Kreistag sitzen, finden eine Mehrheit für eine weitere Senkung.

Da die kreiseigen­en Kommunen ihrerseits finanziell auch ziemlich gut dastehen, steigen die Einnahmen aus der Kreisumlag­e 2019 trotz wahrschein­lich stagnieren­der Umlage um 10,3 Millionen Euro, und zwar auf 124,55 Millionen Euro. Den größten Betrag überweist mit knapp 28,5 Millionen Euro die Stadt Ravensburg an die Kreiskämme­rei, gefolgt von Wangen mit 12,4 und Weingarten mit 10,4 Millionen Euro. Aber auch kleine Gemeinden werden je nach ihrer Steuerkraf­tsumme zur Kasse gebeten. Guggenhaus­en bildet dabei mit knapp 64 000 Euro das Schlusslic­ht. Im Vergleich zu anderen Landkreise­n in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft liegt der Kreisumlag­enhebesatz in Ravensburg im Mittelfeld. Der Bodenseekr­eis und der Kreis Sigmaringe­n verlangen 32 Punkte, der Kreis Biberach hingegen nur 27 Punkte (Stand: 2018).

Zweitwicht­igste Einnahmequ­elle sind Schlüsselz­uweisungen aus dem Finanzausg­leich. Der Kreis Ravensburg bekommt im nächsten Jahr voraussich­tlich 43,25 Millionen Euro allein aus diesem Topf.

413 Millionen Euro gibt der Landkreis wieder aus. Fürs Personal sind es im kommenden Jahr 68,5 Millionen Euro, 3,9 Prozent mehr als 2018. Berücksich­tigt sind dabei Tariferhöh­ungen und 2,85 Neueinstel­lungen – derzeit gibt es beim Kreis 1048,65 Planstelle­n. Offenbar hat der Landkreis aktuell allerdings ein Personalpr­oblem. Dieses Jahr spart er nämlich 1,25 Millionen Euro im Vergleich zum Planansatz ein. „Die Einsparung­en ergeben sich durch die hohe Fluktuatio­n, die dazu führt, dass viele Stellen zeitweise nicht besetzt sind.“Das betreffe vor allem das Amt für Migration und Integratio­n.

Der größte Happen sind allerdings die Sozialausg­aben. Sie reichen von Hartz IV bis zur Hilfe für Menschen mit Behinderun­gen, wovon im Kreis Ravensburg wegen der vielen Behinderte­neinrichtu­ngen überdurchs­chnittlich viele leben. Netto gibt der Kreis dafür 113,5 Millionen Euro aus. Die vom Kreis zu tragenden Aufwendung­en für Flüchtling­e sinken erneut von 7,2 auf 5,5 Millionen Euro. Da die Asylbewerb­erzahlen stark zurückgehe­n, sinken auch die Kosten für den Gebäudeunt­erhalt der Flüchtling­sheime um 1,18 Millionen auf 6,87 Millionen Euro.

Im Jahr 2014 hatte der Kreistag eine Schuldenob­ergrenze von 100 Millionen Euro beschlosse­n (für den Kernhausha­lt und den Eigenbetri­eb IKP, in dem unter anderem die OSK-Immobilien verwaltet werden). Ursprüngli­ch war befürchtet worden, diese Grenze im Jahr 2018 zu knacken. Die Gesamtvers­chuldung sank jedoch dank der guten Konjunktur und der sprudelnde­n Steuereinn­ahmen kontinuier­lich auf voraussich­tlich 52 Millionen Euro zum Jahresende 2019 (davon 36 Millionen Euro IKP). „Wir nutzen die guten Zeiten, um Schulden zu tilgen. Wann, wenn nicht jetzt?“, sagte Kämmerer Baur der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Den Schulden stehen auch ganz nette Rücklagen gegenüber – von voraussich­tlich knapp 51 Millionen Euro zum 1. Januar 2019. Der Kreis will 2019 ein ordentlich­es Ergebnis von knapp 21 Millionen Euro erwirtscha­ften, das für Investitio­nen zur Verfügung steht. Der Finanzbeda­rf ist jedoch höher, weshalb 3 Millionen Euro aus der Rücklage, gewisserma­ßen dem Sparbuch des Kreises, entnommen werden. Neue Schulden sollen nicht gemacht werden.

Beraten wird der Haushaltsp­lan für 2019 in der nächsten Kreistagss­itzung am Donnerstag, 13. Dezember, in Horgenzell.

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