Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Länge ändert sich, Sicherheitskonzept bleibt
Ravensburger Christkindlesmarkt dauert in diesem Jahr nach einer Kampfabstimmung bis 22. Dezember
RAVENSBURG - „Friedlich“und „stimmungsvoll“soll er werden, der Ravensburger Christkindlesmarkt, der am Freitag beginnt. Den Weg bereitet hatten dem Budenzauber allerdings erst eine Kampfabstimmung im Gemeinderat und überaus hitzige Diskussionen mitten im Hochsommer. Der Grund: Auf Wunsch des Handels greift dieses Jahr erstmals eine grundsätzliche Verlängerung bis 22. Dezember, unter Umständen künftig sogar bis 23. Dezember.
Grüne, SPD, Bürger für Ravensburg und Unabhängige Liste hatten sich energisch gegen die notwendige Änderung der Ravensburger Marktordnung gestemmt, waren aber mit 17:19 Stimmen von CDU, Freien Wählern und Oberbürgermeister Daniel Rapp überstimmt worden. Nach der alten Marktordnung hätte der Markt dieses Jahr am Mittwoch, 19. Dezember, schließen müssen. Diese Regelung war auch erst 2013 eingeführt worden – übrigens, um einen jahrelangen Streit um die Länge des Christkindlesmarktes zu beenden.
Der Ravensburger Handel fürchtete ob der kurzen Dauer und der Lücke bis zum Heiligen Abend Einbußen in Heller und Pfennig. Die Stadtverwaltung hatte diese Sorge aufgenommen – auch, weil sie einen „knallharten Wettbewerb“der Städte in der Region beobachtet. Und durch die geschlossene Marienplatztiefgarage werde der Ravensburger Handel ohnehin schwer belastet, hieß es.
Die Gegner der Verlängerung hatten dagegen erneut eine zunehmende Kommerzialisierung des Ravensburger Christkindlesmarktes kritisiert. „Der Handel weint, aber der Handel weint immer“, sagte Heike Engelhardt (SPD). Der Christkindlesmarkt sei auf dem besten Wege, seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren, und werde „immer mehr zu einer Fress- und Saufmeile“.
Kleinere Einzelhändler seien keineswegs von der Verlängerung begeistert, argumentierte Özan Önder von den Grünen. Gleiches gelte für viele Anwohner der Altstadt und die Vereine. Einige von diesen, die in Ravensburg traditionell einen Teil des Christkindlesmarktes und dessen besonderen Charme ausmachen, hatten in der Tat heftig protestiert und ihre Teilnahme aufgekündigt. Eine weitere Verlängerung sei mit den ehrenamtlichen Kräften nicht mehr zu stemmen, sagten mehrere Clubs. Am Ende konnte die Verwaltung diesen Streit aber weitgehen befrieden. „Wir sind mit dem Thema in der Vergangenheit vielleicht etwas zu statisch umgegangen“, so Bürgermeister Simon Blümcke. Jetzt müssen die Vereine ihre Stände nicht mehr zwingend von 11 bis 20 Uhr besetzen, sondern können erst um 14 Uhr anfangen oder auch schon eine Woche vor Weihnachten ihre Bude abschließen. Die bleiben übrigens bis nach Weihnachten stehen, weil der Abbau vor den Feiertagen nicht mehr rechtzeitig funktioniert. Weitgehend unverändert bleibt dagegen das Sicherheitskonzept, das Polizei und Stadt erst vergangenes Jahr nach dem Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz neu aufgelegt hatten. „Die Strategie hat sich gut bewährt“, sagte Stefan Besenfelder, Leiter des Polizeireviers Ravensburg, jetzt der „Schwäbischen Zeitung“.
Wegen der neuen Sicherheitsauflagen wird unter anderem wieder die Verkehrsführung für Busse geändert: Die Linie 3 darf während des Marktes nicht über den Marienplatz fahren und wird umgeleitet. Dazu sind die Stände auch in diesem Jahr kompakt angeordnet. Der Christkindlesmarkt wird sich auf den Platz zwischen Kornhaus, Lederhaus, Rathaus und Waaghaus sowie die Rathausstraße begrenzen.
Daneben gibt es den ReischmannWeihnachtsmarkt in der Bachstraße. Vor „Nordsee“und „Deutscher Bank“sind die Stände verschwunden und werden wieder in den „geschützten Bereich“integriert. Dieses Areal wird besonders abgesichert und überwacht. Alle Zufahrtsmöglichkeiten werden mit Pollern oder Betonklötzen versperrt.
Von einer Verlängerung des Christkindlesmarktes ist natürlich auch die Polizei betroffen: „Klar, wir müssen unsere Maßnahmen länger aufrechterhalten“, sagt Stefan Besenfelder.
Für Aufregung hatte vergangenes Jahr noch vor der Eröffnung des Marktes eine Bombendrohung auf Instagram gesorgt - ein schlechter Scherz, wie sich später herausstellte. Ein 19 Jahre alter Flüchtling hatte bei seiner Festnahme eingeräumt, das Bild vom Christkindlesmarkt und symbolischen Bomben gepostet zu haben - „aus Spaß“.