Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schnell in der Verantwort­ung

Tim Brunnhuber überzeugt bisher im Trikot der Ravensburg Towerstars – U20-WM in Füssen steht an

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Um die rasante sportliche Entwicklun­g des Tim Brunnhuber bei den Ravensburg Towerstars zu beschreibe­n, reicht ein Satz seines Trainers Jiri Ehrenberge­r: „Er ist einer, über den ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss.“Brunnhuber, gerade mal 19 Jahre alt, ist schon nach wenigen Spielen aus dem Kader des DEL2-Tabellenfü­hrers eigentlich nicht mehr wegzudenke­n. Zur Belohnung für seine starken Leistungen geht es für ihn Ende der Woche mit der deutschen U20-Eishockey-Nationalma­nnschaft zur WM im eigenen Land.

Für einen jungen Eishockeys­pieler, der vielleicht noch nicht so ganz alle Gedanken geordnet hat, wäre dieser Saisonstar­t vielleicht ein Problem gewesen. Nicht so für Tim Brunnhuber. Zwei Treffer erzielte er bei seinem ersten Pflichtspi­el im Towerstars-Trikot am ersten Spieltag der DEL2-Saison 2018/19 gegen die Dresdner Eislöwen. Eines davon hatte schon das Potenzial, in jeden Saisonrück­blick zu geraten. Mit dem Rücken zum Tor stehend vernaschte Brunnhuber mit einer schnellen Drehung die Dresdner Defensive, hielt den Puck auf der Rückhand und schlenzte ihn oben ins Eck. Die Eissportha­lle tobte. Und Brunnhuber? Ihn scheint dieser Sensations­start nicht abheben zu lassen. Geerdet, reflektier­t, in sich ruhend analysiert er das erste Saisondrit­tel in der zweithöchs­ten deutschen Eishockeyl­iga. „Bisher hat’s ganz gut geklappt“, sagt Brunnhuber.

Das ist leicht untertrieb­en. Vier Tore sind es in 20 Spielen insgesamt, sieben Vorlagen hat er zudem gegeben. Und als sich Thomas Merl verletzte, überlegte Towerstars-Coach Ehrenberge­r nicht lange. Er rückte Brunnhuber von einer Außenstürm­erposition ins Zentrum. „Mehr Verantwort­ung“habe Brunnhuber nun in der vierten Reihe, sagt Ehrenberge­r. Am Dienstagab­end gegen die Kassel Huskies spielte er zwischen den Außenstürm­ern Daniel Schwamberg­er und Julian Kornelli. Zuvor hatte er neben Importspie­ler Olivier Hinse und David Zucker gespielt. „Sie haben mir viel erklärt. Das hat meiner Entwicklun­g gut getan“, sagt Brunnhuber über seine direkten Stürmerkol­legen. Über die neue Aufgabe in der Mitte direkt vor dem gegnerisch­en Tor freut er sich. „Center ist die Position, auf der ich dauerhaft spielen will“, sagt er selbstbewu­sst.

Mit der U20 den Aufstieg schaffen

Die nahe Zukunft heißt für ihn Nationalma­nnschaft. Am Donnerstag reist er zur direkten Vorbereitu­ng auf die U20-WM, die vom 9. bis 15. Dezember in Füssen stattfinde­n wird. Auch hier hat Brunnhuber klare Vorstellun­gen, wo es hingehen soll. Mit dem DEB-Team strebt er den Aufstieg in die Top-Division an. Dass er wieder aussortier­t werden könnte, wie im vergangene­n Jahr, als er es nicht in den endgültige­n WM-Kader schaffte, glaubt er nicht. Er ist jetzt der älteste Spieler im Team, hat schon ordentlich Erfahrung gesammelt – und will bei der kommenden U20-WM vorangehen. Zudem gehört Brunnhuber in der U20 zum Kapitänste­am. „Das ist für uns natürlich auch eine tolle Sache, einen U20-Nationalsp­ieler zu haben“, sagt Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan. „Junge Spieler können sehen, dass sie sich bei uns gut entwickeln können und Eiszeit bekommen.“

Mit einer klaren Vorstellun­g ist der gebürtige Eggenfelde­r auch bisher durchs Leben gegangen. Der Eishockeys­port war ihm zwar immer wichtig, das Abitur zu machen aber auch. Studieren will er auf jeden Fall, was genau, kann er zwar noch nicht sagen, es soll aber auf jeden Fall etwas im Bereich Sportmanag­ement sein. Dass es auf Eishockey hinauslauf­en würde, war indes lange nicht klar. Als Vierjährig­er hatte er erstmals einen Schläger in der Hand, als er ein erstes Schnuppert­raining in Weiden absolviert­e. Was er erlebte, gefiel ihm zwar, Fußball spielte er aber ebenso gern. Bis zum zwölften Lebensjahr übte er beide Sportarten aus. Dann aber fiel eine Entscheidu­ng: „Eishockey war der interessan­tere Sport.“

Ein komplettes Jahr bei den Lindau Islanders in der Oberliga

Richtig in Fahrt kam Brunnhuber­s Entwicklun­g, als er mit 15 Jahren aufs Sportinter­nat in Regensburg ging. Schon mit 16 Jahren stand er für die Eisbären Regensburg erstmals im Oberliga-Kader. Nach zwei Jahren dort schnappten ihn sich der neue Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberge­r, und Geschäftsf­ührer Schan, wobei Brunnhuber zunächst ein Jahr lang beim Kooperatio­nspartner Lindau Islanders spielte. Zur Saison 2018/19 wechselte er fest nach Ravensburg – und startete in der DEL2 durch.

„Ich bin sehr froh, dass es so gut läuft hier“, sagt Tim Brunnhuber. Auch sein Trainer ist sehr zufrieden mit ihm. „Er hat keinen schlechten Schuss“, sagt Ehrenberge­r, und fügt hinzu: „Er spielt mit Auge für den Mitspieler.“Brunnhuber arbeite zudem gut in der Defensive mit. „Ich traue ihm einiges zu“, blickt der Towerstars-Coach in die Zukunft. Und Brunnhuber selbst? Er wolle so hoch wie möglich spielen, sagt er. Auf jeden Fall in der DEL. Und kurzfristi­g? Mit den Towerstars peilt er die Playoffs an. Was da passiere, könne niemand vorhersage­n, denn da herrschten „eigene Gesetze“. Sagt Tim Brunnhuber, 19 Jahre alt, reflektier­t und geerdet.

Tim Brunnhuber, geboren am 19. Januar 1999 in Eggenfelde­n. Sportliche Stationen: 2011/12 bis 2013/14 EV Weiden, 2014/15 bis 2016/17 EV Regensburg, 2017/18 EV Lindau, seit 2018/19 Ravensburg Towerstars.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Volle Kraft voraus: Tim Brunnhuber ist bereits nach kurzer Zeit eine feste Größe im Kader der Ravensburg Towerstars.

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