Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Schnell in der Verantwortung
Tim Brunnhuber überzeugt bisher im Trikot der Ravensburg Towerstars – U20-WM in Füssen steht an
RAVENSBURG - Um die rasante sportliche Entwicklung des Tim Brunnhuber bei den Ravensburg Towerstars zu beschreiben, reicht ein Satz seines Trainers Jiri Ehrenberger: „Er ist einer, über den ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss.“Brunnhuber, gerade mal 19 Jahre alt, ist schon nach wenigen Spielen aus dem Kader des DEL2-Tabellenführers eigentlich nicht mehr wegzudenken. Zur Belohnung für seine starken Leistungen geht es für ihn Ende der Woche mit der deutschen U20-Eishockey-Nationalmannschaft zur WM im eigenen Land.
Für einen jungen Eishockeyspieler, der vielleicht noch nicht so ganz alle Gedanken geordnet hat, wäre dieser Saisonstart vielleicht ein Problem gewesen. Nicht so für Tim Brunnhuber. Zwei Treffer erzielte er bei seinem ersten Pflichtspiel im Towerstars-Trikot am ersten Spieltag der DEL2-Saison 2018/19 gegen die Dresdner Eislöwen. Eines davon hatte schon das Potenzial, in jeden Saisonrückblick zu geraten. Mit dem Rücken zum Tor stehend vernaschte Brunnhuber mit einer schnellen Drehung die Dresdner Defensive, hielt den Puck auf der Rückhand und schlenzte ihn oben ins Eck. Die Eissporthalle tobte. Und Brunnhuber? Ihn scheint dieser Sensationsstart nicht abheben zu lassen. Geerdet, reflektiert, in sich ruhend analysiert er das erste Saisondrittel in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga. „Bisher hat’s ganz gut geklappt“, sagt Brunnhuber.
Das ist leicht untertrieben. Vier Tore sind es in 20 Spielen insgesamt, sieben Vorlagen hat er zudem gegeben. Und als sich Thomas Merl verletzte, überlegte Towerstars-Coach Ehrenberger nicht lange. Er rückte Brunnhuber von einer Außenstürmerposition ins Zentrum. „Mehr Verantwortung“habe Brunnhuber nun in der vierten Reihe, sagt Ehrenberger. Am Dienstagabend gegen die Kassel Huskies spielte er zwischen den Außenstürmern Daniel Schwamberger und Julian Kornelli. Zuvor hatte er neben Importspieler Olivier Hinse und David Zucker gespielt. „Sie haben mir viel erklärt. Das hat meiner Entwicklung gut getan“, sagt Brunnhuber über seine direkten Stürmerkollegen. Über die neue Aufgabe in der Mitte direkt vor dem gegnerischen Tor freut er sich. „Center ist die Position, auf der ich dauerhaft spielen will“, sagt er selbstbewusst.
Mit der U20 den Aufstieg schaffen
Die nahe Zukunft heißt für ihn Nationalmannschaft. Am Donnerstag reist er zur direkten Vorbereitung auf die U20-WM, die vom 9. bis 15. Dezember in Füssen stattfinden wird. Auch hier hat Brunnhuber klare Vorstellungen, wo es hingehen soll. Mit dem DEB-Team strebt er den Aufstieg in die Top-Division an. Dass er wieder aussortiert werden könnte, wie im vergangenen Jahr, als er es nicht in den endgültigen WM-Kader schaffte, glaubt er nicht. Er ist jetzt der älteste Spieler im Team, hat schon ordentlich Erfahrung gesammelt – und will bei der kommenden U20-WM vorangehen. Zudem gehört Brunnhuber in der U20 zum Kapitänsteam. „Das ist für uns natürlich auch eine tolle Sache, einen U20-Nationalspieler zu haben“, sagt Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan. „Junge Spieler können sehen, dass sie sich bei uns gut entwickeln können und Eiszeit bekommen.“
Mit einer klaren Vorstellung ist der gebürtige Eggenfelder auch bisher durchs Leben gegangen. Der Eishockeysport war ihm zwar immer wichtig, das Abitur zu machen aber auch. Studieren will er auf jeden Fall, was genau, kann er zwar noch nicht sagen, es soll aber auf jeden Fall etwas im Bereich Sportmanagement sein. Dass es auf Eishockey hinauslaufen würde, war indes lange nicht klar. Als Vierjähriger hatte er erstmals einen Schläger in der Hand, als er ein erstes Schnuppertraining in Weiden absolvierte. Was er erlebte, gefiel ihm zwar, Fußball spielte er aber ebenso gern. Bis zum zwölften Lebensjahr übte er beide Sportarten aus. Dann aber fiel eine Entscheidung: „Eishockey war der interessantere Sport.“
Ein komplettes Jahr bei den Lindau Islanders in der Oberliga
Richtig in Fahrt kam Brunnhubers Entwicklung, als er mit 15 Jahren aufs Sportinternat in Regensburg ging. Schon mit 16 Jahren stand er für die Eisbären Regensburg erstmals im Oberliga-Kader. Nach zwei Jahren dort schnappten ihn sich der neue Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberger, und Geschäftsführer Schan, wobei Brunnhuber zunächst ein Jahr lang beim Kooperationspartner Lindau Islanders spielte. Zur Saison 2018/19 wechselte er fest nach Ravensburg – und startete in der DEL2 durch.
„Ich bin sehr froh, dass es so gut läuft hier“, sagt Tim Brunnhuber. Auch sein Trainer ist sehr zufrieden mit ihm. „Er hat keinen schlechten Schuss“, sagt Ehrenberger, und fügt hinzu: „Er spielt mit Auge für den Mitspieler.“Brunnhuber arbeite zudem gut in der Defensive mit. „Ich traue ihm einiges zu“, blickt der Towerstars-Coach in die Zukunft. Und Brunnhuber selbst? Er wolle so hoch wie möglich spielen, sagt er. Auf jeden Fall in der DEL. Und kurzfristig? Mit den Towerstars peilt er die Playoffs an. Was da passiere, könne niemand vorhersagen, denn da herrschten „eigene Gesetze“. Sagt Tim Brunnhuber, 19 Jahre alt, reflektiert und geerdet.
Tim Brunnhuber, geboren am 19. Januar 1999 in Eggenfelden. Sportliche Stationen: 2011/12 bis 2013/14 EV Weiden, 2014/15 bis 2016/17 EV Regensburg, 2017/18 EV Lindau, seit 2018/19 Ravensburg Towerstars.