Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die EM-Wundertüte des Henk Groener
VALENCIA/PARIS (SID/dpa) - Mit dem Abflug zur Mittagszeit hat das EM-Abenteuer für die deutschen Handballerinnen begonnen. „Die Vorfreude ist groß, und jetzt kann es endlich losgehen“, sagte Kapitänin Julia Behnke, bevor sie bei spätsommerlichen Temperaturen in das Flugzeug kletterte. „Die Stimmung ist gut, die Anspannung steigt, wir brennen.“
Alles kann, nichts muss, lautet die Devise vor dem Turnier in Frankreich. Vom Trainingslager in Alicante aus ging es über Paris in die nordwestfranzösische Hafenstadt Brest, wo die neu formierte Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener am Samstag (15 Uhr; Eurosport und Sportdeutschland.tv) gegen Titelverteidiger Norwegen in die Vorrunde startet. Nicht bloß für Experten ist das mit sechs Turnierdebütantinnen gespickte deutsche Team eine Wundertüte. „Bei optimalem Verlauf werden wir Europameister. Wenn alles scheiße läuft, scheiden wir in der Vorrunde aus“, sagte Groener lapidar. Die EM werde zeigen, „wie weit wir sind. Und sie wird zeigen, woran wir in Richtung Olympia noch arbeiten müssen.“
Druck gibt es für den Nachfolger von Michael Biegler vor dessen erstem Turnier als Chefcoach nicht, der Deutsche Handballbund (DHB) verzichtete nach den schlechten Erfahrungen der Heim-WM ganz bewusst auf eine konkrete Zielsetzung. „Wir haben mit Henk keine Platzierung vereinbart. Wir wollen uns stetig in Richtung der Weltspitze entwickeln und mittelfristig ganz oben angreifen“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer bloß. Angesichts der „sehr schweren“Vorrundengruppe mit Rekord-Europameister Norwegen, Rumänien (Montag) und Tschechien (Mittwoch) sei schon das Erreichen der Hauptrunde eine „große Aufgabe“. Zumal zuletzt zahlreiche langjährige Leistungsträgerinnen wie die beiden Torfrauen Clara Woltering und Katja Kramarczyk oder Kapitänin Anna Loerper ihre internationale Karriere beendet haben. Und kurzfristig auch noch Rückraum-Ass Kim Naidzinaivicius (Innen- und Außenmeniskusriss) verletzt ausfiel. Henk Groener nimmt’s, notgedrungen, pragmatisch: „Wir haben viele Varianten ausprobiert, wie wir diesen Ausfall kompensieren können.“