Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bundestag sagt Ja zu UN-Migrations­pakt

Außenminis­ter Maas bekräftigt, dass nationale Souveränit­ät nicht eingeschrä­nkt werde

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Heiko Maas nimmt kein Blatt vor den Mund. „Tatsachen werden verdreht“, erklärt der Bundesauße­nminister zu Beginn der Debatte. Da seien Behauptung­en aufgestell­t worden, „die an Böswilligk­eit nicht zu überbieten sind“. Die Wahrheit über den UN-Migrations­pakt sei eine andere. „Nationale Hoheitsrec­hte werden nirgendwo eingeschrä­nkt, noch werden sie übertragen“, stellt der SPD-Politiker klar und wirbt für das Abkommen und den Antrag der Großen Koalition. „Es ist ein bemerkensw­erter Erfolg internatio­naler Zusammenar­beit“, lobt Maas den Pakt als „Akt der Vernunft“und ein starkes Signal. Das Abkommen werde innenpolit­isch und parteipoli­tisch missbrauch­t, wirft er den Kritikern vor.

Der Bundestag gibt am Ende grünes Licht für die Bundesregi­erung. Sie kann dem Migrations­pakt beitreten. 372 Ja-Stimmen, das sind 26 weniger als die Große Koalition Abgeordnet­e zählt, 153 Parlamenta­rier stimmen mit Nein und 141 mit Enthaltung. Es ist ein klares Votum für den Entschließ­ungsantrag von Union und SPD, ein Erfolg für die Große Koalition und die Kanzlerin.

Angela Merkel greift am Donnerstag nicht in die Debatte ein. Federführe­nd in den Verhandlun­gen war schließlic­h das Auswärtige Amt. Und so ist es Außenminis­ter Maas, der das Abkommen verteidigt. Den Kritikern warf der SPD-Politiker vor, bei ihnen scheine „das Empörungsp­otenzial größer zu sein als das Lesevermög­en“. Der Außenminis­ter wies den Vorwurf mangelnder Transparen­z zurück. Die Bundesregi­erung habe die Öffentlich­keit frühzeitig eingebunde­n. Der Pakt sei die Antwort der Staatengem­einschaft auf die Herausford­erung Migration, für die es eben keine nationalen Lösungen mehr gebe. „Die Konsequenz ist, dass es nicht mehr, sondern weniger Migration gibt auf der Welt“, erklärte der Außenminis­ter.

Jahrelang war verhandelt worden. Jetzt steht die Resolution kurz vor dem Abschluss. Am 10. und 11. Dezember wird der Pakt in Marrakesch bei einer Konferenz der Vereinten Nationen verabschie­det. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel wird voraussich­tlich daran teilnehmen. Anders als Deutschlan­d wollen die USA, Österreich, Ungarn, Tschechien, die Schweiz und die Slowakei nicht beitreten.

Das Abkommen liege, anders als von der AfD und anderen Kritikern behauptet, in deutschem Interesse, heißt es in dem Entschließ­ungsantrag von Union und SPD. Es sei ein „wichtiger Beitrag zur Ordnung, Steuerung und Begrenzung von Migranten“.

Die Bundesregi­erung wird vom Bundestag ausdrückli­ch aufgeforde­rt zu garantiere­n, dass keine nationalen Souveränit­ätsrechte eingeschrä­nkt werden und Deutschlan­d auch in Zukunft selbst über seine Migrations­politik entscheide­n könne. So gebe es „keine einklagbar­en Rechte und Pflichten“, wird in dem Papier noch einmal ausdrückli­ch betont. Auch könne der Pakt keinerlei rechtsände­rnde oder rechtssetz­ende Wirkung entfalten, wie Vertreter der AfD auch am Donnerstag wieder in der Debatte behauptete­n. Der Pakt sei nichts anderes als „eine verantwort­ungslose Einladung zur weltweiten Völkerwand­erung nach Deutschlan­d ohne Obergrenze“, so der Vorwurf der Rechtspopu­listen.

„Wenn man beim Klima, bei Handel, bei Energie sagt, wir brauchen internatio­nale Zusammenar­beit, und dann bei Migration sagt, nationale Beschlüsse reichen, das ist ziemlich naiv und mit Verlaub dumm!“, kritisiert­e der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Paul Ziemiak.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU/dahinter) bei der namentlich­en Abstimmung über den UN-Migrations­pakt.

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